Читать книгу Umwege zu R. - Ulf Häusler - Страница 17
Оглавление6. Kapitel
Nephele hatte ein wenig, aber wirklich nur ein ganz klein wenig Angst gehabt, ihre Westeuropa-Reise alleine anzutreten. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie gar keine, aber sie wollte so sehr gern ihre Freundin Alexa mit dabei haben und schützte deshalb ihre Ängste vor. Alexa ließ sich nur allzu leicht überreden, die Freundin zu begleiten.
Erst einmal hatte es damit aber ziemlich Probleme gegeben: Alexa hatte das Geld nicht, weder für den Flug noch für einen längeren Aufenthalt. Sie war schließlich Studentin und in puncto Finanzen voll von ihren Eltern abhängig.
Nephele sprach mit ihren Eltern. Dass es doch viel besser sei, sie würde nicht alleine reisen und Alexa wäre da doch die ideale Begleiterin.
Nepheles Mom war ganz der Meinung ihrer Tochter.
„Und warum macht Ihr das nicht so?
„Alexa studiert doch noch und hat also kein Geld.“
„Aber ihr Vater verdient doch recht gut.“
„Schon, aber der will nicht. Hat Angst, dass sich Alexa mit Jungs einlässt und will sie, sobald sie fertig ist, unbedingt mit dem Antonios verheiraten. Gleich wenn das Studium rum ist.“
„Hm. Und will Alexa den denn?“
„Natürlich nicht. Sie findet, dass er doof und nur aufgeblasen ist. Sie meint der wäre eine richtige Krämerseele – nur aufs Geld aus und nach anderen Schürzen schauen. Aber Mom, das löst mein Problem nicht.“
„Achi, da wirst Du wohl mal mit Alexas Vater reden müssen.“
„Oh ja, bitte.“
„So, so. meint Ihr ich müsse da was tun?“
„Jaaa!“ kam die Antwort als Duett.
Alexas Vater Ioannis Papadakis war Banker. Inzwischen war er ziemlich weit oben in der Hierarchie seiner Bank angekommen – er war, unmittelbar unter dem Vorstand für das Firmenkundengeschäft auf ganz Zypern verantwortlich. Daher kannten sich die beiden Männer, denn Dr. Achilleas Mantalos hatte sich für seine Anwaltskanzlei dessen Bank schon vor Jahren als Hausbank auserkoren. Über die Töchter kannten sich längst auch die Familien und seit einem recht weinseligen Abendessen bei den Mantalos vor nunmehr 15 Jahren, waren alle per ‚Du‘, was so ein Telefonat sicher vereinfachen würde.
Gleich am nächsten Morgen rief er bei Ioannis an und hatte Glück – er war im Büro und musste erst am Nachmittag zu einem seiner Kunden nach Limassol.
„Was verschafft mir die Ehre, lieber Achi?“
„Deine Tochter.“
Achi trug sein Anliegen vor und endete mit den Worten:
„Sei nicht so geizig, die paar Euro wirst Du ja wohl noch locker machen können. Hast schließlich nur die eine Tochter.“
„Du, das geht mir doch nicht ums Geld.“
„Sondern?“
„Die soll ihr Studium schnellstens fertig machen und dann heiraten.“
„Also erstens – wenn sie jetzt mal für ein paar Wochen mit Nephele unterwegs ist, wird das die Studienzeit wohl kaum verlängern. Und heiraten kann sie danach auch. Übrigens wusste ich gar nicht, dass sie schon einen festen Freund hat.“
„Hat sie natürlich nicht. Aber sie soll und wird Antonios Mendalis heiraten. Haben wir Väter beschlossen.“
„Was denn, diesen aufgeblasenen wichtigtuerischen Weinhändler? Den will Alexa haben?“
„Kennst Du den überhaupt?“
„Nein, aber er wurde mir so beschrieben und dass er ein in Limassol stadtbekannter Schürzenjäger ist, weißt Du hoffentlich.“
„Achi, was soll das denn nun.“
„Nun ich meine, Alexa hätte etwas Besseres verdient. Und ansonsten leben wir nicht mehr im vergangenen Jahrhundert, wo die Eltern den Ehemann bzw. die Ehefrau ausgesucht haben.“
„Mir ist das damals bestens bekommen.“
