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Anthropisches Prinzip

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Die physikalischen Bedingungen der Etablierung des Lebens auf der Erde sind gleichermaßen die Bedingungen dafür, dass der menschliche „Geist“ sein Erdendasein antreten konnte. Ich habe in diesem Zusammenhang von der Erstellung eines „Lebensgefäßes“ oder „Gehäuses“ gesprochen. Vertreter einer bestimmten wissenschaftlichen Denkrichtung waren und sind der Ansicht, dass man auch in Bezug auf Herkunft und Entstehung des „Geistes“ mit der Annahme von zufälligen Quanten-Sprüngen argumentieren müsste. Ein solches Vorgehen erscheint ihnen deshalb plausibel, weil sie den Menschen als notwendiges Endprodukt der natürlichen Evolution einstufen. Im sog. Anthropischen Prinzip ist ein solcher Ansatz denkerisch durchgespielt und ausformuliert. Es liegt in zwei Versionen vor – einer starken und einer schwachen.

Die starke Version stellt nebenbei gesagt eine Neuauflage des früheren kosmologischen Anthroprozentrismus dar, demzufolge die Entstehung des Kosmos letztendlich nur dem einen Ziel dient, nämlich den Menschen hervorzubringen, der dann in seinem „Geist“ zu sich selbst kommen, d. h. in diesem sich selbst bewusst werden soll. Diese Sichtweise lässt sich auch so formulieren: Wir können das Universum so sehen, wie es ist, weil wir sein Abbild sind. Wäre es anders, gäbe es den Menschen nicht. In der traditionellen Ausdrucksweise dieser Auffassung ließe sich vom Menschen als einem Mikrokosmos, resp. einer Klein-Ausgabe des Makrokosmos, sprechen. Jedoch, entgegen dieser entfremdeten, weil uns mit der Welt identifizierenden Kennzeichnung, entdeckt uns die Selbsterfahrung eine andere Situation: Nicht als Weltsein erleben wir uns, sondern wir begegnen uns selbst.

Die schwache Version des Prinzips geht von einem Werden des Universums aus, das zunächst ohne Bezugnahme auf den Menschen vonstatten geht, bis sich in einer gewissen Entwicklungsphase die beschriebenen entscheidenden physikalischen (kosmoslogischen und thermodynamischen) Bedingungen abzeichnen, die zuerst zur Bildung des Sonnensystems, einschließlich der Planeten, und also auch der Erde, führten. Erst danach entwickelten sich auf ihr vor allem klimatisch so günstige Verhältnisse, dass schließlich auch der Mensch das Licht der Welt erblicken und die Erden-Bühne betreten konnte. Aber auch die schwache Version ist problematisch, insofern der Mensch in ihr als bloßes Lebewesen „gehandelt“ wird, in einer rein biologischen Dimension.

Nebenbei sei noch bemerkt, dass das Anthropische Prinzip nicht mit darwinistischen Vorstellungen vom biologischen Selektions-Vorteil oder Überlebens-Bonus verwechselt werden darf. Bei Letzteren geht es um zwar positive, aber akzidentelle Folgeerscheinungen, die sich aufgrund der biologischen Verfassung einer Art im Kampf ums Dasein selektiv herausbildeten. Dahingegen befassen sich die anthropischen Versionen mit dem Problem eines prinzipiellen, innerweltlichen Ursprungs des Menschen, wie ihn die Physik meint nachzeichnen zu können.

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