Читать книгу Kinderlandverschickung - Ted Moré - Страница 5

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Der Simulierer berichtet.

Wenn etwa ein Autofahrer neunzehnhundertzweiundsiebzig die Sauerlandlinie der Autobahn verließ um nach Dortmund rein zu kurven empfing ihn in der Dämmerung eine festlich beleuchtete Traumstraße die in die City der Ruhrgebietsmetropole führt. Begleitet wurde damals die Einfahrt in die europäische Bierhauptstadt mit einem Geruch von verfaulten Eiern, denn „Kalla Höschs Werke verhütteten und verbreiteten den Gestank von Schwefelwasserstoffsuperoxyd und schlimmer.

Heute ist nix mehr mit Kalla Hösch. Der Tierpark liegt da von dicken Bäumen umgeben und ein See lädt ein zum Umrunden.

Der Gestank von den faulen Eiern verließ den Autofahrer erst nach der Brücke über den Ruhrschnellweg, der von Kennern auch Ruhrschleichweg genannt wird, und da, an der ersten Ampel, erwartet den Einreisenden eine Knippskiste damit die Erfolgsquote der Executive in die Höhe geschraubt wird, ohne großen Aufwand an Menschen.

Ein Lächeln huschte immer über die Züge der Autofahrer, wenn wer über die Blitzanlage einen Sack stülpte und dann galt freie Fahrt dem Tüchtigen.

Da stand damals ein „Hochhaus“ von einer Krankenversicherung, und da in Dortmund nicht mehr so viel teure Unterhaltung stattfindet, sprengte man das Hochhaus weg.

Junka der oft nach Dortmund kurvte hatte nichts gegen „Pollis“ zu denen allgemein Bullen gesagt wird, während die Amerikaner der zwanziger Jahre den Ausdruck „Plattfüßer“ gebrauchten. Junka fand die Namensgebungen, der Satire-Zeitschrift „Pardon“, „Polli“ für sich passend und bürgerte sie sich ein. „Pardon“, die Satirezeitschrift sprach auch beim Gummiknüppel vom Erfrischungsstäbchen, was sich dann wieder durchsetzte und vom „Pinkelfritzchen“ sprach man als vom Wasserwerfer. Man empfahl auch Schildchen zur Erkennung: „Ich bin der Polli Herbert und wer bist du?“

Man sollte sich jetzt beeilen nach Dortmund zu kommen bevor die Stadt nur noch aus Borussia besteht, zu dem Schalker Ost-Lüdenscheid sagen, wogegen die Schalker ein Nordherner-Verein sind.

Dortmund. Früher ein Eldorado an Brauereien, Kneipen, Gasthäusern, stolzen Häusern die der Gaststättenbezeichnung aus dem Wege gingen und sich Haus Weitkamp und ähnlich westfälisch nannten, und so Bürgerlichkeit und Qualität voraussetzten. Stehbierkneipen luden einmal kurz an die Theke zu gehen, zu gucken wer da ist, was zu hören oder einfach nur um zu gucken, oder um zu sehen wie der Wirt das Bier zapft, was schon fast einer Religion gleichkam.

Alles weg!

Dortmunds Delikatess-Laden im Zentrum? „Was soll das denn sein?“

Schmiere aufs Brot aus der Tube! „Sale!“ „Sale!“ Sale!“

Stofflager bei Karstadt? - Im Norden ist Kanaken-Markt. Stoffe kosten Meter ein Euro!

„Kanaken?“ aus dem Hawaiianischen ist zum Schimpfwort geworden seit es die Legionäre brauchten um von ihren Heldentaten in Dien-Bien-Fu zu berichten.

„Malinkrodthof? Kanze hingehn, aber nimm n paah Mann mit Kalaschnikow mit, sonst siehsse alt aus!“

Kinderlandverschickung

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