„Schön für Dich. Hast also damals das große Los gezogen. Ich habe mir meine Helena selbst gesucht. Unsere Eltern hatten auch was anderes mit uns vor. Aber was hat das alles mit der Reise der beiden Mädels zu tun?“
„Ich habe Angst, dass Alexa sich mit einem Mann einlässt. Gelegenheit macht Diebe.“
„Das ist jetzt aber nicht Dein Ernst?“
„Doch. Und Du mein Bester, solltest Dich auch mal lieber mehr um Deine Nephele sorgen.“
„Ob Du’s glaubst oder nicht: Ich sorge mich da durchaus, aber ich habe auch Vertrauen zu ihr. Und im Übrigen verdient sie ihr eigenes Geld und erwachsen ist sie auch. Da kann ich sie doch nicht wie ein Kleinkind behandeln. Und was Alexa angeht – woher weißt Du denn, ob sie nicht im Studium in Athen, irgendetwas anstellt, was Deinen 150 Jahre alten Moralvorstellungen widerspricht? Was würdest Du denn stattdessen davon halten, Deiner Tochter auch zu vertrauen? Und meinst Du nicht auch, dass zwei junge Dinger durchaus auf sich selbst aufpassen können? Oder hast Du Angst, dass sie einen flotten Dreier mit einem hinreißenden Mitteleuropäer aufs Parkett oder besser gesagt aufs Bett legen?“
„So kenn ich Dich ja gar nicht Achi.“
„Ich Dich auch nicht Ioanni. Nun los, führ Dich nicht auf wie ein alter Patriarch, der leider 200 Jahre zu spät geboren wurde. Gib Dir einen Ruck, mach das Kleingeld locker und lass unsere Kinder fahren. Lieben heißt loslassen können.“
„Na gut, obwohl ich ein beschissenes Gefühl dabei habe. Wieviel kostet denn das alles?“
„Ich zahl den Flug und dann bekommt Nephele noch 1.000 Euro zum Leben.“
„1.000 Euro!? So viel?“
„Ist’s Dir lieber, sie gehen im Amsterdamer Rotlichtviertel kellnern und lassen sich von jedem Junkie angrapschen?“
„Ok, ok, Achi. Hast gewonnen.“
„Und lass Deine Kleine den Mann heiraten, den sie will und zwing sie nicht zu was anderem. Die Zeiten sind vorbei.“
„Meinst Du.“
„Meine ich. Oder bist Du zum Islam übergetreten? Was Du da mit Alexa vorhast, das gibt’s heute doch nur noch in Ostanatolien!“
„Ist ja gut, Achi, hab’s verstanden.“
„Das freut mich aufrichtig. Bringen wir die Gören dann zusammen zum Flughafen?“
Ioannis musste nun doch recht lachen.
„Mach’s gut Achi.“
„Mach’s besser Ioanni.“
Abends berichtete Achi seiner Helena und Nephele ganz genau von dem Telefonat. Sie wollten sich ausschütten vor Lachen.
„Jetzt weiß ich auch, warum Du ein richtig guter Anwalt bist, Dad.“
„So, so. Meinst Du.“
„Meine ich“ erwiderte sie und drückte sich fest an ihren Vater mit einem Kuss auf die Wange.
„Du bist heut schlecht rasiert, das piekt ja richtig.“
„Männer pieken abends immer.“ kommentierte die Mutter. Erst als Tochter und Vater laut loslachten, merkte sie, dass ihr da etwas Zweideutiges rausgerutscht war.
„Was Ihr schon wieder im Kopf habt.“ murmelte sie leicht errötend, dabei aber schmunzelnd.
Zwei Wochen später flogen die zwei Freundinnen los. Alexa wollte 3 Wochen ‚mithalten‘, Nephele war nicht zu bewegen gewesen, den Eltern ein festes Datum für den Rückflug zu nennen, sie wollte sich nicht festlegen und einfach länger bleiben, wenn es ihr in den europäischen Ländern irgendwo besonders gut gefallen sollte. Zwar hatten ihre Mom und ihr Dad schwerste Bedenken geäußert, aber sie war hart geblieben.
Auf dem Flughafen verabschiedeten die beiden Elternpaare ihre beiden Töchter schweren Herzens. Vor allem Ioannis Papadakis hatte nach wie vor erhebliche Sorgen, eine Jungfrau auf die Reise zu schicken, die als Frau zurückkommen könnte – er sah seine Heiratspläne für die Tochter schon in weiter Ferne.
