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ALBÓNDIGAS
SPANISCHE FLEISCHKLÖSSCHEN

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ICH WAR ZWANZIG, war eigentlich voller Vorfreude in Valencia, in Spanien, angekommen, um mein Auslands-Uni-Jahr zu beginnen. Aber, aber: Was sonst unkompliziert sein dürfte, zog auf einmal einen ganzen Rattenschwanz von Problemen hinter sich her. Dass während des Tagesausflugs nach Barcelona mein kleiner Rucksack abhanden gekommen war, in dem alle Ausweise und Studiennachweise steckten, trug nicht zur Entspannung bei. Es war alles wie verhext – und mein Spanisch war schlecht. Meine beste Freundin war aus Deutschland mitgekommen für die erste Zeit. Der Plan war, möglichst schnell eine Wohnung zu finden – und dann: Spanien, Sonne, Strand! Doch nichts gelang, schon gar nicht das Finden einer Wohnung. Wir marschierten Tag für Tag frustrierter an die Uni, rissen WG- und Wohnungszettel ab. Ein Termin nach dem anderen verlief unerfreulich. Wir schliefen jede Nacht in dieser billigen Pension am Bahnhof, in der mir schon am ersten Abend mein neuer Laptop auf dem Fliesenboden zerschellt war. Von Urlaub war keine Rede. Aber die Pensionskosten schossen in die Höhe. Und Geld hatten wir wenig.

AN EINEM ABEND SASSEN WIR WIEDER MAL ENTTÄUSCHT IN EINER BILLIGEN TAPASBAR. ICH BESTELLTE VON DER KARTE, OHNE ZU WISSEN, WAS WAS WAR: CARACOLES. ALBÓNDIGAS. DANN KAMEN SIE. ACH, CARACOL HEISST ALSO SCHNECKE.

Ich langte gefasst zu, obwohl mir schon ganz anders war. Meine Freundin streikte jedoch. Aber dann kamen die Albóndigas. Fleischbällchen, warm, angebraten, rund, mildwürzig, freundlich Zuversicht verströmend, in ihre leuchtend rote, fruchtig-süße Tomatensoße tunkten wir das Brot. Und irgendwie war ab diesem Moment alles wieder gut. Am nächsten Tag fand ich meine Traum-WG. Und was ich damals noch nicht wusste: Das beste Jahr meines Lebens begann.

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