Читать книгу Umwege zu R. - Ulf Häusler - Страница 13

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3. Kapitel

Die Feier des 1-jährigen Abis hatte Fietje als recht erfolgreich empfunden, denn mit dem Mädchen, das er damals für den Abend ‚abgeschleppt‘ hatte, wie es im Jargon der Jungs hieß, hatte er noch ganz vergnüglich eine Stunde in seinem Auto verbracht, nachdem er mit ihr auf einen einsamen Waldparkplatz gefahren war. Sie war für eine ganze Menge zu haben gewesen, aber von einem richtigen Zusammensein wollte sie nichts wissen. Dass Fietje das auch nicht wollte, verschwieg er wohlweislich. Denn er hatte einen ziemlichen Ruf als ‚Weiberheld‘ zu verlieren. Dass der völlig übertrieben war, hätte er nie und nimmer zugegeben. Er hatte nämlich schlicht Angst, dass er den Ansprüchen der jeweils Angebeteten nicht gerecht werden könnte, weshalb er bisher erst ein einziges Mal mit einer richtig geschlafen hatte – ob die mit seiner ‚Leistung‘ zufrieden gewesen war, war ihm damals verborgen geblieben.

Das alles lag nun schon – gefühlt - Jahre zurück – Fietje kam es wie eine Ewigkeit vor. Einschließlich seiner Schulzeit zu Hause. Die Eltern hatten, kurz bevor er aufs Gymnasium kam, ein sehr, sehr schönes Haus in einem Ortsteil von Reichelsheim gebaut, weil die Grundstücke dort nur halb so teuer waren, wie in der 18 km entfernten Kreisstadt, wo der Vater arbeitete. Obwohl er ein eher schweigsamer Ostfriese geblieben war, hatte er sich im Laufe der Jahre bis auf die Ebene unterhalb der Geschäftsführung hochgearbeitet.

Die Eltern hatten die Hoffnung auf ein Kind längst begraben gehabt, aber dann war Rose doch noch schwanger geworden – das Resultat war ein kleiner Friedhelm geworden, dessen Vorname den Großeltern so fremd vorkam, dass daraus ein Fietje wurde – dabei war es dann geblieben. Knapp zehn Jahre später war der Vater mit nicht einmal 60 Jahren in den Ruhestand geschickt worden. Da man seinem recht jungen Nachfolger noch nicht alles wirklich für den Job eines Chefentwicklers Notwendige zutraute, hatte man dem Frührentner Hein einen sehr gut dotierten Beratervertrag gegeben, der es den Eltern ermöglichte, die Schulden auf ihrem Haus komplett abzutragen. Es blieb sogar noch ‚ordentlich was über‘, wie Rose es formulierte. Anfangs hatte dem Vater das Rentnerdasein überhaupt nicht behagt, aber der junge Juniorchef seines Unternehmens hatte im ganzen Unternehmen eine Verjüngung durchgesetzt, wenn auch sehr zum Missvergnügen seines Vaters, der in den Beirat gewechselt hatte. Der Vater hatte zum Ausgleich für den Beratervertrag des ‚alten‘ Hein Petersen gesorgt:

„Junge, der Meyerling schafft das noch nicht. Ich habe dem alten Petersen deshalb einen Beratervertrag gegeben, da kann der Deinem jungen Mann noch ein wenig anleiten.“

Ein viertel Jahr später war der Junior froh über die väterliche Entscheidung gewesen und als Hein Petersen nach fünf Jahren Beratung aufhören wollte, war der Junior fast verzweifelt.

„Der ist noch nicht so weit, Herr Petersen. Bitte bleiben Sie noch – wenigstens noch ein Jahr.“

„Doch Herr Karein – inzwischen kann er’s. Und vieles sogar besser als ich. Das, worauf es ankommt, nämlich die maschinelle Vorbereitung für den Ausstoß der Design-Vorlagen, beherrscht er inzwischen so gut wie ich. Und wo jetzt die Maschinen zunehmend EDV-gesteuert arbeiten – also das kann er sogar erheblich besser als ich.“

So ließ Karein Junior den alten Petersen ziehen – der Senior lud ihn nochmal als Dankeschön zu einem Essen in ein Sternerestaurant ein.

