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Duisburg Dellviertel, 19. April

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Es war Mittagszeit. Knoop hatte in der Kantine des Präsidiums gerade noch etwas zu Essen bekommen. Frikadelle mit Schwarzwurzeln hatte auf der Speisekarte gestanden und seinen Appetit erregt. Maria, die Pächterin der Kantine, hatte auf den Teller mehr angehäuft als sonst üblich war. Es gab um diese Zeit außer ihm keine Kunden mehr.

„Puh, soviel? Soll ich das alles essen? Du stehst wohl auf dicke Männer?“ Knoop grinste über beide Backen.

Maria unterbrach ihre Tätigkeit, mit einem Tuch Ablageflächen zu reinigen. Während sie den Lappen ausspülte, drehte sie sich zu Mikael. „Es ist doch nur der Rest. Es wäre zu schade. Sonst muss ich es wegwerfen.“

„Ich sehe mich also als guten Christen, der die Sünde, Lebensmittel zu vergeuden, aktiv bekämpft. Ich erinnere mich an meine Mutter. Mit dem gleichen Argument hat sie durch mich ihre Töpfe leer bekommen. Sie hat immer...“

„Mache keine Sprüche Mikael. Sonst ist alles kalt, wenn du mit deiner Jugendbeichte fertig bist.“ Maria verschwand in einen der hinteren Räume der Kantine.

Knoop setzte sich an einen der langen Resopaltische und aß ungestüm die riesige Portion. Er liebte Frikadelle und Schwarzwurzeln. Als der Teller geleert war, stöhnte er auf. Er klopfte auf seinen Magen. Sein Kompliment über das vorzügliche Essen hörte keiner.


Die Zeit von van Gelderens anberaumter Besprechung war gekommen. Aus allen Türen strömten Personen zum Besprechungsraum. Der Chef kam zu spät. Dies war selten der Fall. Gewöhnlich belegte er die zuspätkommenden Kollegen mit ärgerlichen Blicken. Van Gelderen machte einen gehetzten Eindruck. In seinem Schlepptau segelte Norbert Liesner. Liesner war einer der Gerichtsmediziner. Duisburg musste seine erste Anstellung sein, denn er musste Anfang Dreißig sein. Er hatte seine Haare nach vorne gekämmt, um wohl seine Geheimratsecken zu verdecken. Die Haare wurden vorne beschnitten. Dabei liefen sie über der Nase spitz zu. Liesners Anwesenheit deutete an, die Ergebnisse der Obduktion lagen vor. Knoop war neugierig, wie diese aussahen.

Liesner räusperte sich mehrmals, bevor er seine Worte fand. „Also. Die Leiche ist am Fundort erstochen worden. Es handelt sich um eine fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alte Frau. Sie ist ein südländischer Typ. Ich schätze, diese Bewohnerin kommt aus dem Balkan oder vielleicht auch aus dem Nahen Osten. Genaueres kann ich erst später sagen, wenn die Genanalyse komplett vorliegt. Sie ist knapp über einenmeterfünfundsechzig groß. Die Mordwaffe ist ein einschneidiges breites Küchenmesser. Der Stichkanal verläuft von unten nach oben. Der Verlauf lässt den Schluss zu: Der Täter muss viel größer sein als das Opfer. Erstaunlich ist, dass die Tote keinerlei Abwehrhandlungen unternommen hat. Unter ihren Fingernägeln ist Schmutz, aber keine organischen Spuren wie Haut oder Gewebe. Eine Möglichkeit kann sein, dass sie unter starken Nachwirkungen von Rauschmitteln stand. Wahrscheinlich synthetische Drogen. Dies wird aber die weitere Blutuntersuchung ergeben. Die anderen Untersuchungen laufen noch. Habt ihr Fragen?“

Reihum wurden die Köpfe geschüttelt. Die erhaltenen Informationen waren noch zu allgemein. Spezielle Fragen würden sowieso meist mit dem Hinweis beantwortet, es ist zu früh, man sei erst am Anfang der Untersuchungen. Norbert Liesner bedankte sich und setzte sich hin. Sein Gesicht wirkte auf einmal entspannter, so als sei er froh, etwas Unangenehmes hinter sich gebracht zu haben. Van Gelderen machte eine Handbewegung, welche das Ende der Besprechung andeutete. Mit lautstarken Gemurmel und Stühlerücken ging die Gruppe auseinander.

Der Flug des Fasans

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