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Leviathan und Leviten Satire ist eine Waffe, auch gegen den Antisemitismus

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Diejenigen Deutschen, deren »Ehre« sich als »Treue« buchstabiert, sind in einem tatsächlich zuverlässig treu: in ihrem Ressentiment und ihrem Hass auf alles Andere, Abweichende und ihnen Fremde oder fremd Erscheinende. Im Jahr 2015 waren es zunächst die Bewohner Griechenlands, die »uns das Blut absaugen«, dann die Flüchtlinge aus Afrika oder dem Nahen Osten, die »uns« stören, »unsere Kapazitäten sprengen«, und, Platz einnehmend, zum »Volk ohne Leerstandsraum« machen.

Eine Gruppe kann sich des Hasses seitens dieser Deutschen in Permanenz gewiss sein: Juden. »Der ewige Jude« war im Nationalsozialismus ein zu Massenmord und Vernichtung anstiftender und aufstachelnder Kampfbegriff, den der Publizist Henryk M. Broder im Jahr 1986 mit einem Buch konterte, das bis heute zur Pflichtlektüre gehört: »Der ewige Antisemit«.

Geändert hat die kluge, scharfe Streitschrift nichts, der Antisemitismus ist virulent wie immer schon, auch wenn er mittlerweile häufiger geschminkt als ungeschminkt daherkommt. Für ihren Antisemitismus bedürfen deutsche Antisemiten keiner muslimischer Einwanderer; den lassen sie sich nicht nehmen, denn ihre »Ehre« heißt, siehe oben, eben »Treue«, und in diesen Phantomdisziplinen beanspruchen sie die Meisterposition.

Dass in muslimisch geprägten Gesellschaften Antisemitismus als gemeinsamer Nenner ihrer Mitglieder gepredigt und gepflegt wird, ist unbestreitbar, und wenn es sonst keine Gründe gäbe, radikale Islamisten zu bekämpfen, wäre ihr Antisemitismus allein Grund genug. Doch soll man nicht die Balken im Auge anderer betrachten, um dann selbst fein raus zu sein, sondern sein Augenmerk auf die Eigengrütze richten.

»In Österreich«, schrieb ein österreichischer Autor, »sind sogar die Bäume antisemitisch«, und wenn deutsche AfD-Hetzer und Pegida-Aufmarschierer und ihnen nahestehende Medienexistenzen von muslimischen Zuwanderern verlangen, sich den hiesigen Gepflogenheiten gefälligst anzupassen, kann man ihnen nur antworten, dass viele islamische Einwanderer an den Antisemitismus von AfD und Pegida doch längst perfekt angepasst sind.

Nachdem am 7. Januar 2015 in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris zwölf Menschen ermordet wurden, ging das Gratisbekenntnis »Je suis Charlie« in Serie. Bild propagierte es, und in den Fens­tern der Hamburger Hirnvergeudungsfabrik Gruner & Jahr hing es im Dutzend. Kurz nach dem Mordanschlag auf Charlie Hebdo wurde in Paris auch ein jüdischer Supermarkt überfallen; vier Menschen wurden zunächst als Geiseln genommen und dann ermordet, weil sie Juden waren.

Die Sache ist nicht neu; als palästinensische Mörder 1972 die israelische Olympiamannschaft überfielen, umbrachten, wen sie kriegen konnten und später in einem von ihnen entführten Flugzeug zuallererst wissen wollten, wer von den Passagieren Jude sei, betrieben sie Selektion in der Tradition der SS.

Wenn nach dem 139fachen Mord am 13. November 2015 einem Mitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland nichts anderes einfällt, als die Attentate in vollem Ernst als »Anschlag auf den Islam« umzucodieren, zu interpretieren und zu werten, scheint mir diese licht- und empathielose, weinerliche Selbstbesessenheit viel eher ein ahndungswürdiges Delikt zu sein als ein bisschen kleinkriminelles Klauen oder Drogenverticken. Zumindest zu einem lebenslangen Schweigegelübde sollte man notorische »Die wahren Opfer sind immer noch wir!«-Schreihälse deutlich ermuntern.

Es ist immer hohe Zeit, gegen den Antisemitismus jedweder Couleur mit etwas forcierterem Humor zu Werke und den Antisemiten mit Brains an ihre Lederbirnen zu gehen. »They ain’t making Jews like Jesus any more, they don’t hold the other cheek the way they did before«, sang der jüdisch-texanische Country-Songwriter Kinky Friedman schon Anfang der 1970er Jahre.

Ich beantrage hiermit, Friedmans Humor und Esprit verpflichtet, Titelschutz für zwei deutschsprachige, auch kulinarisch orientierte Satirezeitschriften mit den Titeln Leviathan und Leviten und Das finden Sie wohl auch noch itzig, was? mit Eckart Itzigmann als spiritus rector; dies allein schon um zu erfahren, wer nach einer antisemitischen Attacke auf die Redaktionen mit den Parolen »Je suis Levi«, »Heute sind wir alle itzig« oder »Bin ich nicht furchtbar itzig?« aufwarten oder mit mir in einen alten Bob Marley-Song einstimmen würde: »Itizgman vibration, ah ah positive...«

Kalte Duschen, Warmer Regen

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