„Und bitte, bitte, haltet Euch von Jungs fern. Die wollen nämlich alle nur mit Euch rummachen.“
„Was ist ‚Rummachen‘?“
„Tu nicht so unschuldig, Alexa, Du weißt genau, was ich meine.“
„Meinst Du, was Du damals mit Mama gemacht hast?“
„Sei nicht so frech. Wir haben bis nach der Hochzeit gewartet, liebes Kind.“
„Stimmt, ich bin genau nach 6 ½ Monaten auf die Welt gekommen. War ein kleines ‚Frühchen‘, gell?“ grinste sie ihren Vater ziemlich herausfordernd an. Fand der wenigstens. „Ja.“
Die Mutter war jetzt puterrot angelaufen und es rutschte ihr – leider etwas unbesonnen – die Frage heraus:
„Woher weißt Du das?“
„Na ja, meinen Geburtstag kenn ich schließlich. Und als ich nach meinem Pass suchte, lag da auch Eure Heiratsurkunde. Und gleich am Ende des ersten, oder zu Beginn des zweiten Schuljahres hab ich mal rechnen gelernt. Ist doch nicht schlimm, dass Ihr Euch richtig geliebt habt.“
Der Vater sagte nun gar nichts, es war ihm recht unangenehm, dass er gerade geflunkert hatte.
Und um die Situation ein wenig zu entspannen, meinte Alexa noch ganz trocken:
„Ich mach es auch mal wie Ihr, erst wenn ich einen Mann gefunden habe, den ich richtig lieben kann und den ich heiraten will, mit dem würde ich dann auch zusammen sein wollen. Und dass ich über den nun gerade in Paris stolpern werde, ist eher unwahrscheinlich. Außerdem passt Nephele ja auch mich auf. Und ich auf sie.“
So ganz richtig beruhigt wirkten beide Elternpaare zwar nicht, aber sie mussten halt vertrauen. Und dass ihre Töchter sich womöglich küssen lassen könnten, fanden sie letztendlich nicht so sehr schlimm. Und dass die Beiden womöglich ‚Fummeln‘ würden, war ein Gedanke, den man besser verdrängte.
Über Athen flogen die Freundinnen nach Paris. Nephele hatte viele Abende im Internet recherchiert und jeweils nach einem kurzen Telefonat mit ihrer Freundin endlich ein sehr preiswertes Mini-Hotel ohne Frühstück erst für eine Woche in Paris, danach für eine weitere Woche in Amsterdam gebucht und auch in Frankfurt war sie fündig geworden, da allerdings in der Jugendherberge am Deutsch-Herren-Ufer.
Die zwei genossen ihre Reise und fanden alles super oder cool oder sogar mega. In Paris durchstreiften sie den Bois de Boulogne, sie besuchten den Louvre, abends liefen sie durch Mont Parnasse, waren auf Sacre Coeur, machten eine Bootsfahrt auf der Seine, bewunderten Notre Dame von innen und außen, schlenderten über die Champs Elysee und, und, und. Alle Fahrten mit der Metro – sie fanden, dass die eine ganz tolle Erfindung war. Klar, es stellten ihnen vor allem abends auch immer ein paar Jungs nach, was bei zwei bildhübschen, jungen und schwarzhaarigen Schönheiten eigentlich selbstverständlich war, aber das blieb alles im total Unverbindlichen – die Eltern wären mit ihnen sehr zufrieden gewesen.
Amsterdam fanden sie nicht weniger aufregend. Die gebuchte Unterkunft befand sich in einem sehr, sehr schmalen Haus, das Zimmer war winzig, aber sie fanden es sehr schön. Selbstverständlich machten sie eine Bootsfahrt durch die Grachten, besuchten das van-Gogh-Museum, waren schon fast verstört nach dem Besuch des Anne-Frank-Huis, weil sie dort erstmals sehr direkt über die Gräuel des Naziregimes informiert wurden, sie bestaunten die unzähligen Fahrräder, konnten es nicht lassen, abends auch mal durch das Rotlicht-Viertel zu streifen, beschlossen aber, das Erotik-Museum auszusparen. Vom Koninkliijke Paleis waren sie hinreichend beeindruckt und da beide recht neugierig waren, besuchten sie einmal auch einen Café-Shop und rauchten Cannabis. Mit dem Erfolg, dass Alexa migräneartige Kopfschmerzen bekam und Nephele sich übergeben musste.
Mit ihren Handys fotografierten sie fleißig – bisweilen auch mal ein Selfie – und schickten ganz brav immer mal auch ein Foto nach Hause, ließen aber recht bewusst eins von der Straße mit dem ‚Horizontalen Gewerbe‘ weg. Man sollte seine Eltern nicht mit aller Gewalt reizen.
