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Wende zur Mineralogie

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Nach Deutschland zurückgekehrt und noch während eines kurzen Zwischenaufenthalts in Mainz im Hause Forsters schrieb Humboldt im Juli 1790 einen Brief an den renommierten Mineralogen und Professor der Freiberger Bergakademie Abraham Gottlob Werner, in dem er seinen baldigen Besuch in Freiberg ankündigte: „Widrige Verhältnisse haben mich bis jezt noch abgehalten, das vortrefliche Institut zu Freiberg zu besuchen“, schrieb er ihm, aber „vielleicht glükt es mir noch künftig, mich zu Ihren Schülern zu gesellen“. 31 Dem Brief war auch ein Exemplar seiner Mineralogischen Beobachtungen über einige Basalte am Rhein beigefügt.

Basalte waren damals besonders interessante mineralogisch-geologische Objekte, weil sie eine ausschlaggebende Rolle in der Kontroverse zwischen „Plutonisten“ und „Neptunisten“ spielten. Neptunisten wie Werner argumentierten, die Basalte seien durch Sedimentationsprozesse im Meerwasser entstanden, während Plutonisten wie der Engländer James Hutton behaupteten, sie seien vulkanischen Ursprungs. In Deutschland hatte sich die Kontroverse gegen Ende des Jahres 1788 zugespitzt, nachdem sich ein ehemaliger Schüler Werners, Johann Carl Wilhelm Voigt, öffentlich zur vulkanistischen Erklärung der Basalte bekannt hatte. Humboldt schlug sich in dieser Kontroverse auf die Seite der Neptunisten und damit auf diejenige des einflussreicheren Werner. Wie er den Freiberger Professor in seinem Brief wissen ließ, fand er auf seinen Exkursionen „nichts, was die Voraussetzung ehemaliger Vulkane notwendig machte, hingegen überall Gründe für den neptunistischen Ursprung der Basalte“.32 Basalte und die Kontroverse über deren Entstehung würden noch lange ein hochaktuelles Thema bleiben, und Humboldt ließ auch später keine Gelegenheit aus, Basaltfelsen zu besichtigen.

Im August 1790 fuhr Humboldt nach Hamburg, um noch einige Monate an der Handelsakademie Johann Georg Büschs zu studieren. Von Hamburg aus verschickte er einen zweiten Brief an Werner, in dem er seinen Besuch der Freiberger Bergakademie definitiv ankündigte. „Es sind nun fast 2 Jahre, seitdem ich mich mit der Mineralogie beschäftige“, schrieb er, und er verspüre eine „heiße Begierde, nach Freiberg zu gehen.“ 33 Die Mineralogie hatte ihn nun endgültig in ihren Bann gezogen, der Plan, Bergbeamter zu werden, war ausgereift. Ende April 1791 kehrte er nach Berlin zurück und traf sofort die notwendigen Vorbereitungen.

Humboldts Studium der Kameralwissenschaft, sein Besuch der Freiberger Bergakademie und die daran anschließende fünfjährige Bergbeamtentätigkeit sind in der Literatur fast durchweg auf die Initiative seiner Mutter zurückgeführt worden, die für ihren Sohn, angeblich gegen dessen Willen, eine Beamtenkarriere vorgesehen hatte.34 Was auch immer der Wunsch der Mutter gewesen sein mag, es gibt keinerlei Indizien dafür, dass sie ihn ausgerechnet dazu animierte, Bergbeamter zu werden. Man kann Humboldts halbamtliche Briefe an Werner und seinen späteren Vorgesetzten Minister von Heinitz, in denen er sein Interesse an Bergbau und Mineralogie herausstreicht, als Rhetorik abtun. Dieses Argument greift jedoch nicht für seine privaten und oft sehr intimen Briefe, in denen ein genuines bergbauliches Interesse ganz unverkennbar ist. Der junge Humboldt sehnte sich danach, praktisch und technisch tätig zu werden, seinem „Vaterland“ und dem „Gemeinwohl“ zu dienen und gleichzeitig an der vordersten Front naturwissenschaftlicher und technologischer Forschung zu stehen. Dazu boten Bergbau und Hüttenwesen mit ihrer avancierten Technologie, den mineralogischen, chemischen und geologischen Anschauungsobjekten und zahllosen Gelegenheiten für Experimente und Messungen ein hervorragendes Terrain.

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