„Darf ich meine Frau mitbringen?“ hatte Petersen den Senior gefragt. Und der hatte geantwortet:

„Wenn ich meine auch mitbringen darf?“

Der Junior erfuhr von dem Essen, weil der Vater die Rechnung seiner Sekretärin gegeben hatte – er wollte das Geld wieder zurückhaben.

„Mehr ist Dir nicht eingefallen?“ hatte der Sohn den Vater angeflachst.

„Nö.“

„Ich setze noch einen drauf Vater. Der Petersen war wirklich ein Glücksgriff für unsere Company. Ich schenke ihm und seiner Frau noch eine 3-wöchige Reise. Vielleicht nach Zypern.“

Karein Senior grinste seinen Sohn süffisant an:

„Na siehst Du, geht doch.“

Fietje war in der von der Uni vorgesehenen kürzest möglichen Zeit mit dem Studium fertig geworden. Erst hatte er seinen Bachelor mit 2,1 gemacht und anschließend noch den Master, den sogar mit 1,6. Woraufhin ihm einer der Professoren eine Assistentenstelle anbot mit der Aussicht, ihm eine Promotion zu ermöglichen.

„Herr Petersen, Sie wissen ja, dass alle meine Assistenten es mit der Promotion schaffen, gut der eine schneller, der andere braucht ein wenig länger. Wie das halt so ist.“

Fietje wusste, dass der Prof seine Assis regelrecht verschliss: Sie waren Korrekturassistenten, mussten ihm seine wissenschaftlichen Aufsätze vorbereiten, ihm alle Reden schreiben, in seinen Seminaren als Staffage herumsitzen – zum Arbeiten an ihrer Promotion kamen sie eher selten bis gar nicht. Er kannte die jungen Kollegen eigentlich nur als total gefrustet und wusste, dass sie, wenn sie endlich fertig waren, auf Grund ihres Alters Mühe und Not hatten, noch einen Job zu finden. Seine Antwort war entsprechend – wenn auch teilweise geflunkert:

„Das ist sehr ehrenvoll Herr Professor, aber ich muss sehen, dass ich Geld verdiene, denn ich stehe kurz vor der Heirat und meine Freundin – na ja, sie ist halt schwanger. Promovieren würde ich gerne, aber würden Sie es mir gestatten, das als Externer zu machen?“

„Nun, das schafft zwar kaum einer, der richtig im Berufsleben steht, aber wo ich Ihnen eine Promotionsmöglichkeit angeboten habe – versuchen können Sie’s ja. Haben Sie denn schon ein Thema?“

„Ja durchaus. Ich dachte an eine Arbeit über ein Software-Programm, das für Banken die Risiken bei Eigengeschäften minimiert.“

„Ich weiß nicht so recht, Herr Kollege, ob das ein Thema für eine Promotion wäre – das wäre eher etwas für eine Masterarbeit, will mir scheinen.“

„Darf ich mir denn mal etwas überlegen und dann mit einer Stoffsammlung und einer eventuellen Gliederung der Arbeit zu Ihnen kommen?“

„Wie kommen Sie denn auf das Thema?“

„Ich habe mich bei der Firma ‚ITSolutions AG‘ in Frankfurt beworben und die wollen mich offenbar einstellen. Die arbeiten an IT-Lösungen zur finanziellen Risikominimierung.“

Fietje entging nicht das Leuchten in des Professors Augen. ‚Der sieht sich schon mit fett dotierten Gutachten‘. dachte er und lag wohl richtig, denn die professorale Antwort war ziemlich knapp, aber klar:

