Читать книгу Der Henker von Rothenburg: Inquisiton in Rothenburg - Werner Diefenthal - Страница 18

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Matthias erwachte von dem Geruch nach gebratenem Speck und Eiern. Schnuppernd und ganz langsam öffnete er die Augen, sah Marie ein Tablett auf den Tisch in ihrem Zimmer stellen und leise die Zimmertür schließen. Die Vorhänge waren zugezogen, aber die Helligkeit, die an den Rändern vorbei drang, ließ darauf schließen, dass es Morgen war. Seine Frau drehte sich zu ihm um und lächelte überrascht. »Ah, du bist ja wach.«

»Wie lange habe ich geschlafen?«

Seine Stimme war rau und kratzig. Marie setzte sich zu ihm ans Bett und streichelte ihm durchs Haar.

»Nun, dein heldenhafter Kampf gegen die Wölfe war schon vor zwei Nächten. Du hast durchgeschlafen bis zum nächsten Morgen, nachdem wir dich ins Bett gebracht haben. Du musst ausgehungert sein.«

Matthias fühlte sich immer noch elend. Zwei Nächte war es her, dass er in den Tod hatte gehen wollen. Aber er lebte. Und er liebte seine Frau mehr, als er es je zuvor getan hatte. Und nur zu gerne ließ er sich jetzt ein wenig von ihr verwöhnen. Er spürte, dass er im Moment einfach keine Kraft hatte.

Sie half ihm in eine sitzende Position und holte dann das Frühstück, ließ es sich nicht nehmen, ihn zu füttern, obwohl nur einer von zwei Armen so verletzt war, dass er ihn noch nicht bewegen konnte.

»Stell dir vor, ich war gestern abend mit Nikolaus von Brümme Kräuter sammeln«, fing sie an, es brannte ihr auf der Seele, ihm von dem Gespräch mit dem Chirurgen zu erzählen.

»In ihm haben wir einen wertvollen Verbündeten gefunden. Er weiß, dass der alte Steiner mein Vater war und ein Testament existiert, in dem meine Herkunft stehen könnte. Und er sagte, wenn wir das Testament finden wollen, dann müssen wir bei Popolius Harthrath suchen. Er soll ein geheimes Archiv in seinem Haus haben.«

Marie wusste gar nicht recht, warum diese Nachricht sie in so große Aufregung versetzte. Gerade am Tag zuvor hatte sie Matthias noch erklärt, das Erbe sei ihr egal und sie wolle nichts riskieren. Dennoch - es nagte an ihr, dass der Plan Elsas aufgegangen sein sollte!

Matthias sah sie verblüfft an. Wieder war es seiner Frau gelungen, ihn zu überraschen. Zwischen zwei Bissen fragte er sie aus, was sie mit dem Arzt sonst noch besprochen hatte und was er als Lohn verlangte. Marie blinzelte ihm zu.

»Der alte Leichenfledderer will einfach nur aus Rothenburg weg. Ich denke, er hat Angst, wenn er einfach so verschwindet, dass er als Nächster dein Schwert in der Sonne blitzen sieht.«

Matthias nickte.

»Das kann sein. Aber wenn das rauskommt, dann ist mein Schwert seine geringste Sorge. Ich glaube, wir sind stärker mit ihm verbunden, als uns allen lieb ist.«

Marie sah ihn an und verstand. Es war klar, wenn jemand herausfand, was der Arzt heimlich trieb und dass Matthias ihn deckte, dann wäre auch sein Leben in Gefahr.

»Was machen wir jetzt?«

Matthias lächelte.

»Zunächst muss ich wieder gesund genug sein, um diese Sache zu Ende zu bringen. Dann kehren wir nach Rothenburg zurück, heilen Magdalena und suchen den Beweis. Und wenn ich diesen gottverdammten Schreiber an den Füßen halten und ihn so lange schütteln muss, bis die ihm Wahrheit aus der hässlichen Fratze fällt.«

Greta lief nach der Begegnung mit Helga nach Hause. Sie musste grinsen. War ihre Freundin doch schwanger. Das würde im Haus des Bäckers eine ganz schöne Aufregung geben. Schwanger von einem Pferdeknecht des Vogtes! Das war etwas, was Helgas Vater wohl wieder einmal dazu bringen würde, seinen Leibriemen auf Helgas Rücken tanzen zu lassen.

