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3. Inhaltliche Gliederung

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Die Untersuchung folgt im Wesentlichen dem Aufbau der EN, der kurz skizziert sei. Der Ausgangspunkt im I. Buch ist die Frage nach dem letzten Ziel des Handelns, dem Gut für den Menschen. Die vorläufige Antwort auf diese Frage lautet: Das Gut, das alle suchen, ist die eudaimonia, das gute Leben. Darunter verstehen verschiedene Leute Verschiedenes, die einen die Lebensform der Lust, die anderen das Leben des Bürgers in der Polis, wieder andere das Leben der Theorie. Man könnte den ganzen Text so aufgebaut sehen, dass er sich an diesen drei Antworten orientiert:14 In Buch I wird die Frage nach dem Gut für den Menschen exponiert, in Buch II–VI das politische Leben behandelt, in Buch VII–IX verwandte Themen. Die erste Hälfte von Buch X beschäftigt sich mit der Lust (ebenso wie die Dublette in VII 12–15), die zweite mit dem Leben der Theorie.

Genauer lässt sich die inhaltliche Gliederung wie folgt angeben:

I Zum Begriff des Ziels, des Guts und der eudaimonia
II Definition der ethischen aretē (Tugend, Vortrefflichkeit)
III 1–7 Hekousion (Willentlichkeit, Freiwilligkeit) und prohairesis (Vorsatz, Entscheidung)
III 8–V Die einzelnen ethischen aretai, wichtig darunter:
V Gerechtigkeit
VI Die intellektuellen aretai
VII 1–11 Unbeherrschtheit
VII 12–15 Erste Lustabhandlung
VIII–IX Freundschaft
X 1–5 Zweite Lustabhandlung
X 6–9 Antwort auf die Frage nach der eudaimonia
X 10 Überleitung zur Politik

Da die Grenzen der sachlichen Einheiten nicht immer mit den Grenzen der zehn Bücher zusammenfallen, in die der uns vorliegende Text der EN eingeteilt ist, behandeln manche Kapitel der Werkinterpretation weniger und andere mehr als ein Buch. Die Interpretation orientiert sich an der überlieferten Reihenfolge, mit zwei Ausnahmen: Die erste und die zweite Lustabhandlung werden zusammengenommen, und die Behandlung der konkreten aretai in III 8–V erfolgt unmittelbar im Anschluss an die Darstellung der allgemeinen Konzeption der ethischen aretē.

Stellenangaben beziehen sich wie international üblich immer auf die Bekker-Ausgabe des Originaltexts; beispielsweise bezeichnet 1123b24 die 24. Zeile in der zweiten Spalte von Seite 1123 dieser Ausgabe. Die Einteilung der zehn Bücher der EN in Unterkapitel (z.B. II 5, also Kapitel 5 des zweiten Buchs) folgt der in deutschen Ausgaben üblichen Einteilung, die auch in der Bekker-Ausgabe und ebenfalls von Gauthier/Jolif benutzt wird. Bei der Lektüre angelsächsischer Sekundärliteratur muss man jedoch beachten, dass dort eine andere Kapiteleinteilung üblich ist. Da im Deutschen verschiedene Übersetzungen im Umlauf sind, wird jeder Terminus beim ersten Vorkommen auf Griechisch genannt und die Äquivalenzen aus den gebräuchlichsten deutschen Übersetzungen in Klammer hinzugefügt. Alle Äquivalenzen lassen sich aber auch in der Konkordanz am Ende des Buchs nachschlagen. Die Übersetzungen im Text sind meine eigenen.

1 Dass Letzteres der angemessenere Terminus sein könnte, schlägt Ross 1995, 195 vor.

2 Urmson 1988, 1f. Dieses Buch eignet sich gut als kurze Einführung in den Text. Empfehlenswerte Gesamtdarstellungen der EN sind ferner Hardie 1980, Broadie 1991, Bostock 2000, Hughes 2001. Zur Einführung in die Philosophie des Aristoteles allgemein Ross 1995 (zuerst 1923), Guthrie 1981, Barnes 1982, Höffe 1996.

3 Dazu die Einleitung in Gigon 17.

4 Zum Leben des Aristoteles: Einleitung in Düring, Kap. II in Guthrie, Barnes 1995, Ricken 1996.

5 Zur merkwürdigen Überlieferungsgeschichte der Aristotelischen Schriften Guthrie 59ff.

6 Zu dieser und den folgenden Schwierigkeiten des Textes vgl. Urmson 1988, 4ff.

7 Dazu „Life and Work“ in Barnes 1995, 13f.

8 Der Ursprung des Titels ist nicht ganz klar; er könnte darauf zurückgehen, dass die Schrift dem Nikomachos, dem Sohn des Aristoteles, gewidmet ist.

9 Kenny 1978.

10 Die umgekehrte Auffassung vertritt Dirlmeier 1962, 110.

11 Die wichtigsten deutschen Übersetzungen sind die von Dirlmeier, Gigon und Rolfes, wobei die beiden ersten am meisten in Gebrauch sind. Im Englischen gibt es inzwischen zahlreiche Übersetzungen; als Standardübersetzung gilt The Revised Oxford Translation, die die Übersetzung von Ross, verbessert durch Urmson und Barnes, enthält; aber auch die Übersetzung von Irwin ist gebräuchlich.

12 Es gibt Autoren wie Williams (Shame and Necessity, Berkeley 1993), die die These vertreten, dass nur der antike Teil unserer Sichtweise sinnvoll ist. Auch wenn man diese Auffassung für überzogen hält, ist zuzugeben, dass uns die Konfrontation mit den aristotelischen Einteilungen, Fragen und Begriffen gerade dort, wo sie sich nicht mit den unsrigen decken, zu einem besseren Verständnis unserer eigenen Sicht verhelfen kann.

13 Ackrill 1973. Das Buch enthält Übersetzungen auch von Teilen der EE.

14 Dazu Gauthier 1972, 310f.

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