„Gut, versuchen Sie’s. Und melden Sie sich, wenn Sie so weit sind.“

Fietje hatte sich gleich nach Ende des Studiums nicht nur in Frankfurt bei der ITSolutions AG beworben, sondern sogar noch vor dem ersten Vorstellungsgespräch Darmstadt und seiner dortigen Alma Mater den Rücken gekehrt und in Frankfurt-Sachsenhausen tatsächlich ein 1-Zimmer-Appartement ergattert. Die Vermieterin war eine junge Frau, recht hübsch eigentlich, aber für seinen Geschmack viel zu mollig. Und er hoffte im Stillen, dass die ihm die kleine Wohnung nicht deshalb vermietet hatte, weil sie hoffte, dass sich Fietje ein wenig um sie ‚kümmern‘ würde. Er stellte aber kurz nach seinem Einzug fest – sie bewohnte in dem 4-stöckigen Altbau die oberste Etage – dass sie in ‚festen Händen‘ war. Der zugehörige Partner war ein wenig älter als sie, trug schon Bauch und den mit einer gewissen Grandezza. Später erfuhr er, dass er bei der Sparkasse arbeitete.

Fietje war erleichtert, denn er war zwar ein Fan von hübschen Frauen, insbesondere, wenn sie nur kurzzeitig etwas von ihm wollten, aber das nur, wenn sie rank und schlank waren. Mollig war ihm unangenehm, allenfalls etwas kräftigere Hüften konnte er sich noch vorstellen, aber ja keine volle Oberweite. Im 2. Semester hatte er mal ziemlich angetrunken eine ‚dralle Deern‘ mit zu sich genommen, die sich dann irgendwie in paradiesischem Outfit auf ihn gesetzt hatte. Das war zwar ein schöner Anblick gewesen, aber als das innige Beisammensein zu seinem natürlichen Ende kam, beugte sie sich seufzend über ihn und er erinnerte sich noch voller Schrecken, dass er zwischen ihren Brüsten fast erstickt wäre. Seitdem achtete er stets auf die Oberweite seiner zeitweiligen Partnerinnen und war zu der Erkenntnis gekommen, dass klein, fest und zart ihn viel mehr anmachte. Und sehr, sehr selten dachte er auch mal weiter, nämlich dass er eines fernen Tages vielleicht mal für immer mit einer Frau zusammen sein wollte und wenn die dann älter würde und vielleicht Kinder von ihm hatte, zu viel Oberweite mit Sicherheit den Gesetzen der Schwerkraft folgen würde. Dann musste er jeweils grinsen und erfreute sich wieder an klein, fest und zart.

Das Bewerbungsgespräch bei der ITSolutions AG war aus seiner Sicht ganz zufriedenstellend verlaufen. Zum Glück hatte er von seinen Eltern wenig von der ostfriesischen Wortkargheit geerbt – wenn seine Eltern extrem introvertiert geraten waren, war ihm eher das Gegenteil zuteil geworden. Er redete viel und gerne und hatte zumindest fachlich auch fast immer etwas zu sagen. Er meinte zu dem Thema immer ‚minus mal minus gibt plus‘, d.h. zwei wortkarge Elternteile ergeben ein quasselndes Kind.

Die Fähigkeit gut und überzeugend zu reden, gepaart mit einem guten Studienabschluss und dem Hinweis auf eine anstehende Promotion hatten offenbar Eindruck gemacht, denn vier Wochen nach dem Vorstellungsgespräch lag der Brief im Kasten, dass man ihn einstellen wolle. Der Brief kam am 15. Mai, am 15. Juni könne er anfangen. Er solle sich beim Personalchef melden – voraussichtlich solle er bei einer Software-Entwicklung mitarbeiten, die Banken eine bessere Abschätzung ihrer Risiken bei Eigengeschäften ermögliche. Fietje dachte, dass er sich verhört hatte – das sollte doch seine Doktor-Arbeit werden. Und man sagte ihm noch gleich dazu, dass vielleicht in einem weiteren Schritt das Projekt über eine Verzahnung zur EZB und zu den Regierungen zur Risiko-Beurteilung seitens der Finanzministerien erweitert werden sollte.

