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»So … Soll ich fahren?«, fragte Perez mit unschuldiger Miene.

Holzinger tippte sich mehrmals mit dem Zeigefinger auf die Stirn.

»Wa … Warum ist Frederica Costa mitgekommen. Die hat kein einziges Mal den Mund aufgemacht«, wechselte Lucas das Thema, während er die Autotür aufzog.

Peter zuckte mit den Achseln.

Im Wagen zog Holzinger sein Mobile aus der Tasche. Der Bildschirm leuchtete sofort auf, denn er hatte eine SMS erhalten. Er öffnete den Posteingang und der erste Eintrag war eine Nachricht von einer ihm unbekannten Nummer. Er berührte das Display und las:

›Schicke mir deine Mailadresse. Habe eine Mail, die ich an dich weiterleiten soll. Lass uns im Anschluss telefonieren.

lg Anna Steiger.‹

Peter trommelte mit seinen Fingern auf das Lenkrad und überlegte, ob er sie sofort anrufen sollte.

War die Nachricht überhaupt von Anna? »Lucas, kannst du mir Annas Nummer vorlesen?«

»Wo … Wozu?«

»Kannst du einmal das tun, worum man dich bittet, ohne mit einer Gegenfrage zu antworten?«

Lucas rümpfte die Nase, bewegte tonlos seinen Lippen und schüttelte den Kopf. Er sagte ihm die Rufnummer an.

»Schau, schau – er kann die Nummer auswendig«, ätzte Peter und überprüfte die Ziffernfolge. Sie stimmte.

»I … Ich besitze ein phänomenales Zahlengedächtnis. Hat nicht jeder ...«, erwiderte er schnippisch.

Holzinger tippte seine Mail-Adresse und verschickte die SMS.

Lucas erkundigte sich, warum Anna seine E-Mail-Adresse benötigte.

Peter zuckte mit den Achseln, zeigte ihm die Nachricht und fuhr langsam Richtung S1, wo die Schneefahrbahn vom Salz aufgelöst worden war. Im Dreisekundentakt schrammten die Wischerblätter über die Scheibe.

Peters Smartphone spielte den River-Kwai-Marsch, während am kleinen Display am Armaturenbrett Tomacics Name blinkte.

»Grüß Gott Herr Paragrafenreiter.«

»Ah, wie ich merke, hast du mit Pitbull gesprochen.«

»Ja, das habe ich. Gibt es etwas Neues?«

»Ja. Für morgen werden fünfundzwanzig Kollegen in zivil abgestellt. Mit Ophaus hast du dich ja in der Zwischenzeit unterhalten. – Für die nächsten Wochen wird uns eine Dame aus dem Innenministerium zugeteilt. Und jetzt das Wichtigste: Ich war im Plaza und hatte das Glück, die EC-Leute beim Mittagessen anzutreffen.«

»Gut gemacht«, unterbrach ihn Peter, der sich wunderte, wie es sein Ex-Boss geschafft hatte, die komplette Anzahl der geforderten Beamten zu bekommen.

»Ich habe sogleich bemerkt, dass sie sich in tiefes Schweigen hüllten, solange sie beieinandersaßen. Deshalb bat ich sie einzeln an die Bar und befragte sie. Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe von dreien erfahren, dass sie ebenfalls erpresst werden. Die Kopien erhalten wir per Mail.«

»Su ... Super Richard«, mischte sich Lucas ins Gespräch. »Aber kannst du ihnen bitte sagen, sie sollen uns die Originale zusenden.«

»Habe ich getan. Man hat mir versprochen, sie noch heute abzuschicken: Zuhanden unseres Oberstleutnants Holzinger«, teilte Richard eine Spitze aus.

»Letzte Bitte, Herr Paragrafenreiter«, stieg Peter auf die unterschwellige Stichelei ein. »Kannst du dich mit Gerhard Klugs Firma in Verbindung setzen. Frage sie, ob sie von einem Erpresserbrief wissen. Das Gleiche gilt für René Delons Unternehmen. Die Unterlagen findest du auf meinem Tisch.«

»Habe ich gesehen. Liegt vor mir.«

»Du sitzt an meinem Schreibtisch?«, entrüstete sich Peter.

»Wo soll ich sonst sitzen?«, schnauzte Richard zurück.

»Äh, schon gut. Ich habe dir das vorletzte Zimmer am Ende des Ganges zugedacht. Du darfst es dir dort mit deiner Kaffeemaschine gemütlich machen.«

»Kleiner, das ist lustig. Ich habe bereits mein eigenes Büro, bevor ich noch den Vertrag unterschrieben habe?« In seiner Stimme war die Verwunderung nicht zu überhören.

Peter beugte sich zu seinem Beifahrer und flüsterte: »Ich glaube, ›Pitbull‹ und ›Paragrafenreiter‹ passen zu den beiden. Schade, Richards Nick hätte ich gerne gekannt, als er noch mein Boss war.« Er hob wieder seine Stimme. »Würdest du mir verraten, wie du es geschafft hast, die geforderte Manpower zu bekommen?«

Aus den Lautsprechern hörten sie leises Kichern.

»Ganz einfach, Kleiner. Erfahrung kann durch nichts ersetzt werden.«

»Was heißt das?«

Richard zögerte mit der Antwort.

»Ich habe fünfunddreißig Leute angefordert.« Tomacic lachte laut auf und beendete grußlos das Gespräch.

»Das wird eine astronomische Rechnung geben, denn jetzt sind wir eindeutig überbesetzt«, seufzte Peter und bog in den Parkplatz vor dem Kongresszentrum ein, der unter einer dicken Schneedecke lag. Er parkte sich neben einem silberfarbenen Porsche Macan mit italienischem Kennzeichen ein.

»Lucas, was ich noch nicht verstanden habe, wozu brauchst du die Originale? Erhoffst du dir Fingerabdrücke?«

»Nei … Nein. Diese Schreiben sind sicher schon durch viele Hände gegangen. Wir bräuchten von jedem, der sie angegriffen hat ein Sample, wollte man die Spuren zuordnen. Wozu ich sie brauche? – Sage ich dir, wenn ich sie habe.«

Nichts hasste Peter mehr, als vertröstet zu werden. »Kannst du es nicht mit einem Satz erklären?«

»Ja, ka … kann ich. Gegenfrage: Kennst du dich mit einer digitalen Printersignatur aus?«

»Was ist das?«

»Da … Dann kann ich es dir nicht mit einem Satz erklären. Komm, anscheinend werden wir erwartet.«

Lucas deutete zum Eingang, aus dem ein Mann ins Freie getreten war und den Kragen seines Anzugssakkos aufgestellt hatte, um sich vor dem Schneegestöber zu schützen.

COLLEGIUM.

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