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Musikwissenschaftlich verortete Instrumentalpädagogik

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Lehre im Bereich Instrumentalpädagogik kann auf vielerlei Weise betrieben werden. Es macht einen Unterschied, ob Lehrende mit einer erziehungswissenschaftlichen oder einer musikwissenschaftlichen Ausrichtung am Werk sind. Auch das Hauptinstrument des Dozenten spielt eine Rolle: Eine Pianistin, ein Streicher, ein Holz- oder Blechbläser haben unterschiedliche Erfahrungen mit Instrumenten; diese wirken in ihre Denkweise hinein. Auch stehen ihnen je nach Schwerpunkten des instrumentenspezifischen Repertoires bestimmte Epochen und Musikbereiche jeweils näher oder ferner. Beim Konzipieren einer Allgemeinen Instrumentaldidaktik, die für Studierende aller Instrumente bestimmt ist, wird vermutlich das Hauptfach der Lehrkraft für ihre Überlegungen eine Modellfunktion haben und in der von ihm vertretenen übergreifenden Didaktik durchschimmern. Solche Diversitäten von Lehrenden machen das Fach vielfältig und lassen heterogene Konzeptionen entstehen. Der Reichtum der Fachbeiträge und der Lehre hängt mit ihnen zusammen.

Ich hatte, als ich 1984 Musikpädagogik / Allgemeine Instrumentalpädagogik zu unterrichten begann, keine Vorbilder für eine fachspezifische Lehre. Musikpädagogik war in meinem Klavierstudium ein randständiges Fach. Die erwähnte Erfahrung im Seminar von Lars Ulrich Abraham blieb der stärkste Eindruck (s. S. 30f.). Eine explizite Instrumental- / Vokalpädagogik aber gab es nicht.

Anregungen für mögliche Ausgestaltungen einer auf Musizieren ausgerichteten Musikpädagogik gewann ich indirekt durch Erich Doflein, dem Vorgänger von Abraham. Wegen seiner starken Sehbehinderung suchte Doflein einen Studenten, der ihm gelegentlich vorlas – und der Student war ich. Meine Lehrerin Edith Picht-Axenfeld empfahl mir: »Holen Sie alles aus ihm heraus, was Sie wissen wollen. Er ist ein Urgestein.« In der Tat: Doflein kannte Bartók, Hindemith, Adorno und viele andere wichtige Persönlichkeiten seiner Zeit persönlich; auch mit Vertretern der Jugendmusikbewegung hatte er in Verbindung gestanden. Gern erzählte er von all dem, ebenso auch von seinem Verständnis des auf Instrumental- und Vokalunterricht ausgerichteten Fachs Musikpädagogik und seiner Lehre. Ihm lag daran, diesem von ihm vertretenen Bereich eine geschichtliche Ausrichtung zu geben. Davon zeugt vor allem sein umfangreicher Artikel »Pädagogik der Musik« in der alten Ausgabe der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart (Doflein 1962).

Dofleins Konzeption beeindruckte mich; ich empfand, dass das mir damals in seinen Konturen sehr unbestimmt und wenig substanziell erscheinende Fach Musikpädagogik durch die Verbindung mit Musikwissenschaft bzw. Musikgeschichte nicht nur fundiert, sondern geradezu nobilitiert wurde. Doflein erkundete alte Instrumentalschulen und interessierte sich für die Geschichte der mit pädagogischen Intentionen komponierten Musik. Beide Themen verfolgte ich später selbst weiter. Vor allem aber ermutigte mich die Erinnerung an Doflein bei meinem eigenen Bedürfnis, in meiner Arbeit Musikpädagogik mit Musikwissenschaft zusammenzubringen und die Geschichte instrumental- und vokalpädagogischer Lehre einzubeziehen. Nach nicht immer glücklichen Versuchen, Instrumentalpädagogik von der (mir bis dato wenig vertrauten) Erziehungswissenschaft und der Pädagogischen Psychologie her »aufzuziehen«, gewann die Beschäftigung mit Musikstücken im Laufe der Jahre zusehends an Raum. Dort wo es ging, wollte ich gern von Musik ausgehend Überlegungen zu pädagogischen Fragen und Themen bahnen. Dafür geeignete Formen und Settings entwickelten sich nach und nach durch fortwährendes Erfinden und Erproben von Möglichkeiten, weitgehend also autodidaktisch durch »Learning by doing«. Manche Anregungen gewann ich durch gemeinsame Seminare mit Kollegen wie auch in Lehrproben bei Berufungsverfahren: Die wunderbare Gelegenheit, als Mitglied einer Kommission intensiv beobachten zu dürfen, wie Bewerber um Professuren in wohl überlegten Verfahrensweisen mit Studierenden arbeiteten, bot immer wieder produktiven Anschauungsunterricht.

Instrumentalpädagogik in Studium und Beruf

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