Fietje nutzte die ihm verbleibenden vier Wochen. Er lernte die neue Umgebung kennen, manchmal fuhr er auch am Wochenende zu seinen Eltern, aber meistens blieb er in Frankfurt. Er kaufte sich Möbel für sein neues Domizil, als erstes ein großes Bett 2 x 2 m – ‚meine Werkstadt‘ dachte er grinsend. Einen Schrank brauchte er nicht, weil das Appartement einen eingebaut hatte, ebenso konnte er sich die Kücheneinrichtung sparen, weil der Vormieter seine kleine Einbauküche einschließlich Kühlschrank zurückgelassen hatte. Einen Minischreibtisch hielt er für seinen Computer und Zubehör für dringlich, dann besorgte er noch einen Küchentisch mit 4 Stühlen und einen Sessel. Auf ein Sofa musste er schweren Herzens verzichten, weil der Platz dafür nicht ausreichte. Er war darüber etwas traurig, weil er doch so gerne mit der jeweiligen Young Lady, die er mitbrachte, erst einmal auf dem Sofa ‚Stimmung‘ erzeugen wollte. Und er wusste nicht, wie die Damen reagieren würden, wenn er sie gleich zum Bett führen würde. Seiner Mutter klagte er sein Leid, selbstverständlich mit einer anderen Begründung. Sie wusste Rat: An die Wand kam eine große dicke Rolle, über das Bett und die Rolle eine über 4 m2 große Bettspreite und so sah das Arrangement wie ein überdimensioniertes, sehr gemütliches Sofa aus.

Da Fietje schnell heraus hatte, welche Kneipen in Sachsenhausen und anderen Frankfurter Stadtteilen angesagt waren, fand er auch sehr bald einen recht netten kleinen Freundeskreis und, wie aus seiner Sicht nicht anders zu erwarten, mehr als einmal ausgesprochen ansprechende junge Damen, die nicht nur so aussahen, sondern in aller Regel mehr als bereit waren, ein Schäferstündchen mit ihm zu verbringen. Das bisweilen auch bis zu einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen reichte. Doch binden wollte sich Fietje auf gar keinen Fall, er meinte nach wie vor, eine feste Beziehung sei nichts für ihn. Die eine oder andere der jungen Frauen bedauerte dies zwar, aber die meisten dachten nicht viel anders als er – sie wollten nur guten Sex haben. Fast immer waren sie auch bereit, mit ihm richtig zu schlafen, aber nur zu oft wurde daraus dann doch nichts: Die meisten bestanden nämlich auf einem Kondom, das er aber partout nicht mochte, weil es seine ‚Wahrnehmung‘ zu sehr einschränkte. So versicherte er der jeweils Angebeteten, dass er eine Latex-Allergie an seinem guten Stück habe, sodass er richtigen Sex nur ohne Kondom haben könne. Die Mädchen schreckten davor in aller Regel zurück, sodass es meist beim Petting blieb, was ihm aber vollauf genügte.

Am 15. Juni begann dann der Ernst des Lebens für Fietje. Die Arbeit machte ihm genauso viel Freude, wie seine amourösen kleinen Abenteuer – er hatte gehofft, dass es mit der Arbeit so würde und war ausgesprochen dankbar, dass seine Erwartung sich so voll und ganz erfüllte.

Er arbeitete in einem kleinen Team, sein Chef, Heribert Klause, war ein ‚irrer Typ‘, etwa 10 Jahre älter als Fietje und meinte schon am dritten Tag, er könne ihn duzen. Fietje wusste gar nicht, wie ihm geschah, denn er war der einzige im Team, dem diese Auszeichnung zuteilwurde.

Die Arbeit war hart. Zwar hatte er offiziell einen 8-Stunden-Tag, aber meistens wurden es 9 oder 10 Stunden, bis er fertig war, denn wenn Fietje erst mal am Programmieren war, wollte er das Angefangene unbedingt bis zu einem gewissen Ende bringen, um am nächsten Morgen nicht wieder bei null anfangen zu müssen.