Sie musste unbedingt zu Thomas. Sie sehnte sich nach ihm, nach seinen Küssen und auch nach all den anderen Dingen, die er mit ihr machte. Greta konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne ihn war. All ihre Gedanken drehten sich nur um Thomas. Für sie war er der einzige Mensch, der sie wirklich verstand und Marie als das sah, was sie für Greta war, nämlich eine Hexe, die den Henker in ihren Bann gezogen hatte. Und er hatte ihr versprochen, ihr zu helfen, die Hexe auf den Scheiterhaufen zu bringen.

Dieser hatte mittlerweile ein anderes Problem. Er musste umgehend mit Elsa Steiner reden. Doch wie sollte er an sie herankommen? Er hatte vorige Nacht, wie in anderen Nächten auch, das Zimmer beobachtet. Doch seit seinem letzten Besuch hielt sie ihr Fenster stets geschlossen. Also musste er einen anderen Weg finden.

Auch Elsa musste dringend mit Thomas reden. Endlich hatte er einen Teil der Abmachung erfüllt. Der Schreiber war tot. Elsa hatte mit heimlichem Vergnügen den Umständen seines Todes gelauscht. »Hat der alte Sodomit endlich mal was Richtiges hinten hineinbekommen«, lachte sie still vor sich hin.

Sie beschloss, heute einmal selber in die Stadt zu gehen. Es kam selten vor, aber sie wollte unbedingt den Ort sehen, wo es den Schreiber erwischt hatte. Sie gab vor, für ihn eine Kerze anzünden zu wollen, damit seine Seele Frieden finden würde, und kniete sich danach noch in die Kirchenbank.

Sie heuchelte Frömmigkeit und tat so, als ob sie innig für die Seele des Verstorbenen beten würde. Ihre Schultern zuckten, ein Beobachter hätte es für unterdrücktes Weinen halten können, doch in Wahrheit rührte es daher, dass sie sich mit Gewalt das Lachen verbiss. Da hörte sie eine Stimme hinter sich.

»Aber Euer Gnaden, nennt Ihr das Gottesfurcht? Eure Schultern beben, aber nicht vor Trauer.«

Sie erschrak, als sie die Stimme erkannte. Es war Thomas, der in der Bank hinter ihr kniete. Sie wollte sich umdrehen, aber die Stimme zischte leise: »Nein! Seht nach vorne.«

»Was willst du?«, flüsterte Elsa.

»Euch an Euer Versprechen erinnern. Einer ist erledigt. Die anderen beiden folgen, sobald sie wieder hier sind.«

»Du hast lange gebraucht«, wisperte Elsa.

»Ein guter Plan braucht seine Zeit. Vor allem, wenn Ihr weiterhin unverdächtig bleiben wollt.«

»Du hast recht. Aber die Zeit drängt jetzt mehr denn je. Ich habe einen weiteren Auftrag für dich. Es sind jetzt noch drei zu beseitigen.«

Thomas war verblüfft. Er hatte zwei weitere Morde eingeplant. Aber ein Weiterer wäre auch nicht dramatisch. Und wenn es noch mehr wären, den Preis war es wert. Nur, wen sollte er noch umbringen?

»Wer ist der Dritte?«, fragte er leise.

Elsa hielt einen Moment inne. Wenn sie das jetzt tat, gab es kein Zurück mehr. Wenn es schiefging, dann wäre ihr Kopf nicht mehr lange auf ihren Schultern. Doch dann flüsterte sie leise den Namen.

Thomas zuckte zurück. Das war ein starkes Stück. Wenn er das tat, dann war das Gut, auf der er spekulierte, für ihn nicht mehr erreichbar. Er würde fliehen müssen. Das sagte er dann auch zur Vogtin.

