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Noch eine Episode.

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Tante Mia wohnte mit Familie in einem großen Haus in der Overberg Straße. Unten im Haus war ein Kolonialwaren-Laden der das ganze Haus mit seinen verschiedenen Gerüchen einnebelte. Manchmal roch es nach Petroleum, manchmal nach Fisch und manchmal undefinierbar. Da Parterre ein Laden vermietet war blieb als Hauseingang nur der Gang über den Hof. Da baute der Hausherr vor den Hauseingang einen Windfang aus Holz, ohne Fenster, den man durch einen Wind abhaltende Tür betreten musste, um dann drei Treppenstufen höher die Haustür zu erreichen. Manchmal erreichte man, dass man die Treppenstufen erreichte, wenn man schnell, während die Tür langsam zu fiel, im Hellen die Treppen erreichte. Da geschah es schon mal, dass die Holztür, vielleicht durch einen Stein oder durch ein Stück Holz am Zuklappen gehindert wurde. Dann stand da, wie aus dem Boden gewachsen, der Kerl da der das Sagen hatte, vielleicht gehörte ihm auch das Haus, und der stellte Fragen ob man sich denke, dass er für die dusselige Landschaft rundherum heizen würde, und ähnliche Spinnereien. Recht unangenehm für kleinere Buben.

Nun musste Junka noch einmal da hin und an einem Abend.

Es schien der Mond. Junka versuchte den Trick mit der Tür, denn es gab kein Licht im Treppenhaus. Also Tür auf rein und los, da geht noch eine Tür auf „Patsch“ haut ihm einer eins ins Gesicht. Junka strauchelt und stolpert irgendwie die Treppe hoch, knallt vor eine Bretterwand, fällt die drei Stufen, die er soeben genommen hat, runter, knickt mit einem Bein um und stolpert über das andere. Er verliert das Gleichgewicht und saust mit seinem gesamten Gewicht durch die offene Tür nach draußen. Er hört nur noch die Worte „Verdammter Sauhund!“ und „Hier Kommsse mich nich ma inne Bude!“ Dann kracht die Tür ins Schloss.

Was soll er tun? Sechs Jahre alt, keine Beziehungen zu starken Männern die gerne sagen: “Bloß keinen Streit vermeiden?“- Junka redete sich zu Hause bei Donna Clara glaubhaft so aus, dass die Haustür verschlossen gewesen sei und er nichts ausrichten konnte.

Das Schicksal ist so eine Sache. Die Rachegedanken eines kleinen Jungen sind auch nicht gerade fantasielos. Sie gehen von „dicke Steine schmeißen“ bis „Warte mal, wenn ich groß bin!“ Weiter kaum.

Bisweilen ist die Zeit auf solche Dinge eingestellt und sagt sich: „Eine kalte Rache schmeckt viel besser!“ Und da steht wohl Einer über den Wolken der für geprügelte kleine Jungen immer eine Überraschung bereithält. Der macht verkniffene Augen, wenn er Kerle sieht die eng an einem Haus vorbeigehen, wenn da eine Frau auf der Fensterbank steht und ihre Fenster putzt. So sah Junka den Typen der ihm eine reinhaute und dachte sich was: „Der kuckt Frauen unter die Kleider, weil er wissen will was die für Unterhosen haben!“ Junka verbreitete das unter seinen Kumpels und die sagten dazu: „Die Drecksau!“ Und einer wusste noch was und sagte: „Die verkommene und versoffene Drecksau!“

Für diese Volksbeobachter hat die ordentliche Hausfrau immer eine Überraschung bereit, denn sie trägt für Arbeiten im Freien einen gepflegten, warmen, zwei-rechts-zwei-links- gestrickten Schlüpfer der fast bis zu dem Knieen geht. Männer nennen so eine Unterhose einen „Liebestöter“!

Und Junka nahm sich was vor. Er stellte sich vor Donna Clara putzt die Fenster und der Sauhund kommt daher, und wenn er gerade unter dem Fenster steht, dann gibt Junka dem Wassereimer einen Schubs und dann kriegt der den auf den Kopf. Und er nimmt sich vor darauf in Zukunft zu achten und lauert.

Doch wie bemerkt, kleine Buben haben den lieben Gott als Freund.

Im besagten Haus holen die Mieter sich das Wasser aus einem Wasserhahn auf dem Flur. Da steht dann das Wasser in der Wohnung auf einer Wasserbank im weißen Emaile-Eimer mit einem danebenliegenden Schöpflöffel, aus dem Durstige auch mal schnell einen großen Schluck trinken.

Das Geschehnis, von dem hier berichtet wird, liegt in der Zeit da Junka noch in der Düppelstraße wohnt. Da steht Donna Clara auf der Fensterbank des Fensters zur Straße hin als eine Bekannte des Weges kommt und nach dem Üblichen: „Bisse am Fenster am Putzen?“ mit „Hasse schon gehört?“

„Was denn?“

„Dat mit die Leutschach!“

„Die wohnt doch in dat Haus wat dem Blödmann gehört! Der is doch immer besoffen!“

„Ja, und die Leutschach holt Wasser aufen Flur, da kommt er raus und sacht für ihr „Dumme Sau“, mainze meine Frau ist die Putzfrau für dich? Wasser holen und den ganzen Flur Vasaun? Dann hatta ihr wohl eine geklebt und die hat den Eimer Wasser fallen lassen und ist in ihre Wohnung. Da issa ihr einfach nach und hat schlafuttert und geschnauzt sie soll ihre Klamotten packen und auße Bude verschwinn! - Da is woll ihr Mann, der hat doch nur ein Ahm außen Kriech nach Hause gebracht, da is der außen Bett, weila Nachtschicht hat. Dä is doch Schrankenwärter beide Zechenbahn. Da hatte den angebrüllt und verdammten Krüppel für ihn gesacht und wollte ihn anne Wäsche. Abba dä Leutschach der hat in ein Ahm so fiel Kraft wie andere in zwei Beine und hat ihm auße Wohnung aufen Flur gehauen. Da hat dat Aaschloch die Pollezei geholt und die is gekomm!“

„Und dann?“

„Und dann? Du daafs doch in Deutschland nich einen Kriegsinvaliden wat antun. Da machse dich strafbar!“

„Wat ist mit Lutschacks?“

„Die sinn ausgezogen!“

„Wohin?“

„Irgenzwo da inne Nähe von Markt!“

„Sso!“

„Also weiß Bescheid. Bis die Tage!“ und die Frau geht und Donna Clara weiß was Neues für Wadeck, wenn der von der Arbeit heimkommt.

Junka aber hat auch was zu erzählen, denn ein paar Wochen später fällt der Kerl der kleinen Buben verhaut und sich an fremden Frauen vergreift vom Dach seines Stallgebäudes und bricht sich den Hals, und da stellt man fest: Sein Haus ist auch versoffen!

So tut der liebe Gott auch manchmal Gutes für kleine Buben.

Kinderlandverschickung

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