Heribert Klause hatte schnell gemerkt, dass dieser Fietje eine ‚Schippe mehr drauf‘ hatte als seine anderen Mitarbeiter und selbst die Teamkollegen akzeptierten schließlich, dass er ‚mehr los‘ hatte als sie. Und Fietje war schlau genug, sich da nichts anmerken zu lassen – er zeigte auch mal einem Kollegen zwischendurch, wie der ein Problem anders angehen könne, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen.

Klar, es gab auch Rückschläge und das nicht zu knapp. Und nur zu oft war Klause richtig verzweifelt, dass es nicht besser und schneller voran ging. Manchmal hatte er dann eine Idee, wie man die Karre wieder flottbekommen könnte und meist ging es dann wieder ein gutes Stück voran. Aber es gab auch Teilprogramme, an denen man sich richtig festgefahren hatte. Und zwei Mal – ob durch Zufall oder dank Uni-Studium, wusste er selbst nicht so recht – hatte Fietje die rettende Idee gehabt. Einmal war sie ihm gekommen, als er gerade mit einer Franziska abends zu Haus am Knutschen war. Die war stinksauer fortgelaufen, als er die Schmuserei plötzlich abbrach, um sich Notizen zu machen. Das andere Mal war ihm am Montagmorgen eine Lösungsmöglichkeit eingefallen, als er von Reichelsheim noch auf der B 45 in Richtung Frankfurt fuhr – er war so in seinen Gedanken gewesen, dass er fast einen schweren Auffahrunfall verursacht hätte.

Beide Ideen hatten in der Umsetzung prächtig funktioniert. Seitdem hatte er bei Klause ein Stein im Brett. Und der kam immer öfter zu Fietje:

„Du, ich häng schon wieder fest. Fällt Dir da was ein?“

„Brauch ein bisschen. Geh mal frühstücken und bring mir auf dem Rückweg was mit. Und lass mich eine Stunde in Ruhe. Wäre ja gelacht, wenn wir das nicht gebacken kriegen.“

Fietje war nun schon seit neun Monaten bei der ITSolutions AG, inzwischen war das Projekt beendet, das Programm fertig, es lief einwandfrei. Für den nächsten Morgen war die Präsentation beim Vorstandsvorsitzenden angesagt. Klause war wahnsinnig aufgeregt. Er war zwar fast ein Programmier-Genie, aber reden konnte er eher schlecht, frei sprechen schon mal gar nicht und er hatte keinen blassen Schimmer, wie das morgen werden sollte. Er war in den letzten zwei Tagen immer stiller geworden, immer verzweifelter. Er meinte, die Präsentation könnte nur voll daneben gehen.

„Mensch Fietje, was mach ich nur? Wie soll das denn morgen nur werden?“

„Du machst das ganz prima. Ehrlich. Du hast alles voll drauf und denk dran – der Vorstand hat viel weniger Ahnung als Du, nämlich gar keine.“

„Denkste. Du der Alte“ – gemeint war Prof. Dr. Ewald Mertens, der Vorstandsvorsitzende – „hat mehr Ahnung, als Du meinst.“

„Fühlst Du Dich so schlimm?“

„Fietje – beschissen wäre geprahlt. Was mach ich nur…“

„Vorschlag. Du kommst heute Abend zu mir nach Hause. Dann machen wir aus dem ganzen eine schicke Power Point Präsentation und dann musst Du morgen fast nur ablesen. PC und alles, was wir brauchen, hab ich zu Hause. Must aber alles auf nen USB-Stick ziehen. 19.30 bist Du da.“

„Das würdest Du für mich machen?“

„Nee – nicht für Dich, sondern für uns alle, für das, was wir da monatelang auf die Beine gestellt haben.“

„Geht doch nicht Fietje.“

„Warum nicht, Herbie?“

„Meine Frau meint dann sofort, ich würde fremdgehen.“

„Machst Du das denn?“

„Nö. Eigentlich nicht.“

„Und uneigentlich? Aber geht mich nichts an. Doch Vorschlag zur Güte. Deine Frau bringst Du mit. Sag ihr, wir müssten noch arbeiten und ob sie uns was kochen kann. Da kann sie kaum was gegen haben.“