»Du wirst mehr als gut entlohnt werden. Wenn das getan ist, wirst du einen Platz erhalten, bei dem dich niemand zu verdächtigen traut. Du wirst, wenn ich erst das Sagen habe, von mir an den Hof des Herzogs gesandt. Du wirst meine Augen und Ohren dort sein. Und du wirst weit mehr als nur das Gut erhalten. Zufrieden?«

Als sie den warmen Atem von Thomas an ihrem Ohr spürte und hörte, wie er sprach, erschauerte sie. Auch, als der Meuchelmörder schon lange weg war, klang es noch in ihrem Ohr: »Euer Mann ist so gut wie tot, Euer Gnaden.«

Marie half Matthias die Treppen hinunter. Er wollte mit eigenen Augen die Felle der toten Wölfe sehen.

Danach redete er mit den Wachen, beschrieb den Ort, wo er sie gefunden hatte.

»Seht euch dort um. Es müssen noch zwei in der Nähe sein. Diese beiden gilt es zu erlegen, bevor sie ein neues Rudel finden. Und sucht nach Spuren von weiteren Wölfen. Aber geht nur am Tag.«

Die Wachen nickten. Es erschien ihnen zu gefährlich, ohne den zweibeinigen Wolf, wie sie ihn jetzt nannten, nach Anbruch der Dunkelheit in den Wald zu gehen.

»Bring mich zu dem Arzt«, bat der Henker Marie. »Ich muss mit ihm reden.«

Als Karl kurz vor dem Mittagsläuten zur Bäckerei ging, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Jedes Mal, wenn er die Gelegenheit bekam, Helga außerhalb der heimlichen Treffen in der Nacht zu sehen, war der junge Knecht ganz aus dem Häuschen. Er war bis über beide Ohren in die Bäckerstochter verliebt. Er empfand auch keine Eifersucht dabei, sie mit Jakob zu teilen. Er hatte nicht einmal das Gefühl, teilen zu müssen.

Helga liebte von Scharfenstein nicht, sondern ihn. Der Patrizier gab lediglich den Ton an. Und brachte sie dabei auf Ideen, die ihnen alleine niemals gekommen wären.

Es gab Tage, da schämte Karl sich seiner eigenen Zügellosigkeit, aber wenn er dann wieder mit den beiden anderen in einer wilden Orgie steckte, war ihm alles egal. Als er die Bäckerei betrat, hüpfte sein Herz vor Freude, seine Geliebte dort alleine vorzufinden.

»Grüß dich Gott, Helga«, sagte er laut genug, um auch in der Backstube gehört zu werden, und setzte leiser nach:

»Sind deine Eltern hier?«

Sie schüttelte knapp den Kopf, aber kein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Sie war bleich, die Augen rotgerändert.

Karl runzelte die Stirn.

»Was ist los mit dir? Hast du geweint?«

Ihr Schluchzen beantwortete seine Frage sofort und er erschrak.

»Um Himmels willen, was ist los?«

»Ach, Karl … wir bekommen Schwierigkeiten … ich glaube, ich kriege ein Kind!«

Die Augen des Knechts wurden groß.

»Ein … ein Kind? Von wem?«

Ein Schnauben kam von der Bäckerstochter.

»Als ob du nicht ganz genau wüsstest, dass ich das so genau nicht sagen kann!«

Zu ihrer größten Überraschung lachte ihr Liebhaber und wirkte dabei weder spöttisch noch hämisch, sondern einfach nur froh.

»Ja, du hast recht, das war eine dumme Frage. Aber es ist auch egal, von wem es ist. Dann heiraten wir eben. Jakob wird das Kind sowieso nicht anerkennen. Aber ich schon, auch wenn’s vielleicht nicht von mir ist.«

Helga wusste nicht recht, ob seine Loyalität sie rühren oder ob sie ihn auslachen sollte.

»Karl … das ist wirklich großartig von dir … aber du weißt, dass mein Vater nie erlauben wird, dass ich einen Pferdeknecht heirate. Eher schickt er mich ins Kloster!«

Empört straffte Karl seine Gestalt.

