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Die Hauptrolle spielen Hormone

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Die Gebärmutter (oder lateinisch: der Uterus) ist ein Erfolgsorgan im hormonellen Regelkreislauf. Das bedeutet, sie entscheidet gar nichts, sie macht auch nichts von allein, sondern sie reagiert rein auf bestimmte Hormone. Alle Vorgänge in der Gebärmutter werden also von Hormonen gesteuert.

Und diese Hormone entstehen zunächst im Gehirn, genauer im Hypothalamus und in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Doch der Reihe nach. Alles beginnt im Hypothalamus, denn dort wird unser Schrittmacherhormon, das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), gebildet. Der Trick dabei ist, dass dieses Hormon pulsatil, etwa alle 90 Minuten, ausgeschüttet wird – und solange dieser Rhythmus beibehalten wird, ist auch alles in bester Ordnung.

Unter bestimmten Umständen, beispielsweise bei extremem Stress, wie er zum Beispiel durch Krieg, Flucht oder eine Hungersnot, aber auch aufgrund einer Magersucht ausgelöst werden kann, kann die Pulsation zum Erliegen kommen. Die Folge: Die Frauen bekommen keine Monatsblutung mehr. Bleibt die Regel über drei bis sechs Monate vollständig aus, spricht man von einer Amenorrhoe. Mit dieser Reaktion schützt sich der Körper vor einer Schwangerschaft in Notzeiten, die den Körper belasten würde. Das kann ein Grund sein, weshalb es auch in weniger heftigen Stressphasen mit viel Arbeit, Wechselschichten, Prüfungsstress und so weiter zu unregelmäßigen Zyklen kommen kann. Das ist also eigentlich gar nichts Schlimmes, sondern eine ganz vernünftige Reaktion des Körpers auf Stress. Doch viele Frauen werden total nervös, wenn ihr Zyklus nicht wie ein Uhrwerk funktioniert. Mein Tipp: Seien Sie nicht so streng mit sich und ihrem Körper, das kann mal passieren.

Findet die Pulsation jedoch regelmäßig statt, erreicht ausreichend viel GnRH die Hypophyse, die daraufhin damit beginnt, das follikelstimulierende Hormon (FSH) freizusetzen, das in Vesikeln (mikroskopisch kleinen Bläschen in Zellen) gespeichert ist. Mit dem Blut gelangt es zum Eierstock (Ovar), wo es an Rezeptoren andockt und die von Granulosazellen umgebenen Eizellen (Follikel) stimuliert – daher der Name follikelstimulierendes Hormon. Jetzt werden mehrere Eizellen zur Reifung angeregt. Die fleißigen Granulosazellen bilden derweil Östrogene, denn parallel zur Eizellenreifung soll die Gebärmutter auf den Fall vorbereitet werden, dass sich bald eine befruchtete Eizelle in ihr einnisten könnte: Unter dem Östrogeneinfluss baut sich also die Gebärmutterschleimhaut schön auf.

Parallel misst die Hypophyse nun die Östrogenkonzentration im Blut und registriert, wann genügend Eizellen auf dem Weg sind. Daraufhin nimmt sie Tempo aus der Sache, worauf die Konzentration von FSH im Blut wieder sinkt. Ab jetzt muss der schönste und beste Follikel es ohne FSH-Anschub allein schaffen – andernfalls gibt es eben mal keinen Eisprung. Dieser Follikel, der nun immer größer wird, produziert jetzt seinerseits Östrogen: Die Konzentration von Östrogen im Blut steigt weiter kontinuierlich an und die Gebärmutterschleimhaut baut sich weiter auf. Hat die Östrogenkonzentration ihren Höhepunkt erreicht, reagiert die Hypophyse erneut, indem sie nun das luteinisierende Hormon (LH) freisetzt, das schließlich den Eisprung (Follikelsprung) auslöst. 24 Stunden später geht der Follikel auf und die reife Eizelle löst sich aus der Follikelwand. Die Fimbrien (Schleimhautfransen des Eileiters) finden die Stelle am Eierstock, an der der Eisprung stattfindet, und nehmen die Eizelle in den Eileiter auf, wo sie – sollte sie auf Spermien treffen – befruchtet werden kann. Nach dem Eisprung ist die Eizelle ungefähr 24 Stunden lang befruchtungsfähig. Wird sie nicht befruchtet, stirbt sie ab.


Aus dem Follikel, der bisher die Eizelle beherbergt hat, bildet sich in der Zwischenzeit der Gelbkörper (Corpus luteum), der neben Östrogen auch das Gelbkörperhormon Gestagen produziert, zu dessen wichtigsten Vertretern Progesteron gehört. Das Progesteron sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut sich umwandelt (sekretorische Phase), um optimale Bedingungen für eine befruchtete Eizelle zu schaffen. Sollte es tatsächlich zur Befruchtung der Eizelle kommen, wird die Blastozyste (so heißt die befruchtete Eizelle jetzt) noch sechs Tage durch den Eileiter wandern, bis sie schließlich in der Gebärmutterhöhle ankommt, um sich dort niederzulassen.

Oldtimer Gebärmutter

Eine Gebärmutter, die 20 Jahre ihren Job gemacht hat – Schleimhaut aufbauen, alles für die befruchtete Eizelle vorbereiten, wieder vergeblich, also Schleimhaut wieder abstoßen und alles zurück auf Anfang –, darf auch ihre Macken haben. Bei einem Auto, das 20 Jahre gefahren wurde, können wir auch nicht davon ausgehen, dass es noch top in Ordnung ist und uns niemals im Stich lassen wird. Es ist also klar, dass es mit der Zahl der durch-gemachten Zyklen auch zu strukturellen Veränderungen (Adenomyose) in der Gebärmutter kommen kann, die nicht wieder rückgängig zu machen sind und möglicherweise später zu Störungen führen.

Endometriose - Die unterschätzte Krankheit

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