Von Frankfurt aus machten sie in der dritten Woche noch einen Ausflug nach Heidelberg, das vor allem Alexa besonders gefiel:
„Hier müsste man studieren können.“ meinte sie zu Nephele.
Die ihr recht trocken antwortete:
„Und warum tust Du’s nicht?“
„Weil ich kein Deutsch kann. Sprachen waren doch schon auf der Schule nicht so mein Ding.“
„Dafür warst Du in Mathe, Physik und Bio im Vergleich zu mir ein As.“
Am Beginn der 4. Woche brachte Nephele ihre Freundin zum Flughafen. Am Abend vorher hatten sie ihren Abschied in einer Sachsenhäuser Äppelwoi-Wirtschaft gefeiert. Und trotz des Höllenlärms der Gäste hatte sie Alexa noch eingeweiht, dass sie morgen ihr großes Geheimnis wahr machen wollte: Sie würde zur Lufthansa fahren, um ein Vorstellungsgespräch zu absolvieren. Sie hatte sich ja schon vor acht Wochen schriftlich um eine Anstellung als Stewardess beworben und morgen sei ihr Vorstellungstermin.
„Du bist ja so etwas von verrückt – Nephele – ich begreife es nicht. Du hast einen tollen Beruf und jetzt willst Du als ‚Saft-Schubse‘ durch die Welt gurken? Und Dich dann von irgendeinem durchgeknallten Piloten bumsen lassen?“
„Du, das mit der ‚Saft-Schubse‘ hör ich nicht so gerne. Ich sag ja auch nicht, dass Du auf Quacksalberei machst. Und am besten Fachärztin für die Seelen-Weh-Wehs missverstandener junger Männer wirst, um deren Komplexe mit ihnen zusammen in der Kiste zu heilen. Weißt Du, ich will noch ein bisschen was sehen von der Welt und nicht jetzt schon mit 25 in einer Klinik versauern oder irgendwo in meiner eigenen Praxis auf den Patienten meiner Träume warten, der mich dann per Heirat erlöst, indem er mir einen Stall voller kleiner Kinder aufhalst. Ich mach das irgendwo so zwischen 3 bis 5 Jahren und spätestens mit 30 werde ich sesshaft und zwar in einer eigenen Praxis. Und weißt Du, was ich insgeheim hoffe? Dass Du mal Allgemeinärztin in Pissouri wirst und ich bei Dir oder neben Dir meine Praxis habe.“
Anfangs hatte Alexa eher amüsiert zugehört, aber als sie von der etwas ferneren Zukunft sprach, war sie plötzlich ganz ernst geworden und sah so aus, als ob sie gleich ein wenig heulen würde.
„Das überlegst Du wirklich?“
„Ja – genau das.“
Alexa umarmte nun Nephele ziemlich heftig, die ihrerseits die Umarmung der Freundin erwiderte.
„Guckt mal die zwei Lesben!“ grölte ein junger, schon mit Apfelwein gut angefüllter junger Mann, zum Glück auf Deutsch, sodass nur Nephele es verstand. Sie grinste den Mann an und steckte ihm die Zunge heraus.
„Oder darf man Euch mal in den Arm nehmen?“
„Darfst Du nicht.“
Inzwischen war der Kerl zu ihr herangerückt und versuchte sie zu umarmen und näherte sich ihr mit seinem Gesicht – er wollte Nephele unbedingt küssen. Alexa grinste jetzt.
Aber Nephele holte kurz aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige, was ihn aber offenbar noch anspornte, denn er versuchte plötzlich, sie mit seinen Armen wie in einem Schraubstock einzuzwängen. Alexa grinste plötzlich nicht mehr – sie hatte sich kurz erhoben und verpasste dem Verehrer ebenfalls eine Ohrfeige, aber auf der anderen Backe. Der stutzte kurz, sprang dann auf und wollte auf die beiden Frauen losgehen, doch in dem Moment kamen zwei andere junge Männer hinzu, fielen ihm in den Arm und hielten ihn so fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Und dann meinte der eine der beiden ‚Retter‘:
„Nehmen Sie’s ihm nicht übel. Wolfgang hat heute einen schlechten Tag – er ist nämlich durchs Physikum gerauscht.“ Inzwischen hatte der abgewiesene Verehrer ein weiteres Glas geleert und sich erschöpft an den einen seiner Freunde gelehnt – Alexa meinte, dass er eigentlich richtig süß aussehe mit seinen zwei feuerrot ‚massierten‘ Bäckchen.