»Dann wäre er schön dumm! Wenn du im Kloster bist, übernimmt ihm niemand seine Bäckerei. Ich bin zwar nur ein Knecht, aber eine Bäckerlehre kann ich auch machen! Warte nur ab, wir bringen deinen Vater schon zur Vernunft! Und wenn er nicht auf mich hört, na, der Vogt legt schon ein gutes Wort für uns ein! Mach dir keine Sorgen, ich regele das schon für uns!«

Mit einem Optimismus, den Helga beim besten Willen nicht teilen konnte, marschierte Karl aus dem Laden und kehrte in die Vogtei zurück, wo er als Erstes einen Satz heiße Ohren von Berta kassierte, weil er bei aller Freude vergessen hatte, das Brot mitzubringen.

»Er ist bestimmt wieder auf Kräutersuche!«

Marie ächzte mittlerweile hörbar. Sie war mit Matthias, der sich nach wie vor auf sie stützte, über das halbe Gut gegangen und hatte erfolglos nach dem Chirurgen gesucht. Nun ließen sie sich beide unter einer großen Weide nieder und Marie blickte ihren Mann vorwurfsvoll an.

»Weißt du, es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich von Brümme gesucht und zu dir gebracht hätte, statt andersherum!«

Markus saß an der Tauber und warf Steine ins Wasser, beobachtete die Kreise, die sich ausbreiteten, und dachte nach.

Er war durch Rothenburg gelaufen, als ihm ein blonder Mann aufgefallen war. Er hatte diesen Mann schon einmal gesehen, mit einer jungen Frau zusammen. Sie waren in einem Haus verschwunden und hatten sich geküsst.

Einem Impuls folgend war Markus ihm wieder hinterher geschlichen und hatte gesehen, wie er in der Kirche verschwunden war. Lautlos war er durch eine Seitentür hineingegangen und hatte sich versteckt.

Er hatte gesehen, wie die Frau des Vogtes, im Gebet vertieft, in einer Bank gekniet hatte, der Mann eine Bank hinter ihr. Markus hatte nicht alles verstehen können, aber es war genug gewesen, dass er sich Sorgen machte. Er hatte nur verstanden, dass der Mann Aufträge für die Frau ausführen sollte. Doch am schlimmsten war der letzte Satz gewesen. Den hatte er deutlich gehört.

»Euer Mann ist so gut wie tot, Vogtin Steiner«, das hatte der Mann gesagt, daran bestand kein Zweifel. Aber was sollte er tun? Wem konnte er es erzählen?

Ihm fiel nur Magdalena ein. Aber würde sie es ihm glauben? Er musste es riskieren. Er stand auf, klopfte sich den Hosenboden ab und machte sich auf den Weg zum ›Goldenen Schwan‹.

Matthias brummte nur. Er verkniff sich die Bemerkung, dass Marie selber schuld war, wollte nicht schon wieder einen Streit vom Zaun brechen. Er war viel zu froh, dass wieder Frieden herrschte.

Da kam der Arzt, leise vor sich hinsummend, aus dem Gebüsch. »Ah, da seid ihr ja, Meister«, rief Matthias ihm zu.

Nikolaus von Brümme sah ihn an, als wenn er der Leibhaftige wäre.

»Seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Wer hat Euch erlaubt, aus dem Bett aufzustehen?«, sagte er vorwurfsvoll zu Matthias. Dann sah er Marie an.

»Und du? Willst du deinen Mann unter die Erde bringen? Ich hätte dich für klüger gehalten.«

Marie stieß den Henker sanft in die Seite.

»Siehst du, ich habe ja gewusst, er wird nicht glücklich sein.«

»Das ist mir eigentlich egal«, brummte Matthias. »Er darf mich dafür gleich wieder in mein Bett bringen. Aber erst will ich wissen, wo diese angebliche Geheimbibliothek sein soll.«

Der Arzt zuckte mit den Schultern.

»Meister Matthias, ich weiß es nicht genau. Aber ich bin mir sicher, dass dieser elende kleine Mistkerl mehr Geheimnisse hat, als gut für ihn und uns alle ist. Wenn einer etwas weiß, dann aller Wahrscheinlichkeit nach er.«

Matthias sah den Arzt an.

»Ihr wisst auch mehr, als Ihr mir verratet. Wo ist die Schwachstelle des Schreibers? Ich bin mir sicher, Ihr kennt sie.«

Von Brümme sah Matthias an, dann seufzte er.

