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EINE EPISODE!

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Einen Unterschied zu der Düppelstraße lernte Junka vom Start weg kennen: Er setzte sich gerne auf die zwei Steinstufen die zu der Haustür hoch führten. Manchmal setzte sich sein Kumpel und Nachbarsjunge dazu und sie schauten in die Gegend, grüßten hie und da einen Vorübergehenden und, da Junka anfangs neu war, erfuhr er was über Land und Leute, wie man so schön sagt. Auf Fragen bekommt man Antworten, nicht immer gescheite, manchmal sogar doofe, aber wenn man nicht fragt, kann es einem geschehen, dass man blöd stirbt.

Also; „Dat is Tante Hetty Motzeck, die kommt manchmal bei meine Mamma und dann kladusen die!“ - Und: „Und jetzt kommt Jupp mit die Gummi-Fourt! Der muss beim Pastor immer dat Kreuz vore Beerdigungen hertragen!“ Jupp ging mit einem ziemlich ondulierten Gang, denn er wuchs nur so eben aus dem zehnjährigen Buben heraus und bekam von Geburt an ein paar runde O-Beine mit auf seinen Lebensweg. - Später erzählte man, dass der im Krankenhaus immer die Toten in die Leichenhalle fuhr. - Da soll mal was gewesen sein! - Pilo wusste was ganz Böses. - Plötzlich gab es keinen Jupp mehr.

Und dann kam einer daher den grüßte Achim mit: „Heil Hitler Bernhard!“ - Die Antwort kam: „Gelobt sei Jesus Christus!“

„Das ist der heilige Bernhard! Der wohnt da woirgends inne Tannenstraße und morgens, bevor der zur Arbeit geht, geht er erst in die Kirche und dann dreimal um die Kirche rummerum mit Rosenkranz und dann geht er arbeiten!“

Nun, so erfuhr Junka, später zwang man ihn, den heiligen Bernhard, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen und man steckte ihn nach Stuckenbusch ins Arbeitslager zu den „Blauen Dragonern!“ Die bekamen den Titel, weil sie mit blauem Arbeitszeug und einem Essnapf mit Strick an der Hüfte durch die Straßen marschierten, eskortiert von einem Schutzmann mit Tschako und Karabiner. Die Polizei hatte längst die graugrüne Uniform, aber Anfang des Krieges zog man ältere Männer zur Hilfspolizei und die steckte man in die alten, dunkelblauen Uniformen mit Gamaschen und hohen Schnürschuhen,

Markt heißt demnach gesundes Geschäftsstreben.

Junka kannte bereits den Markt, und jetzt, da er weder in den Kindergarten noch in die Schule musste stand er gerne an einem Stand wo Reklame gemacht wurde für gesunden Tee, denn das Tee gesund war wusste ein Jeder, doch der ihn kaufte bekam kostenlos auf raffinierte Art und Weise eine Krankheit eingeredet. Der Tee schadete bestimmt nicht, sonst wäre der Marktmeister gekommen und hätte verboten. Da konnte man ganz sicher sein.

Es gab auch Spezialisten die Chromputzmittel verkauften und Hochglanz versprachen. Den Glanz offerierten sie kräftig reibend und wienernd koram Publikum. Auch würzten sie ihre Redensarten mit gemäßigten Witzen, weshalb sie immer reichlich Zuhörer bekamen.

Junka kannte den Markt Platz, denn einmal kam Wadeck nach Hause und brachte ein Kinderfahrrad mit auf dem Junka Radfahren üben musste, und dazu gingen sie auf den Marktplatz der Albert-Leo-Schlageter-Platz heißt. Da fuhr Junka einige Runden um einen Baum der mitten auf dem Platz stand und von einem runden Blumengarten mit Sträuchern hinter einem runden Eisengitter Irgendwas andeutete. Wenn nun kein Markt stattfand, dann spielten die Kinder auf dem Platz Fußball, Handball, Brennball, Hockey und mit den kleinen Kugeln aus Ton die sie Knicker nannten und die es zehn Stück zu einem Pfennig zu kaufen gab. Da grub man ein kleines Loch in den Boden und schnippte mit dem Finger die Kugeln hinein und wer die meisten per Schnibbel hineinschob der war Sieger.

