Читать книгу Endometriose - Die unterschätzte Krankheit - Sylvia Mechsner - Страница 26
Stadien der Endometriose
ОглавлениеDas große Problem bei dieser Krankheit ist, dass sie von den betroffenen Frauen zunächst nur »gefühlt« werden kann.
Erst nachdem die Krankheit schon weit fortgeschritten ist, können wir Veränderungen im Gewebe erkennen und nachweisen. Doch bis dahin haben die Frauen bereits einen langen und schmerzvollen Leidensweg hinter sich.
Etwa 90 Prozent der Frauen, die später eine Endometriose bekommen, hatten bereits bei der ersten Regelblutung Schmerzen (primäre Dysmenorrhoe). Zu diesem frühen Zeitpunkt ist die Erkrankung noch nicht sichtbar und zunächst »nur« durch extrem starke Regelschmerzen charakterisiert (biochemische Ebene). Erst im Lauf der Zeit kommt es zu Veränderungen auf zellulärer Ebene: Jetzt finden Umbauprozesse in der Gebärmutter statt, genauer in der Übergangszone von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) und Gebärmuttermuskulatur (Myometrium), also der Junktionalzone. Daraus entwickelt sich eine Archimetrose, die später dann zur Adenomyose und letztlich zur Endometriose führen kann.
Man kann sich das wie ein ganz schwaches Erdbeben vorstellen, bei dem mikroskopisch kleine, quasi nicht sichtbare Risse im Gewebe entstehen. Was zunächst harmlos ist, führt mit der Zeit dazu, dass sich die Architektur des Gewebes der Junktionalzone verändert und aufbricht. Jetzt erst können wir die Gewebsveränderungen im 3-D-Ultraschall sehen. Wenn dann auch noch aktivierte Stammzellen in die Tiefe der Gebärmuttermuskulatur abwandern – aufgrund der Risse können sie das –, kommt es auch dort zur Ansiedlung von Endometriose-Herden. Jetzt können wir verdickte Mus-kelwände der Gebärmutter erkennen.
In dieser frühen Phase können bereits starke Regelschmerzen bestehen, ohne dass man per 3-D-Ultraschall sichtbare Veränderungen in der Gebärmutter sehen können muss. Übrigens muss es gar nicht jeden Monat zu starken Schmerzen kommen, denn das Ganze ist sehr abhängig davon, ob es eine Ovulation gab, also ob ein Eisprung stattgefunden hat. Denn nur dann erfolgt eine wirkliche Abbruchblutung, die dann typischerweise auch schmerzhaft ist. Zyklen ohne Eisprung können mit einer schmerzfreien Blutung einhergehen. Das irritiert viele junge Frauen, ist damit aber einfach zu erklären. Manche meiner Patientinnen entschuldigen sich regelrecht dafür, dass sie nicht immer diese schlimmen Schmerzen haben. Nicht nötig, ich glaube euch trotzdem!