Читать книгу Endometriose - Die unterschätzte Krankheit - Sylvia Mechsner - Страница 32
Hohe Empfängnisbereitschaft
ОглавлениеEs ist erstaunlich, dass der weibliche Homo sapiens es schafft, trotz dieser sehr aufwendigen und komplizierten Vorgänge so viele Zyklen zu erleben – nämlich etwa 400 in einem Frauenleben, vorausgesetzt, dass keine Schwangerschaften auftreten und die Menopause mit etwa 50 Jahren eintritt. Eine echte Höchstleistung, immerhin kostet das eine Menge Energie! Die meisten Säugetiere sind nicht das ganze Jahr über empfangsbereit, sondern nur dann, wenn sie ihre Jungen auch versorgen können. Unsere Vorfahren stammen sehr wahrscheinlich aus Afrika, genauer aus der Region südlich der Sahara, wo das Klima ausgeglichen war. Später haben sie gelernt, durch Heizen, warme Kleidung und Vorratshaltung auch im Winter für optimale Bedingungen zu sorgen. Es ist ziemlich einmalig, dass wir Menschenfrauen, solange wir einen Eisprung haben, ununterbrochen fortpflanzungsfähig sind. Es wäre viel ökonomischer und angenehmer, wenn wir unserem Körper irgendwie beibringen könnten, dass er das anders regeln soll: Eisprung und Aufbau der Gebärmutterschleimhaut nur dann, wenn wir ein Baby haben wollen, zum Beispiel weil die wirtschaftlichen und persönlichen Voraussetzungen stimmen. Dann müssten wir Frauen nicht Monat für Monat bluten.
Doch so ist es leider nicht. Die Sache entwickelt sich genau entgegengesetzt: Offenbar ist die Geschlechtsreife abhängig von geografischen und wirtschaftlichen Faktoren, denn in den westlichen Industrienationen bekommen Mädchen ihre Blutung immer früher – zwischen dem zehnten und dem 13. Lebensjahr.1 Für dieses Phänomen gibt es verschiedene Erklärungsansätze. So könnten für die frühe Menarche Umwelteinflüsse, veränderte Ernährungsgewohnheiten, Gewichtszunahme, hohe Hygienestandards und die abnehmende körperliche Belastung verantwortlich sein. Also eigentlich alles Top-Argumente für Schwangerschaften, oder nicht?
Die Zyklusdauer
Der optimale Zyklus dauert 28 Tage und am 14. Zyklustag ereignet sich der Eisprung. Woher ich das weiß? Die Follikelphase (die erste Zyklushälfte, die mit dem ersten Tag der Periode einsetzt) ist variabel, aber die Gelbkörperphase (die zweite Zyklushälfte, die mit dem Eisprung einsetzt) ist stabil, sie dauert 14 Tage. Wenn also Frauen einen sehr kurzen Zyklus haben, dann reifen ihre Follikel schnell heran. Ist der Zyklus länger, dann deshalb, weil die Follikel länger für die Reifung brauchen. Frauen mit Follikelreifungsstörungen, wie sie beispielsweise für das polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) typisch sind, haben Zyklen von 33 Tagen und mehr.