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Hitler, der letzte Monorch

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Als Bild am Samstag, dem 19.12. 2015, mit dem Aufmacher »Arzt-Dokument bestätigt offiziell: Hitler hatte nur einen Hoden!« quasi angeeiert kam, stutzte ich: Das kam mir irgendwie bekannt vor. Tatsächlich hatte ich schon 1993 geschrieben: »Der Führer hatte nur ein Ei / Daran brach das Reich entzwei.«

Es waren diese letzten zwei Zeilen eines Gedichts, das unter dem Titel »Die Wahrheit über den Führer« erschien und im Sammelband »Am Arsch die Räuber« nachzulesen ist. Hier noch einmal der alte Text in Gänze:

Die Wahrheit über den Führer

Gewidmet Rainer Zitelmann, Dozent am Alzheimer-

Institut für Neue Deutsche Geschichte, Berlin

Hitler hatte einen Kleinen

Wurde so zu dem gemeinen

Kerl, der er dann später war

– ist echt wahr!

Hitlers Pimmel war gespalten

Sonst hätt’ er Russland aufgehalten.

Hitler kriegte keinen hoch

Nur der rechte Arm ging noch.

Hitler wusch den Schniepel nie

– darum Schande Normandie.

Der Führer hatte nur ein Ei

Daran brach das Reich entzwei.

Die letzte meiner Thesen über Hitler wurde so, via Bild, publizistisch in den Rang der historischen Wahrheit erhoben; ich bin gespannt, welche meiner anderen Theorien über den Zusammenhang zwischen Hitlers Genitalzustand und seiner Kriegspolitik noch auf medialem Wege medizinisch-wissenschaftlich erhärtet werden. Schließlich wird die Einhodigkeit Adolf Hitlers alle paar Jahre wieder hervorgekramt und Hitlers eines Ei medial neu aufgekocht oder weggebraten. Die deutschen Darsteller von Zeitungs-, Magazin- und TV-Historikersendungs-Chefs wüssten gar nicht, was sie tun sollten, hätte es Hitler nicht gegeben. Sie sind ihm zu Dank verpflichtet angesichts all dessen, was er für sie tat.

Mein Gewährsmann UD Braumann schrieb mir über das mediale Eierlaufen: Einhodigkeit nennt man »Monorchie«, was dem Code Q55.0 aus der internationalen Krankheitsklassifikation ICD-10 entspricht: https://de.wi­ki­pedia.org/wiki/Monorchie

Es gibt auch noch »Anorchie« (= Hodenlosigkeit) und »Trinorchie« (= Dreihodigkeit respektive die Heilige Dreifaltigkeit im faltigen Sack). Ich schlage vor, dass künftig jede Person offen sichtbar in symbolischer Form ihre (sic!) Hodenanzahl kenntlich macht, z.B. am Hemdkragen oder anderweitig in Gesichtsnähe. Ach ja, und der Begriff »Kryptorchie« bedeutet sowas wie Hodenverborgenheit (neinnein, nicht -verborgtheit), eben dass Hoden nicht in »skrotaler Position« sind. Wer weiß, wo bei Hitler der andere Hoden sich hinzubegeben beliebte? Vielleicht war der Hodensack nur zu klein, und so mußte einer ausziehen (Hoden ohne Raum)?

Eine schöne Zusammenfassung zur Kryptorchie – auch Kryptorchismus genannt – findet sich hier: http://www. uro­lo­gielehrbuch.de/kryptorchismus.html. Da steht unter »Häufigkeit der Monorchie«: »In 5-20 % der echten (nicht palpablen) Kryptorchismusfällen besteht eine Monorchie (fehlender Hoden). Ursache für einen fehlenden Hoden ist z.B. die intrauterine Hodentorsion (vanishing testis). Die Zeiten des Kryptorchismus haben weder Anfang noch Ende.«

Soweit UD Braumann; ich spende hiermit zweimal fünf Euro für die Weltkalauerhilfe und frage »in die Runde«, wie man so sagt, was wohl aus den berühmten Songs »Monorchie und Alltag« von den Fehlfarben und »Anorchie in Germoney« von Schroeder Roadshow geworden sein mag.

PS: Auf manche Anorchie trifft man penetranzbedingt alle naslang; Tourmanagerin von Schroeder Roadshow war eine Zeitlang eine gewisse Claudia Roth, über die Schroeder-Bassist und -Gründungsmitglied Rich Schwab sagte: »Dass sie uns ›Schroederles‹ nannte, war verzeihlich – schließlich kommt die Frau aus Schwaben. Aber sie tat das mit Vorliebe in Hotels, morgens um halb acht, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass der Tourbus abfahrbereit sei – drei Stunden nach dem letzten Drink an der Hotelbar. Das ist unverzeihlich.« Claudia Roth war eben immer schon eine – und zack!, nochmal fünf Euro rin in die Kalauerkasse – hodenlose Unverschämtheit.

Kalte Duschen, Warmer Regen

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