Читать книгу Endometriose - Die unterschätzte Krankheit - Sylvia Mechsner - Страница 35
Wie wir die Endometriose-Herde untersuchen
ОглавлениеAus dem, was wir Ärzte während einer Bauchspiegelung sehen können – die unterschiedlichen Farben und Beschaffenheiten der Gewebe, die Wachstumsmuster und so weiter –, schließen wir, dass die Endometriose-Herde unterschiedlich aktiv sind.
Leider ist es bisher nicht möglich, die Aktivität, also zum Beispiel die Konzentration von bestimmten Gewebsbotenstoffen (etwa Prostaglandinen), zu messen, denn dazu müsste man die Herde quasi einzeln aus dem Körper »herausbeamen« können, um sie zu untersuchen. Das Problem: Beim Herausoperieren muss das Gewebe mit einer Zange angefasst werden, wodurch Gewebsdefekte entstehen. Dabei werden die Zellen derart gestresst, dass sie Gewebsbotenstoffe ausschütten, die jedoch nichts mit der Endometriose zu tun haben – wodurch es möglicherweise zu verfälschten Messergebnissen kommen könnte. Dennoch wissen wir, dass da eine ganze Menge los ist, weil wir »verdächtiges« Gewebe bei einer Operation natürlich trotzdem herausnehmen, um zu sehen, ob Endometriosezellen drin sind.
In der Pathologie wird das Gewebe dann weiter untersucht. Dazu wird eine Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE-Färbung) vorgenommen, bei der Zellkerne eingefärbt und Zellen somit sichtbar gemacht werden. Sollten sich dadurch Drüsen, also Stroma- und Epithelzellen finden, sowie Makophagen (Fresszellen), wäre die Diagnose Endometriose bestätigt.
Wir haben in meinem Grundlagenforschungslabor in der Charité zusätzlich umfangreiche immunhistochemische Untersuchungen an den Geweben durchgeführt. Dazu wurden diese in hauchdünne Scheibchen geschnitten, auf einen Objektträger gezogen und dann unter dem Mikroskop betrachtet. Auf diese Weise kann man das Gewebe analysieren. Je nach Fragestellung gehe ich spezifisch vor: Will ich beispielsweise wissen, ob Muskelzellen im Gewebe sind, nehme ich einen Antikörper gegen ein Molekül, das in Muskelzellen vorhanden ist. Wenn er dann an die Moleküle andockt, werden die Muskelzellen sichtbar – indem eine Färberaktion diese dann rot färbt. Das ist toll. So konnten wir an sehr vielen Endometriose-Präparaten nachweisen, dass sie sehr aktiv sind und besser verstehen, was da so alles passiert.