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe einmal gehört, er soll bei der Fleischeslust einen sehr, nun ja, exquisiten Geschmack haben.«

Marie sah den Mann verblüfft an. Dass der Schreiber überhaupt eine solche Lust haben sollte, das erschien ihr undenkbar. Und dass es jemanden geben sollte, der sich mit diesem Mann einließ, das konnte sie sich erst recht nicht vorstellen. Matthias aber schnaubte nur.

»Nun redet endlich. Was meint Ihr damit?«

»Er, nun ja«, er sah Marie an, »er … mag nicht … so sehr Frauen …«

Marie bekam rote Ohren, Matthias lachte.

»Ihr wollt mir sagen, unser Schreiber ist einer, der es lieber mit einem Mann treibt?«

Der Arzt nickte.

»Aber vielleicht fragt ihr lieber Eure Freundin im ›Goldenen Schwan‹, ich habe gehört, dort gibt es ein Mädchen, das sich regelmäßig als Mann verkleidet und zu dem Schreiber gehen soll.«

Matthias sah zu Marie. Die zuckte mit den Schultern.

»Nun gut«, sagte Matthias, »das werden wir herausfinden. Aber jetzt helft mir bitte, wieder zurück ins Bett zu kommen.«

Mittlerweile kannte Magdalena Markus gut genug, um schon, als er in den ›Goldenen Schwan‹ trat, erkennen zu können, dass etwas nicht stimmte. Seine Augen waren dunkler als sonst und die Stirn zeigte Sorgenfalten. Er kam schnurstracks zum Tresen und flüsterte:

»Ich muss dir was erzählen … aber nicht hier, hier gibt es zu viele Ohren. Lass uns nach hinten gehen!«

Argwöhnisch folgte Magdalena dem Burschen. Er hatte sie noch nie ins Hinterzimmer geholt. Kaum war sie in den Raum getreten, schloss er die Tür hinter der Wirtin und schaute sogar noch in alle Ecken, ob jemand zuhörte. Schließlich verlor Magdalena die Geduld.

»Markus, so red schon! Was ist passiert?«

»Ich habe diesen Kerl wieder gesehen, in der Kirche«, platzte der Junge heraus und erzählte ihr von den vorigen Begegnungen. »Er hat sich mit einer Frau getroffen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es muss die Frau vom Vogt gewesen sein! Die wollen den Vogt umbringen!«

Magdalena starrte ihn ungläubig an.

»Was? Bist du sicher? Wie kommst du darauf?«

Markus lief im Raum hin und her wie ein gefangenes Tier.

»Er hat gesagt: ›Euer Mann ist so gut wie tot, Vogtin Steiner!‹. Ganz bestimmt hat er das gesagt!«

Die Wirtin erschrak bis in die Knochen; das war eindeutig. Sie tätschelte dem Jungen die Wange.

»Das hast du gut gemacht, Markus … glaubst du, dass du dem Mann weiterhin auf den Fersen bleiben kannst?«

Der Junge nickte stolz.

»Ja, ich denke, ich weiß, wo er sich versteckt.«

»Gut!«

Magdalena lächelte.

»Dann behalt ihn im Auge. Aber wag dich nicht zu dicht heran. Bring dich nicht in Gefahr. Wenn er dich bemerkt, ziehst du dich sofort zurück, verstanden?«

»Verstanden!«

Schon war der Bursche wieder aus der Tür mit einem geradezu unheimlichen Eifer.

Nun war es Magdalena, die unruhig im Raum hin und her lief. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie den Vogt warnen? Vielleicht konnte sie etwas andeuten, dass er sich den Rücken freihielt. Ihm zu sagen, dass seine Frau einen Anschlag auf ihn plante, hielt Magdalena für falsch. Er hätte es als den Versuch verstehen können, ihn und Elsa zu entzweien, damit Magdalena sich seiner Gunst alleine erfreuen konnte. Das war zu riskant.

Sie seufzte. Wenn doch Matthias wieder da wäre! Er hätte sicher gewusst, wie am besten vorzugehen war!

Der Henker von Rothenburg: Inquisiton in Rothenburg

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