Читать книгу Abenteuer in der Ferne - Tamara Mayer - Страница 23

Sonntag, 15.03.2015

Оглавление

Die Tage zuvor hörte man bei starkem Wind schon das typische Formel 1 Motorgeräusch, aber das war nur Training und Qualifying, heute ist erst der richtige Wettkampf. Das erste Rennen der diesjährigen Formel 1 Weltmeisterschaft. Außerdem für uns beide das erste Rennen, das wir live sehen. Eigentlich interessiert es mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, das Geräusch der Autos, das an einem Sonntag aus Opas Fernseher erklingt, nervt mich leicht, wenn ich es mir stundenlang anhören müsste. Aber es ist in Melbourne selbstverständlich ein riesen Event, und wenn wir schon hier sind… Außerdem habe ich die Tickets schon von Deutschland aus bestellt, zwar mit Versandkosten, aber dafür billiger, weil es Frühbucherrabatt gab. Zugegeben, ich wusste nicht, dass man die Tickets auch noch an der Kasse am selben Tag kaufen kann, dann hätten wir uns spontan entscheiden können. Morgens diskutieren wir noch heftig mit Analiese, Jess und Ole, wie wir zum Formel 1 gelangen. Mit dem Auto haben wir die blöde Parkplatzsuche, die Tram wird überfüllt sein, meint Analiese, und warum wir letztendlich doch nicht mit dem Taxi fahren, weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall entscheiden wir uns dann, zu Fuß zu gehen, eine halbe Stunde mit Campingstühlen und Essen im Schlepptau. Endlich angekommen, wollen wir uns nur schnell einen guten Platz sichern und dann kann jeder für sich das Gelände erkunden. Dachten die Deutschen. Analiese jedoch muss zuerst auf die Toilette, da sie es aber keinem von uns vieren sagt, führt das Ganze erst einmal zu einer Suchaktion. Als wir sie dann entdecken, rennt sie noch zu einem Sicherheitsbeamten, weil sie ein Pflaster braucht, da sie sich am Klo in den Finger geschnitten hat. Oh Mann… Nach einer halben Ewigkeit führen wir unsere Platzsuche fort und entdecken eine leere Sitzgelegenheit auf einem Hügel, direkt in einer Kurve. Schnell die Campingstühle aufschlagen und reinsetzen, hier bleiben wir. So, noch genau vier Stunden bis das Rennen beginnt. Abwechselnd überwachen wir unseren Platz, während die jeweils anderen sich Essen und Trinken holen oder auf die Toilette gehen. Das eingezäunte Gelände umfasst die Rennbahn um den See herum, Tribünen, Kioske und Autoausstellungen, vom Oldtimer bis zum Sportwagen. Als es dann endlich soweit ist, kommt sogar die Sonne noch raus und die Begrüßung für die Zuschauer beginnt mit einer Düsenjet Flugshow am Himmel, gefolgt von einem Qantas Passagierflugzeug, das seine Runden über unseren Köpfen dreht. Nach 58 Runden geht es zur Siegerehrung, die leider auf der anderen Seite des Sees stattfindet. Menschenmassen stürmen zur Start- und Zielgeraden, um eine gute Aussicht auf die Siegertribüne zu haben. Erster wurde Lewis Hamilton, und da er einen Mercedes fährt, wird sogar die deutsche Nationalhymne gesungen, was für ein schönes, heimatliches Gefühl, am anderen Ende der Welt. Nach der Siegerehrung ist es schon spät und wir gehen heim, schließlich haben wir Les auch noch versprochen, uns bei ihm zu verabschieden.

Angekommen in seinem Restaurant, ist er total glücklich, da er dachte, wir kommen nicht mehr und er doch extra für uns etwas gekocht hat. Ofenkartoffel mit seinem speziellen Gewürz und Chicken Wings. Er ist einfach so süß! Zum Abschied machen wir noch zu dritt ein Erinnerungsfoto und tauschen Nummern aus. Les ist sichtlich traurig, dass wir morgen weiterreisen, schließlich haben wir ihn oft unterhalten, wenn im Restaurant nichts los war und ihm hat es Spaß gemacht, uns zu bekochen und Tipps für die Stadt zu geben.

Zurück in der Wohnung fällt uns ein, dass wir unsere Lebensläufe, die wir extra für die Suche nach einem Farmjob anfertigt haben, noch bei Analiese ausdrucken wollten. Doch typisch Analiese, sie druckt die Dokumente nicht nur aus, sondern will sie mit uns noch durchlesen und korrigieren. Es beginnt eine zweistündige Diskussion und das, obwohl wir nur noch packen und schlafen wollen, um morgen früh loszukommen. Außerdem besprechen wir das Ganze im Wohnzimmer, in dem Jess schon längst schläft und Ole eigentlich auch ins Bett will. Wir sind sichtlich genervt, da sie uns zwar nur helfen will, aber gleichzeitig keine Ahnung hat, dass ein Backpacker-Lebenslauf etwas Anderes ist, als wenn man sich für eine feste Anstellung oder Ausbildung bewirbt. Zum Glück kann uns Ole helfen, ihr das zu verklickern, da er schon länger in Australien ist und auch schon einen Job hatte, und dafür nicht einmal einen Lebenslauf gebraucht hat. Denn welchen Farmer interessiert es, was du in Deutschland machst, solange du nicht zu dumm bist, um ein Messer in der Hand zu halten und zuverlässig bist. Nach einer Ewigkeit packen wir noch schnell unsere großen Rucksäcke zusammen und gehen ins Bett. Was für ein langer Tag.

Abenteuer in der Ferne

Подняться наверх