Читать книгу Die Offenbarung des Johannes - ein wunderbares Erwachen aus unserem Albtraum - Wolfgang Wassermann - Страница 32
Die Frau, ihr neugeborenes Kind und der Drache; 12:1-11
ОглавлениеAbbildung 7: Ausschnitt aus: Die Frau und der Drache von Albrecht Dürer, Apokalipsis cum figuris (1496-1498).
12:1-4 Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau mit einer Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von 12 Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qualen bei der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel und siehe ein großer roter Drache151 (Schlange, hebräisch ‹nachasch› 50–8–300 ), der hatte 7 Häupter und 10 Hörner und auf seinen Häuptern 7 Kronen, und sein Schwanz fegte den dritten Teil152 der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße.
Hier ein Bild, das nicht im Erscheinenden ist, es ist im Ewigen, im Heiligen, aus dem `Nichtbewussten´, wie die Träume. Es kommt etwas, was wir nicht wissen. Eine Frau, die Welt, die erscheint, mater-iell hat eine Beziehung zu Mater, die Mutter.153 Was erscheint, will eine neue Welt durchbrechen lassen. Das Bild sagt hier: Im Namen, vom Engel, der von Jesu, der von Gott ... möchte das Erscheinende neu werden. Ein Kind, das ewig lebt, welches der Welt Versöhnung bringt, allen Liebe bringt. Hier ein Erscheinen in großer Not, weil sich dort etwas widersetzt. Der Drache, die Schlange, der Teufel, der Satan, erträgt nicht, dass Liebe sein kann. Liebe erweckt immer gleich Neid und Hass, auch das Kind im Menschen selbst, das Spontane (wie am Sinai „wir werden es tun und dann vernehmen”).154
Die echte Weisheit kommt aus dem Glauben. Wenn man ohne Glauben denkt, weise zu sein, verliert man sich im Spezialistentum, man fängt an zu irren, es differenziert sich weiter ohne Ende, man kann es nicht mehr zusammenfassen, zu viel ist da. Man kann die verschiedenen Disziplinen nicht mehr verbinden wie Biochemie, Meteorologie, Poesie etc. Es will etwas durchbrechen, es ist große Not. Der Kampf dort im Ewigen zeigt die Not der Welt. Der Mensch hat eigentlich doch ein bisschen Schuld, aber nicht wie er hier ist – der Mensch wie er im Ewigen ist und deshalb sein `Hier-Sein´ lenkt von dort, der hat Schuld. Das heißt, der Mensch kann nicht richtig das Lieben fassen, die ihm geschenkte Liebe kann er nicht fassen. Er kann die Größe, die Ewigkeit Gottes nicht glauben. Er möchte sie sehen und kann sie nicht sehen. Wenn er sie sieht, dann ist eigentlich schon etwas vorbei, das schade ist.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben (Joh 20:29), heißt es doch. Der auferstandene Jesus sagt zu Thomas: Du siehst und glaubst es nicht … selig die glauben ohne zu sehen (Joh 20:29)… dann sehen sie schon alles. Diese Not ist deshalb, weil die Schlange, der rote Drache gönnt nicht (rot die Farbe des hier Erscheinenden, die erste Farbe im Spektrum, kommt nach dem weißen Pferd), dass das Kind hier kommt. Er liegt hier auf der Lauer es zu fressen, es in sich aufzunehmen, dass das Kind mit teuflisch wird – Antichrist, dass es das tut, was der Drache, die Schlange tut. Die Schlange möchte die Frau, laut Überlieferung155 im Paradies vergewaltigen, richtig vergewaltigen. Aber die Welt vergewaltigen wir – es ist aus, sie kann nichts mehr, schenkt nichts mehr, schenkt nur mehr Unrat, Dornen, Disteln, Gifte. Es ist nicht mehr die Welt, die man träumte, die schöne Welt. Heute nennt man Blei und Benzin, Umweltverschmutzung. |›Diese Welt tut es nicht mehr‹| – bis ins letzte der Entsprechungen. Auch die Frauen sind nicht mehr so, im Allgemeinen. Die Frauen sind nicht mehr das, was man träumte, |›sie sind roh, anders, wissen alles besser‹|. Es ist nicht mehr das Gefühl: Meine Weisheit ist so tief, dass ich mit ihr spielen kann; so tief geht meine Weisheit von der Mutter – auch das ist verloren gegangen. Der Drache wartet darauf, das Kind einfach zu schlucken, weil der Drache hofft, es wird nicht geboren. Wenn es dort – im Ewigen – geboren wird, kommt es auch hier, im Diesseitigen. Er möchte nicht, dass es dort geboren wird [84A5].