„Mensch, Dir fällt aber auch immer was ein.“

„Nicht immer. Und ‚immer öfter‘ wäre auch übertrieben. Aber manchmal.“

„Und Du meinst, mit Power Point komm ich da durch?“

„Glaub schon. Kennst doch auch von ganz früher diese Overhead-Projektoren. Da haben wir immer gesagt ‚Hat Du Folie, hat Du Vortrag‘. Und Power Point ist doch nur die elegantere Form davon. Es sei denn…“

„Es sei denn…?“

„Es sei denn, der Mertens meint Power Point sei ‚Scheiße auf Bütten‘.“

„Keine Ahnung.“

„Los, Herbie, jetzt beordere Deine Frau zu mir. Wenn sie keine Lust zum Kochen hat – ne Pizza tut’s auch.“

Amelie Klause war pünktlich um 19 Uhr vor Fietjes Haus angekommen. Und weil der Anruf ihres Mannes schon am späten Nachmittag bei ihr angekommen war, hatte sie bereits bei sich zu Hause etwas für die Männer gekocht – ein superlecker schmeckendes Chili con Carne. Aber nicht mir gehaktem Fleisch, sondern sie hatte klitzekleine Rindfleischstückchen geschmort gehabt. Sie hatten erst gemeinsam am Esstisch gesessen, Fietje hatte eine Flasche Chianti spendiert, Herbie aber ein zweites Glas verweigert.

„Herbie, wir müssen jetzt arbeiten. Und Sie Frau Klause, parken sich bitte auf dem Sofa vor der Glotze – bitte mit Kopfhörer und Ton aus, sonst werden wir gestört. Alles klar? Das Essen war übrigens super. Herbie, das machen wir jetzt immer so, wenn Überstunden angesagt sind. Sie haben nicht zufällig einen Mittagstisch für einsame Junggesellen, Frau Klause?“

Frau Klause lachte recht geschmeichelt.

„Brauchen Sie denn einen Mittagstisch? Ihnen kocht doch sicher Ihre Freundin immer was.“

„Hab keine.“

„Also, wenn ich Ihnen alles glaube, das aber nicht. Denn das Sofa – meinen Sie nicht, dass das Bände spricht?“

„Wieso. Das ist mein Bett, zu einem Sofa umgebaut, weil für ein richtiges Sofa kein Platz ist.“

„Und da haben Sie sich einen Sofa-Ersatz riesigen Ausmaßes zugelegt. Um darauf ganz allein zu liegen. Geht mich ja nichts an. Aber meine Mutter hätte das nicht als Sofa, sondern als Lotterpfuhl bezeichnet.“

„Gut, ich geb’s zu. Manchmal sitzen wir auch zu zweit drauf.“

„Ami, nun lass gut sein.“

„Ja, ja. Haltet Ihr Männer mal schön zusammen.“

„Ami, Schluss jetzt. Wir sind nicht hier um Fietjes Liebesleben zu durchleuchten, sondern um uns für morgen vorzubereiten.“

„Worauf wartet Ihr?“

„Diese Frau muss immer das letzte Wort haben.“

Um 23 Uhr hatte Fietje die Präsentation ‚rund‘.

„So Herbie – jetzt ziehen wir das Ding noch auf einen USB-Stick und dann kannst Du morgen früh loslegen.“

Auf dem Heimweg meinte Amelie zu ihrem Herbie:

„Du, der Fietje ist aber ein richtig Netter.“

„Stimmt. Wenn doch nur morgen der Tag schon vorbei wäre.

Ich hab immer noch Schiss vor morgen.“

„Kannst Du den Fietje nicht mitnehmen zu der Präsentation?

So als moralische Unterstützung?

„Prima Idee. Danke, Ami.“

An der roten Ampel küsste Herbie seine Ami.

Umwege zu R.

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