Ein anderer Zeitvertreib ist der Kreisel der mit einer Peitsche angetrieben wird. Die Härte dazu ist der Eisdopp. Größer als der Kreisel, mit gusseiserner Spitze und so rollt er ab von einer Schnur in die er sorgfältig eingerollt ist. Es gab auch das Pinnchen kloppen. Ein Rundholz vorn und hinten angespitzt liegt quer über einer länglichen Vertiefung und wird von da mit einem Stecken per Hub in die Luft geschleudert, dann schlägt man mit dem Stecken unter das angespitzte Holz und hält es mit Schlägen in der Luft bis es runterfällt. Jeder Treffer zählt, und wer die meisten Treffer hat ist Sieger.

Da war aber auch Garnichts dabei das er mitbrachte an den Albert-Leo-Schlageter-Platz. Er hatte einen Sandkasten und sein Dreirad. Damit spielten auch die Kinder die ihn besuchten. An Regentagen spielte er allein mit seiner Burg und den Soldaten deren Zahl und auch Fahrzeuge sich jährlich zum Weihnachtsfest erhöhten. Aber Brennball und Schlagball? Nein, solche Spiele kannte er nicht. Andererseits ermöglichte die Ruhrstraße mit der unebenen Straßenbelegung auch solche Spiele gewiss nicht.

Nun kamen die Ostertage in der neuen Umgebung und Junka suchte zum ersten Mal Ostereier im neuen Garten, und das gefiel ihm sehr. Die Furchen der Gärten sahen stramm aus wie gegossene Soldaten und sie wichen keinen Gedanken nach links oder rechts. So korrekt kann nur wer sein der sich vor seinen Nachbarn nicht als Versager hinstellen wollte. Die Gärten sollten zusätzlich Lebensmittel für den täglichen Gebrauch bringen, aber es sah teilweise so aus, dass sie auch dazu da sind zu Festlichkeiten den Kauf von irgendwelchen Blumen zu verhindern. Das aber reichlich. Junka imponierten die geraden Linien und das frische, keimende Grün des Frühlingsfestes Ostern. Dazu die bunten übersüßten Ostereier, das Pappdeckel-Ei mit der eingebauten Überraschung. Was will ein Junge mehr. Es gefiel ihm so gut, dass es in diesem Jahr vor seinem Schulbeginn seine liebsten Ostern wurden.

Die neue Umgebung gefiel ihm sehr. Sie war halt ganz einfach etwas besser und er musste deshalb öfter bei Begrüßungen einen „Diener“ machen.

All diese Spiele der Kinder, die Junka allerdings nicht immer gerne tat, wurden schon mal unterbrochen, dadurch dass Junka eine Besorgung zu erledigen hatte, oder für Donna Clara irgendwo hinmusste. Das musste er, wenn auch ungern, tun. Solche Gänge gestalteten sich oft als unangenehm. Es gab da nämlich Unterschiede die sich durch einen besonderen Unterscheidungsgrad auswiesen. Es gab Einkäufe in einem Laden in dessen Nähe sich eine angriffslustige Menge Kinder herumtrieb. Auch erschienen manche Erwachsene die konnten beim besten Willen keine Kinder leiden und betrachteten sie als böse Feinde die erzogen werden mussten, was sie oft hinterhältig und böse versuchten.

Junka ging schon mal mit Donna Clara zu Besuch zu einer Tante Mia Bortelstein. Die hatte drei Kinder die aber meistens nie da waren, wenn Junka zu Besuch kam. Sie lernten irgendwo in einer besseren Schule die in der Nähe ihrer „berühmten“ Großeltern lag, so dass die Kinder oft den ganzen Tag über bei den Großeltern blieben. Er lernte sie auch nie genau oder überhaupt kennen, aber Tante Mia machte irgendeinen Eindruck auf Donna Clara und beide verkauften auf dem Markt, zumal Tante Mias Brüder auch einen Handel mit Obst und Gemüse betrieben.

Die Nachmittage bei Tante Mia erfüllten sich mit Zigaretten rauchen und Kaffee trinken, Tante Mia war eine starke Raucherin, Donna Clara rauchte, weil sie sich dann irgendwie vorkam. Sonst nichts. Nur, Tante Mia war was Besonderes, denn Donna Clara kochte zu diesen Gelegenheiten echten Bohnenkaffee und nicht halb Kathreiners und ein viertel Lot Bohnen.

Kinderlandverschickung

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