Das raffinierte Tier ‹arum› Hebräisch, heißt auch nackt, listig und nackt ist das gleiche Wort. Es heißt für Adam und seine Frau, nach dem Essen der Frucht des Baumes des Wissens, sehen sie, dass sie nackt sind. Es steht aber dort das gleiche Wort, sie sind listig. Das `Nacktsein´ bedeutet, dann bist du Tier, animalisch, und dann ist für dich was weg – die Kleidung. Nicht, dass wir sittlich sein wollen und Kleidung brauchen (schon, wir sind es gewohnt, ich bin auch bekleidet, wäre komisch, wenn ich hier unbekleidet hereinkommen würde). Ein Kleid bedeutet, dass ich etwas in mir spüre, ich möchte mehr sein, als ich als Tier es zeige. Ich verberge gerade meine Tierhaftigkeit, auch im Reden verberge ich das. Vielleicht bin ich sehr animalisch, ich hoffe nicht – vielleicht bin ich es aber wohl, dann bedecke ich das mit schönen Worten, unbewusst. Kleidung bedeutet, Gott gibt die Kleidung, damit du spürst, ich gebe dir die Möglichkeit dich zu bedecken, zu umhüllen. Die Hülle ist eine wichtige Sache für dich.
Das Tier, das da kommt, der Drache, ist die Schlange die uns verführt, gerade weil wir dann gerne verführt werden, wenn wir spüren, was ist der Sinn vom Leben hier? Man könnte sagen: Sinn ist Ewigkeit, der Sinn im Leben wäre, das Leben voll machen, dass es erfüllt wird – |›gut, aber hier allein kann man kein Leben erfüllen‹|, man kennt es aus Erfahrung, … dann weiß man, es sind Grenzen da. Der Drache, der in den Offenbarungen vorkommt, ist im Traumbild die Schlange. Wenn du eine Schlange im Traum siehst, heißt es deine Welt wird eine andere werden – besser oder schlechter weiß ich nicht, du ziehst aus, aus der Welt wo du jetzt bist. Die Schlange will dich verführen, kannst selber dagegen sein, kannst dich behaupten, sie will dich ver-führen, Auszug. Oder im Traum die Schlange als Tier bedeutet auch: Bei dir ist etwas da, wenn du eine Schlange siehst, eine friedliche Schlange sogar, eine Schlange als Tier siehst, keine aufgerichtete Schlange, du sollst frei sein im Entscheiden. Du hast eine Schlange die sich selber in den Schwanz beißt geträumt, es bedeutet ein starkes Gefühl, es stimmt für dich in der Welt. Das heißt: Du bist überzeugt es stimmt, dein Weltbild stimmt. Die einen denken |›Marxismus stimmt‹|, andere |›Kapitalismus‹|, die einen |›Katholizismus‹|, andere |›Protestantismus, Islam, man denkt das stimmt, Judentum denkt dann für die Juden, das stimmt, das ist das einzige Gute‹|, die sind so, oder es sind die anderen auch da! Menschen glauben, lieben, auch hassen sie, sind glücklich, Menschen die weinen können. |›Du hast recht, die anderen haben nicht recht‹| – stimmt das bei dir, dann träumst du von Schlangen. Du kannst sagen, ich glaube das für mich, aber der andere hat sein Recht, hat das Recht. Die Schlange lässt das nicht zu, will es uniform machen. Der Drache, der listig ist, nackt ist, ich zeig dir, das Tierhafte, dass es schön ist, dass es Lust bringt.
Die Geschichte von der Genesis der Schlange erzählt, die Schlange hat dann in der jüdischen Überlieferung die Frau, die dann nachher Eva heißt – wie oben bereits ausgeführt – verführt und vergewaltigt, wie ein Mann es täte, die Schlange als ein Traumbild. Warum denn vergewaltigt? Weil die Schlange ihr dann zeigte, der Sinn der Lust ist für ihn – für sie vielleicht, für ihn an erster Stelle, er hatte eine Lust dabei – dir nicht zu gönnen, dass du Ewigkeit kennst. Mit dem Ziel, bei dir die Ewigkeit immer zu relativieren, sie kleiner und kleiner zu machen, bis sie vollkommen verschwunden ist , dass du nichts mehr weißt von Ewigkeit, es ist bei dir vorbei. Das Bild der Vergewaltigung, und es ist tatsächlich so, indem es das tut, vergewaltigt es uns, wo wir mit Geduld und Freude das Näherkommen erleben können, das gönnt sie nicht. Der `Hinderer´ auf dem Weg, Satan, Schlange, wie sie in den Offenbarungen genannt wird, der Drache, dann Satan und Schlange ist in der Bedeutung das gleiche Wort und hat praktisch den gleichen Zahlenwert in Hebräisch (s.u.). Satan bedeutet: `Hinderer´, er verhinder t, dass sie zur Ewigkeit hinkommen.
Du magst es nicht, wenn Liebe gleich die Gegenseite, den Hass aufruft. Man kann Liebe nicht verstehen, ohne zur gleichen Zeit nicht das Gefühl zu haben von Hass. Es sei denn ich werde gehasst, und noch schlimmer ich hasse. Das Gefühl ist da, hassen heißt: Nicht gönnen, ich bin neidisch. Lieben heißt: Ich gönne dir alles – Rock, Mantel, alles gebe ich dir, die Liebe zu dir, den Feind lieben sogar. Hass sagt: |›Nein, ich will auch den Freund nicht gönnen, dass er alles erlebt. Solange er zu mir danke sagt, darf er es, bis er aufhört danke zu sagen, dann gönne ich es ihm nicht mehr, bis ich es selbst erreicht habe‹| – dann kommt das Gefühl nicht zu gönnen, auch Eifersucht, Anfang von Neid auch .