Die zwei Freunde fingen nun ein Gespräch mit den Mädchen an, zeigten sich beeindruckt über deren Nationalität, sie wechselten beide mühelos in die englische Sprache über. Der eine der beiden studierte ebenfalls Medizin und hatte das Physikum gerade bestanden, der andere war Flugkapitän bei Lufthansa. Und als Nephele sich wunderte, dass einer schon so jung Pilot sei, räumte er ein, dass er erst Co-Pilot sei. Nephele erzählte dann von ihrem Vorhaben, sich bei der LH zu bewerben, was er sehr gut fand.
„Wenn die Dich nehmen, fliegen wir vielleicht mal zusammen. Ich würde mich dann auch richtig gut um Dich kümmern.“
„Wie meinst Du das?“
„Oh – sorry. Nicht so, wie es klingen könnte, ich hab ne feste Freundin, auch bei LH. Und wir werden bald heiraten. Ich meinte, dass Du Dich unterwegs mit allem gut zurecht findest. Ganz ohne Hintergedanken. Hast Du denn schon einen Termin für Deine Vorstellung?“
„Ja morgen. Um 10 Uhr.“
„Weißt Du wer den Brief an Dich unterschrieben hat?“
„Keine Ahnung.“
„Dann schau mal. Wenn den Brief eine Anne Breker unterschrieben hat, ist das meine Freundin. Die leitet auch das Gespräch mit den Bewerbern. Bestell ihr einen schönen Gruß von mir.“
„Da müsste ich aber wenigstens wissen, wie Du heißt. Und ob das so gut wäre, quasi eine Portion ‚Vitamin B‘ raushängen zu lassen? Ich glaube, eher nicht.“
„Stimmt auch wieder. Ich heiße übrigens Hans Querdonk und jetzt geb ich Dir meine Telefon-Nummer. Ruf mich einfach an, sobald Du nachgeschaut hast. Ich geb meiner Anne dann nur einen Tipp und keine Empfehlung. Wenn Du mir Deinen Namen verrätst.“
„Ich heiße Nephele Mantalos.“
Alexa hatte inzwischen mit dem Medizinstudenten gefachsimpelt und wollte schleunigst ins Bett. So verabschiedete man sich voneinander, Hans meinte noch: „Mal sehen, wie wir den Wolfi wieder wach kriegen. Fürchte, den müssen wir nach Hause tragen und obendrein noch ins Bett bringen.“
Auf dem Heimweg erzählte Nephele vom Angebot des jungen Co-Piloten.
„Soll ich den wirklich bitten, bei seiner Freundin ein gutes Wort für mich einzulegen?“
„Erst müssen wir schauen, wer den Brief unterschrieben hat. Und wenn wirklich dessen Freundin – warum nicht? Beziehungen schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat.“
Es war wirklich eine Anne Breker, die die Aufforderung zur Vorstellung unterschrieben hatte. Und Nephele rang sich durch: Es war erst halb 11 Uhr und so rief sie Hans Querdonk noch spät abends an.
„Ich mach das Nephele. Anne müsste gleich nach Hause kommen, sie war heute mit ein paar Freundinnen unterwegs.“
„Vielen Dank, dass Du das machst. Ein bisschen Schiss hab ich nämlich. Hoffentlich kriegt sie das nicht in den falschen Hals.“
„I wo. Und Du schaffst das. Die braucht Euch Saft-Schubsen doch.“ Schweigen, ziemlich lange.
„Hallo, Nephele, bist Du noch dran?“
„Ja. Das war gemein. Hätte nie gedacht, dass Du so ein elender Macho bist, Du Piloten-Verschnitt und kleiner Gernegroß.“
„Kennst Du Wilhelm Busch?“
„Macho. Irgend so einer von Euern Dichtern.“
„Der hat mal sehr schön gesagt ‚Ach ich will es ja auch nun, ganz gewiss nie wieder tun.“
„Sag Deiner Anne bitte nichts.“
Dann legte sie auf.
„Macho-A…loch.“ murmelte sie.
„Was hast Du gesagt?“
„Dass dieser Pilotenverschnitt ein Mach-A…loch ist.“
Alexa lag schon im Bett – sie war todmüde. Deshalb ging sie auf Nepheles Bemerkung gar nicht erst ein. Und um kurz nach 6 mussten sie zum Flughafen – Nephele wollte sie bringen und dann die verbleibende Stunde dort überbrücken bis zu ihrem Vorstellungsgespräch.