Читать книгу COLLEGIUM. - Wolfgang Priedl - Страница 23
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ОглавлениеEin Passagier nach dem anderen schleppte sich in die Halle. Der Schock war ihnen in ihre rußverschmierten Gesichter geschrieben, hatte diese um Jahre altern lassen. Der Geräuschpegel schwoll stetig an. Bald würde man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Rolltragen ratterten an Lucas vorüber. Bei einigen hielten Helfer Infusionsbeutel in die Höhe.
Er streckte wiederholt seinen Oberkörper, um die Opfer besser zu sehen. Erleichtert sackte er zurück, wenn es sich nicht um einen seiner Kollegen handelte. Aber war das ein gutes Zeichen? Sein Knie wippte, als würde er ein Spinnrad antreiben. Er schloss die Augen, drehte seine Kappe mit dem Schirm nach vorne und lehnte seinen Kopf an die Wand.
Er fragte sich, ob es ein Unfall war. Oder ein Anschlag? Ein Anschlag auf wen? Auf die Fluglinie? Zu welchem Zweck? Rache? Erpressung? Je länger er darüber nachdachte, desto stärker wuchs in ihm der Drang, sich sofort Gewissheit zu verschaffen.
Er zog seinen Computer aus dem Rucksack. Drückte auf die Power-Taste. Erleichtert atmete er auf. Sein Rechner hatte den Sturz aus dem Flugzeug unbeschadet überstanden.
Lucas griff nach seinem Verband und tippte mit den Fingern seiner unverletzten Hand. Es öffneten sich drei Fenster für einen Datenbankabgleich. Im ersten loggte er sich in seinen Account bei der Europol in Den Haag ein. Im zweiten versuchte er, eine Verbindung mit seinem lokalen Benutzerkonto herzustellen. Vergeblich. Er kannte das neue Passwort nicht.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er presste die Lippen aufeinander, legte den Kopf schief und tippte als Benutzernamen ›Holzinger‹ ein. Beim Kennwort zögerte er. Ließ die Finger über den Tasten schweben und schrieb schließlich ›Gleitschirm‹.
Ein Fenster öffnete sich: »FALSCHES PASSWORT«.
Lucas kniff die Augenbrauen zusammen und strich seinem Bart entlang.
›Gleitschirm1991‹
Bingo!
Ins Suchfeld gab er ›Austria-Airlines Passagierliste‹ ein.
Ein weiteres Fenster poppte auf: ›Autorisierung:‹.
Der Cursor blinkte. Lucas verengte seine Augenlider zu zwei schmalen Sehschlitzen. Schließlich tippte er: ›Gefahr in Verzug.‹
Bingo! Er hatte Zutritt zur Datenbank.
Im Europolfenster suchte er nach ›Economy-Club Laxenburg‹.
Es dauerte eine Weile, bis die ersten Ergebnisse angezeigt wurden. Acht Übereinstimmungen. Ein Name stach ihm ins Auge: ›VOSS. – Ist das nicht ein Vorstandsmitglied?‹.
Damit war für ihn die Bruchlandung kein Zufall mehr. Er erinnerte sich an Peters Erzählung von dem deutschen Pharmaboss und dem Skipper, der im Sommer vor Korsika verschwand.
Lucas Gedanken spielten Pingpong. Er versuchte, sich in die Psyche eines Attentäters hineinzuversetzen. Was trieb einen Menschen dazu, den Tod von hunderten in Kauf zu nehmen, um einen zu töten? Zorn stieg in ihm hoch. Diesen Absturz nahm er persönlich. Ein Anschlag auf sein Leben.
Er loggte sich aus und klappte den Rechner zu. Sein rechtes Bein trieb wieder das imaginäre Spinnrad an. Er zog seinen Rucksack zu sich und verstaute seinen Computer.