Читать книгу Was macht uns einzigartig? - Winfried Rorarius - Страница 7
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VORWORT
Den Titel der vorliegenden Arbeit habe ich mit einem Fragezeichen versehen, um einem Trend unserer Tage Genüge zu tun. Dieser besteht kurz gesagt darin, dass durch Argumentationen von vorwiegend (natur-)wissenschaftlicher Seite der Sonderstatus des Menschen nicht nur in Zweifel gezogen, sondern sogar geleugnet wird. Was sich jedoch bei diesen Unternehmungen wie selbstverständlich und fraglos ausnimmt, erweist sich bei näherem Hinsehen als höchst fragwürdig. Denn diese Infragestellung wird von einem gleichsam bei sich anfragenden Menschen vorgenommen, der sich zwar bei seinen Erklärungs- und Manipulierungsversuchen gegen sich selbst wendet und bemüht ist, sich selbst den Boden unter den Füßen wegzuziehen, dabei jedoch geflissentlich übersieht, dass immer noch er es ist, der die Infragestellung und Abwertung vornimmt.
Unwiderleglich wird deutlich, dass der Mensch bei seinem Vorhaben einer Deklassierung und Abqualifizierung sich nicht entrinnen kann. Denn alles wie immer geartete menschliche Verhalten schließt notwendigerweise den mit ein, der es vollführt. Meint er also, man könne dem Menschen – sich selbst! – epistemologisch oder technologisch „zu Leibe rücken“, verfängt er sich in einer absurden Reduktion. Das bedeutet, dass derjenige, der einer Erklärung oder Manipulierung unterworfen und damit „aufs Spiel gesetzt“ werden soll, auch bei diesem Geschäft unangetastet bleibt, sich also voraussetzt, gerade als vernünftig Argumentierender. Bei diesen „Enteignungs“- Versuchen bleibt der Mensch das unangefochtene Apriori, worin sich nicht zuletzt seine Sonderstellung bekundet.
Dadurch, dass er auf sich zurückgeworfen ist, wird ein neuerliches, nun sich selbst angehendes Fragen veranlasst: Wer bin ich? Was bedeutet das – mein Menschsein? Ein Sein, das sich zu sich selbst und zu anderem (Mitmensch und Natur) verhalten kann? Diese bei sich selbst ansetzenden Fragen versuche ich in einer „Hermeneutik“ anzugehen, in der das menschliche Selbstbewusstsein, das ich in Anlehnung an die Tradition auch als „Geist“ anspreche, ausgelegt wird.
Ist aber mit der Einsicht, dass ein Mensch sich niemals „aus der Hand geben“ kann, sondern stets nahtlos auf sich „geheftet“ bleibt, alles gesagt? Sind damit, dass er immer auf sich selbst verwiesen und sich überantwortet ist, alle Fragen abgegolten und beantwortet? Wenn der Mensch in sich hineinhört und „sich befragt“, erfährt er, dass dieses Selbstbewusstsein, sein „Geist“, nicht einer eigenmächtigen Setzung entstammt. Angesichts dieser negativen Selbsterfahrung werfen sich erneut weiter greifende Fragen auf. Wenn ich mich nicht selbst gesetzt habe und zudem alle sonstigen Versuche, andere Geist-Ursachen zu entdecken, nicht weiterhelfen, wem verdanke ich dann mein Menschsein, meine „Geistigkeit“? All diesen Fragen, die den Menschen trotz seiner unleugbaren Sonder- und Ausnahmestellung in einem Inkognito erscheinen lassen, wird in dieser Schrift nachgegangen.