Читать книгу Der Henker von Rothenburg: Inquisiton in Rothenburg - Werner Diefenthal - Страница 12
ОглавлениеSie stürzte durch die Nacht. Als die junge Frau in ihrer betrunkenen Verwirrung davongestürzt war, hatte sie völlig vergessen, dass sich in der Nähe des Gutes immer noch ein Wolf herumtrieb und dass es in der Finsternis draußen für sie gefährlich werden konnte. Langsam wurde sie wieder klar im Kopf und begriff, was sie getan hatte.
Sie hatte ihren Mann, der sie über alles liebte, vergrault. Ihn beschimpft, ihn angeschrien, ihn der Lüge bezichtigt. Sie war nicht besser als die Weiber, die sie immer verachtet hatte, führte sich auf wie die vornehmen Herrschaften, die Matthias und sie von oben herab behandelten. Wie hatte sie ihm etwas vorwerfen können, über das er keine Kontrolle gehabt hätte?
Wenn jetzt ein Wolf käme, wäre es ihr im Grunde genommen egal! Wenn sie Matthias verlor, dann konnte auch der Wolf sie töten!
Mit tränenverschleiertem Blick lief sie immer weiter, bis sie sich auf einmal am Grab ihrer Mutter wiederfand. Sie sank auf die Knie, ließ ihrer Trauer freien Lauf.
»Mama! Warum will er mich nicht mehr? Wieso sagt er, dass ich gehen soll?«
Dass sie selber nur wenige Augenblicke vorher das Gleiche getan hatte, verdrängte sie. Sie verdrehte das, was geschehen war, zu einer Tatsache, an die sie selber glaubte.
Marie weinte hemmungslos. Der Wein und ihre Trauer, dazu die plötzliche Angst vor der Zukunft, forderten ihren Tribut. Sie sank zu Boden und fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem sie von Träumen verfolgt wurde.