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Formen und Wandlungen des Österreichbegriffs OstarrîchiAustria

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Die Bayern nannten, wie es scheint, gegen Ende des 10. Jahrhunderts den östlichsten Bereich ihres Herrschaftsgebietes in der Volkssprache Ostarrîchi. In den Jahrzehnten nach dem Sieg Ottos I. auf dem Lechfeld bei Augsburg gegen die Magyaren (955) war das durch die bayerische Niederlage bei Pressburg (907) verlorengegangene Gebiet östlich der Enns zum Teil zurückgewonnen worden. Unter dem Markgrafen Burkhard und nach dessen Absetzung (976) unter den ersten Markgrafen aus dem Geschlecht der Babenberger wurde zwischen Enns und Tulln die bayerische »Mark an der Donau« eingerichtet und Schritt um Schritt nach Osten, Norden und Süden erweitert. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. für das Bistum Freising, die das Datum 1. November 996 trägt und sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München befindet, wurde dem Freisinger Hochstift die Schenkung von Besitztümern in Neuhofen an der Ybbs (bei Amstetten im heutigen niederösterreichischen Mostviertel) verbrieft. Zur Lagebestimmung der Schenkung und der Ortschaft bedient sich die Urkunde der Formulierung »in der Gegend, die in der Volkssprache Ostarrîchi heißt, in der Mark und in der Grafschaft des Grafen Heinrich, des Sohnes von Markgraf Leopold « (»in regione vulgari vocabulo Ostarrichi in marcha et in comitatu Heinrici comitis, filii Liutpaldi marchionis«). Die Textierung der Urkunde beruht auf einer Vorlage, die Kaiser Otto II. 973 für die Freisinger Kirche ausgestellt hatte. Das im heutigen Slowenien gelegene Gut, dessen Schenkung mit dieser Vorbild-Urkunde verbrieft wurde, wird in der Urkunde als »in regione vulgari vocabulo Chreine« gelegen lokalisiert (»in der Gegend, die in der Volkssprache Krain [d. h. Grenzland] heißt«). Als das Bistum Freising 23 Jahre später wieder eine Kaiserurkunde erbat, um den in Neuhofen geschenkten Besitz rechtlich abzusichern, nahm der mit dem Verfassen der sogenannten Empfängerausfertigung betraute Freisinger Schreiber das Diplom von 973 als Vorlage – und ersetzte Chreine durch Ostarrichi. Allmählich entwickelte sich aus der Gegendbezeichnung Ostarrîchi der Name der bayerischen Mark an der Donau.

1156 wurde »Österreich«, die bayerische Mark an der Donau, von Kaiser Friedrich I. Barbarossa vom Herzogtum Bayern losgelöst und zu einem selbständigen Herzogtum erhoben. In der diese Erhebung dokumentierenden Urkunde (Privilegium minus) bezeugte der Kaiser, dass er die Mark Austria in ein Herzogtum verwandelt habe (»marchiam Austrie in ducatum commutavimus«). Das erste eindeutige Quellenzeugnis für die Verwendung des lateinischen Landesnamens Austria stellt eine am 25. Februar 1147 ausgestellte Urkunde König Konrads III. für das Chorherrenstift Klosterneuburg dar, in der dem Stift unter anderem Besitz bestätigt wird, der ihm von den Markgrafen von Österreich (»Austrie marchionibus«) geschenkt worden war. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts setzte sich Austria als lateinischer Landesname Österreichs durch.

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