Читать книгу COLLEGIUM. - Wolfgang Priedl - Страница 28
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ОглавлениеWährend sie durch die Fußgängerzone schlenderten, setzte Schneefall ein. Vor dem Eingang zum Restaurant klopften sie ihre Kleidung ab, was mehr einer Alibihandlung gleichkam, als dass es den Schmutz aus dem Stoff entfernte.
Trotz der fortgeschrittenen Stunde war das Lokal gut besucht.
Die Tische standen dicht an dicht. Wie bei Italienern üblich, hing ein Fernsehapparat an der Wand. Milan, der Kellner – bis auf sein weißes Hemd – in schwarz gekleidet, hatte seinen rechten Daumen lässig in der Gilettasche eingehakt. Das dunkle, gegelte Haar streng nach hinten gekämmt. Es glänzte mit seinen polierten Schuhen um die Wette. Vom Unterarm baumelte ein weißes Geschirrtuch.
Als ihm die beiden Polizisten im schmalen Gang entgegenkamen, wich er zwischen zwei Sitzreihen aus. Im Vorbeigehen verbeugte er sich wie ein Torero vor seinen Fans.
Lucas entdeckte den letzten freien Tisch für sechs Personen. Er schaute zu Milan und streckte zwei Finger in die Höhe. »Wi ... Wir sind zu zweit.«
»Nessun problema«, erwiderte der Kellner und richtete sich seine schwarze Fliege.
»Da ... Danke.«
Sie hängten ihre Jacken über die Nachbarstühle und setzten sich gegenüber. Sie hatten freien Blick auf das TV-Gerät an der Wand. Das wackelige Bild zeigte eine Teleaufnahme eines Flugzeuges. Am unteren Rand einen roten Balken. In dem Laufband stand: ›TOTE BEI FLUGZEUGCRASH IN WIEN-SCHWECHAT – TERRORWARNUNG – FLUGHAFEN EVAKUIERT.‹
»Ü ... Übertreibung oder gab es tatsächlich eine Terrorwarnung? Würde erklären, warum wir eine Sirene gehört haben.«
Das Bild wechselte zu einer Aufzeichnung eines Interviews mit dem Leiter der Wildlife-Control. Der Name Dr. Elias Grünwald wurde eingeblendet.
»... Vogelschlag können wir ausschließen.«, ertönte es aus dem Lautsprecher.
»Sch … Schau Peter, du bist im Fernsehen«, rief Lucas aus und wies auf den Fernsehapparat.
Im Hintergrund, neben Grünwalds Kopf entdeckte sich Holzinger, wie er Claudia anstarrte.
Das Bild wechselte zur Liveschaltung und zeigte die Reporterin in Großaufnahme.
»Dei … Deine Ex?!«, sprudelte es amüsiert aus Lucas hervor.
»Ja«, gab sich Peter mit hochrotem Kopf einsilbig. »Alles Vergangenheit. Hier, schau dir lieber die Speisekarte an.«
»I ... Ich nehme eine Quattro Stagione«, entschied sich Perez, ohne einen Blick in die Karte zu werfen.
»Ich genehmige mir einen Thunfischsalat.«
»Verzeihung«, unterbrach sie der Kellner. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich eine junge Dame zu Ihnen an den Tisch setze?«
Peter schaute zu ihm auf. »Kein Problem. Wir sind nur zu zweit.«
Milan richtete sich auf und winkte. Eine Frau, Anfang dreißig, schritt durch die Tischreihen. Ihre knabenhaft frauliche Figur zog die Blicke auf sich. An manchen Tischen verstummten die Gespräche. Hälse wurden an ihren maximalen Anschlag gedreht. Ihr schulterlanges, brünettes Haar wiegte sich im Rhythmus ihrer Schritte. Der dunkelgraue Businessanzug betonte ihre Figur. Der Duft eines dezenten, teuren Parfums begleitete sie.
»Darf ich?«, bat sie mit ihrer leisen, aber nachdrücklichen Stimme, die nur eine Antwort zuließ.