Читать книгу COLLEGIUM. - Wolfgang Priedl - Страница 24
*
Оглавление»Lucas«, hörte er seinen Namen aus dem Stimmengewirr.
Er erblickte Peter Holzinger, der neben einer Trage einher humpelte, mit seiner rechten Hand eine Sauerstoff-Flasche auf das blutverschmierte Laken presste und sich darauf abstützte, um Schritt zu halten. Der Luftschlauch des Tanks führte zu einer durchsichtigen Maske, die mit einem Gummiband auf Sarahs Gesicht fixiert war. Auf Höhe der Mundpartie beschlug der Kunststoff mit winzigen Wassertröpfchen. Sie atmete. Erst jetzt erkannte Lucas die klaffende Wunde an ihrem Schädel. Das viele Blut hatte die Haare an ihre Wange geklebt. Die Kleidung wies zahlreiche Brandlöcher auf. Ein Schuh fehlte.
»Bahn frei, aus dem Weg! Vorsicht! Bitte treten sie zur Seite«, schrie der Arzt unentwegt und schob die Fahrtrage rücksichtslos durch die Menge. Lucas sprang von seinem Sessel auf, drehte seine Kappe nach hinten und sprintete vor das Gespann, um die Menschen aus dem Weg zu stoßen.
»Wohin?«, erkundigte er sich lautstark, als er sich in einem günstigen Augenblick zu Peter umdrehte.
»Richtung Health-Center. Schau auf die Schilder«, brüllte sein Chef. »Zum Parkhaus 3. Arkadengang, vis-a-vis der Apotheke.«
Sie wechselten die Ebene und bogen zur Krankenabteilung ab.
Ein Mann der Security am Eingang winkte den Arzt mit der Verletzten durch, verwehrte aber Peter und Lucas den Zutritt. Erbost zückte Perez seine Dienstmarke und hielt sie dem Türsteher unter die Nase. »Da ... Das ist unsere Kollegin!«, schrie er ihn an.
Der Hüne warf einen verächtlichen Blick auf die Plakette und ließ seine Muskeln spielen. »... selbst wenn Sie der liebe Gott wären. Kein Zutritt für Besucher.« Demonstrativ streckte er ihnen seine abgewinkelte Hand entgegen.
Peter griff nach Lucas' Schulter und zog ihn zurück.
»Lass es. Sarah ist in guten Händen. Im Moment können wir nichts für sie tun. Ich rufe ihre Familie an ...«
»Da ... Da wirst du Pech haben. Das Mobilnetz ist zusammengebrochen. Du hast keinen Empfang.«
Ungläubig betrachtete Peter das Display seines Smartphones. Richtig. Kein Netzwerk. Er lehnte sich an die Wand und massierte sein Bein.
»Wa ... Was ist euch da draußen passiert? Ich nahm an, dass ihr mir auf den Fersen seid, als ich vom Flugzeug weglief.«
»Ohne Stock war das schwierig. Ich bin hinter Sarah hergelaufen. Sie legte ein enormes Tempo vor. Als wir uns in Sicherheit wähnten, hielten wir kurz an. Und dann explodierte dieser Flieger. – Ich hatte Schwein. Eine Plane schoss durch die Luft und begrub mich unter sich. Sarah hatte weniger Glück. Hast du ja gesehen. Sie dürfte von einem schwereren Teil am Kopf getroffen worden sein. Als ich hervorkroch, lag sie bewusstlos da. Stellenweise brannte ihre Kleidung. Ich erstickte die Flammen mit meiner Jacke, überprüfte ihren Puls und rannte um Hilfe. Überall lagen regungslose Körper. Es hat jedenfalls einige Zeit gedauert. Schließlich brachte man sie mit vier weiteren Verletzten in einem Rettungswagen zum Gate. Ich musste laufen – rannte, was das Zeug hielt. Rest kennst du.«
»Sie ... Sie hat das Bewusstsein nicht wiedererlangt?«
»Nein, nicht solange ich bei ihr war. Und du? Was ist mit deiner Hand passiert?«
»Sie ... Sie wurde erleuchtet«, versuchte Lucas zu scherzen. »Eine himmlische Feuerzunge hat sich in meine Haut gebrannt.«
»Glaubst du, du kannst tippen?«
»Kei … Kein Problem, habe ich überprüft. Funktioniert.«
Peter runzelte die Stirn. »Sag, woher hast du deinen Rucksack?«
»De … Der hüpfte aus dem Flugzeug«, erwiderte er schmunzelnd und zwinkerte mit einem Auge. »Ich habe ihn am Ende der Notrutsche gefunden.«
Peter wischte mit der Hand durch die Luft. »Gibt es eine Vorschrift, die du befolgst?«
»Ei ... Einige.«
»Egal. Du hast also eine Internetverbindung; demnach können wir Mails verschicken?«
Lucas stimmte ihm nickend zu.
»... dann schreiben wir Sarahs Familie und meiner Freundin.«
Der IT-Spezialist ging zur Wand, setzte sich auf den Boden und loggte sich im Netzwerk des Flughafens ein. In diesem Moment wurde Mutes wieder aus dem Ärztezentrum geschoben; von dem Arzt, der sie hergebracht hatte.
»Wo bringen Sie sie hin?«, überfiel ihn Peter.
»Ins SMZ-Ost«, antwortete der Mediziner, ohne anzuhalten.
»Ah, in die Klinik Donaustadt. Wie geht es ihr?«, erkundigte sich Holzinger und bemühte sich, Schritt zu halten.
»Gut, sie war kurz bei Bewusstsein. Wir haben sie sediert. – Der Krankenwagen wartet.«
»Danke für die Info«, rief ihm Peter nach. Mit emporgestrecktem Daumen humpelte er zu Lucas zurück.
Perez nickte erleichtert. »Wa … Was soll ich schreiben?«
Holzinger diktierte ihm den Text.
Nachdem die gewünschten Mails versandt waren, rappelte er sich auf und schaute seinem Chef fragend in die Augen: »Wa … Was hältst du von der Geschichte? Unfall oder Anschlag?«
»Tendiere zu Unfall«, erwiderte der Oberstleutnant.
»Kö … Könnte es mit dem Kongress in Laxenburg zusammenhängen?«
»Kann ich mir nicht vorstellen ...« Er ließ eine Pause entstehen. »... oder weißt du mehr?«
»Wa … Was wäre, wenn Tagungsteilnehmer an Bord waren?«, wich Lucas geschickt der Frage aus. »Du hast doch von rätselhaften Todesfällen rund um den Economy-Club erzählt.«
»Ja. Lass uns das morgen als erstes checken. Ich hole die Freigabe ein und dann sehen wir uns die Passagierliste des heutigen Fluges an. Falls sich Übereinstimmungen ergeben, spuken mir ad hoc eine Menge Fragen durch den Kopf.«
»Wi ... Wir sollten zurück in die Ankunftshalle. Vielleicht erfahren wir etwas Neues.«
»Gute Idee, wenn wir schon hier sind. – Darf ich mich aufstützen, mein Stock ...«
»Se … Selbstverständlich.«