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Traurige Rückkehr

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Als Jens Peter Dahl nach Hause kam, ein wenig naß von den Wiesen und von der Nachtkühle durchkältet, war er eigentlich hundemüde. Es war ja nun auch genug an Neuem und an Vergeblichem, und er dachte darum an gar nichts mehr. Das Haus war auch dunkel, denn die Nachttischlampe im Schlafzimmer der Mutter konnte man durch die dichten Vorhänge nicht sehen.

Jens Peter kletterte ein Stückchen am Weinspalier hoch. Dann zwängte er sich durch ein Fenster des Treppenhauses hinein, schurrte so leise wie möglich an der Mauer hinunter. Aber die Großmutter, Frau Kagen, mit ihren Feldmausohren hatte ihn doch gehört. Sie kam in ihren weichen, weiten Hausschuhen und einer etwas zerschlissenen Bettjacke der falschen Baronin herausgelaufen, so lautlos, daß der Junge sie erst bemerkte, als sie vor ihm stand.

Er fuhr zusammen. „Ach, laß doch, Großmutter“, sagte er ärgerlich, „was soll denn diese Aufpasserei?“

Aber sie legte ihm ihre beiden schmalen harten Hände auf den Mund. Sie zog sich dazu noch ganz zusammen, um genau auszudrücken, wie leise man sein mußte. „Er ist doch da“, sagte sie feierlich, „Gott sei Dank, er ist da. Zwei Stunden schon.“

„Ja — aber“, sagte Jens, „ja — wo denn? Es ist doch gar kein Licht.“

Frau Kagen lachte und zupfte ihren Enkel an den Haaren. „Ach, du Schafskopf“, flüsterte sie zärtlich. „Na, wo soll er wohl sein? Na, du brauchst es ja noch nicht zu wissen. Mit Fuffzehn. Da weiß man manches nicht. Da drin natürlich. Im Schlafzimmer.“

Wie gut, daß es dunkel war. Denn dem Stief schossen die Tränen in die Augen. Aber weil das die Großmutter nicht sah, konnte er ruhig ein bißchen lachen und burschikos sagen: „Na ja, natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Natürlich. Na, denn bis morgen.“

Er pfiff sogar leise vor sich hin, während er die Treppe in sein Zimmer hinaufschlich.

Oben aber setzt er sich ganz still in seinen großen geblümten Stuhl. Nein, daran hat er wirklich nicht gedacht. Wie merkwürdig! Er weiß doch sonst Bescheid. Ein Junge in seiner Lage! Den Vater und die Mutter hat er nie zusammen gedacht. Und nun? Nun fühlt er sich verraten.

Da kommt der Vater nach zehn Jahren aus der Anstalt. Und was macht er? Das, was die Leute draußen auch tun! Er geht ins Schlafzimmer. Als wäre nichts anderes zu tun, als wartete sonst niemand auf ihn.

Wirklich, er bleibt, was er war: einsam, verlassen, nicht hierhergehörig und nicht dahingehörig. Und alles wegen dieser blödsinnigen Geschlechtsdinge. Nein, nein. Das schwört er: das wird er nicht mitmachen. Nein, das gibt ja nur Unglück über Unglück, und es ist egal, wie man es macht. Verheiratet oder nicht verheiratet. Standesgemäß oder nicht standesgemäß. Immer gibt es Unglück.

Er zieht sich langsam aus, schichtet Stück für Stück sorgfältig übereinander. Die Hose erst, dann die Unterhose viereckig, die Strümpfe mit den Hacken nach oben. Erbittert stellt er die Stiefel davor, wäscht sich mit kaltem Wasser und einer harten Bürste von oben bis unten ab. Macht fünfzehn Rumpfbeugen und fünfundzwanzig Kniebeugen. Liegt im Bett und atmet sorgfältig.

Zehn Sekunden ein, zehn Sekunden aus. Pause. Nein, weinen gibt es nicht. Zehn Sekunden aus, zehn Sekunden ein. Pause. Er wird auch nicht nachlassen. Zehn Sekunden ein — sondern ein ganzer Kerl werden — zehn Sekunden aus. Ganz für sich allein. Zehn Sekunden ein. Aber ohne Frau, ohne Kinder, ohne Zärtlichkeit. Zehn Sekunden aus. Ein großer Erfinder oder ein Ingenieur. Zehn Sekunden ein. Gut. In Ordnung. Vater, Vater! Eine Träne kommt aus dem Auge gerollt. Licht aus. Lieber Vater! Morgen .. Schlaf mit gepreßtem Mund und schweren Seufzern.

Zehn Jahre, zehn Tage

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