Der Drache also ist in die Mythen eingegangen. In vielen Mythologien gibt es den Drachen, Urbild vom Verführer, der es uns nicht gönnt Freude zu erleben, weil Liebe und Freude da sind, ist die Gegenseite da . Ich zeige dir einen Weg, wo du dich nur abhetzen kannst und dann erschöpft bist . Du wirst ihn gehen, weil du immer mehr das Gift der Schlange spürst, wenn es im Menschen einmal da ist, dann kann er nicht aufhören, er glaubt, dass das wichtig ist.
Die Schlange, der Drache führt dann zum großen Tier. Dann ist dein Leben nicht mehr so, dass du dich behaupten musst, dein Leben ist dann so, dass du sagst: |›Es muss nur gescheit sein, muss nur sehr vernünftig sein‹| – als ob die andere Seite unvernünftig sein würde, als ob Liebe keine Vernunft hätte, jedoch ist sie auch gescheit. |›Ich will aber n u r Vernunft und n u r gescheit, ich will keine anderen Emotionen erregen, die mag ich nicht‹| – davon reden wir nicht. Dann kommt in uns selber ein Weltbild, dass man es erreichen kann. Das Bild in der Bibel ist, man kann den Turm in Babel erbauen, der den Himmel erreicht. Kein Mensch denkt daran, dass ein Turm in Babel zu irgendeiner Zeit den Himmel erreichen kann, er weiß schon, auch in Babel, vor Jahrtausenden muss man gewusst haben, dass es nie geht. Es meint im Traumbild : Du denkst, du kannst mit dem Material der Erde den Himmel erreichen, das Ewige. Immer dieser Versuch man könnte es , und das ist in der Apokalypse fortwährend in den Tieren da. In dem Moment hast du es, und dann ist es auch am schlimmsten, der Drache steht dir gegenüber und siegt über dich. Der Drache verschlingt viele Menschen, ganze Massen. Wieso denn? |›Die sind brav die Leute, ich sehe keinen Drachen, ich sehe das hier nicht‹|. Aber du weißt, dass diese Art Weltbild viele Leute in sich aufnehmen, die nicht mehr anders wollen, nicht mehr anders können, sie denken so und glauben es ewig so. Dass die Menschen boshaft sind, mit Absicht – das kann auch vorkommen, aber normal ist man ehrlich dabei. Man ist in den Fängen des Drachens verschlungen worden und jeder der Verschlungenen denkt, das sei gut und sagt den anderen kommt mit hinein. Eine Art Todestrieb . Der Mensch als Mensch stirbt, wenn er auf diese Art reagiert.
Der Drache ist am Ende sehr stark. Der Drache lauert schon dort bei der Frau die gebären will, und gebären kann, die Geburtswehen sind bereits sehr schwer. Er spürt, wenn eine neue Zeit aus den Geburtswehen kommt, lege ich mich auf die Lauer und fresse gleich das Kind. Die Frau flieht in die Wüste, wie auch Pilger, das heißt woanders hin, wo mich der Drache nicht erreichen kann, weil ich das Kind gerne in eine neue Welt bringe. In uns selber ist das Gefühl, wir könnten eine gute, neue Welt haben. Ich glaube auch, dass die meisten Rüstungen politisch auch das meinen (eine gute, neue Welt), im Prinzip, bis sie sehen, es geht nicht, und sie behaupten verschiedenes, fangen an zu verhaften, einzusperren, dann zu töten, weil die gute Absicht kann hier nie eine gute Absicht sein! Es kommt dann immer der Drache und lauert, dann weiß man, ich muss fliehen, in die innere Immigration, ich spüre, ich kann hier nicht so weiterleben, denn das Neue kommt und der Drache frisst es sonst.
Wir bekommen auch die Angst, Angst gegen die Universitäten, sie sind für Bildung, wollen gescheit sein, plötzlich kommt ein Gefühl: Nein. In der Zeit, im vorherigen Jahrhundert, haben die russischen Studenten als Protest den Zaren umbringen wollen, obwohl er die Universitäten förderte. Sie spürten, die Universitäten sind nicht gut, den Zaren, der sie gemacht hat, wollte man unbewusst töten. Die Behörden, die Obrigkeit, die zwingen mich zu studieren, dann kommt eine Zeit und der Wunsch: lass mich in Ruhe. Es ist eine Fiktion, eine Seifenblase, ein Studium, ich falle nicht rein. Immer kommen wieder solche Proteste. In allen Jahrhunderten kam das irgendwo vor (Wissen-Nichtwissen , bei den Griechen, Römern, Mittelalter usw.), man spürte, das ist nicht der Weg. Gleich kam der Drache der sagte: Doch! Nächste Generation, doch wieder studieren, eifrig Studieren, obwohl du weißt, du machst es, nur um dich hier zu behaupten. Nicht, dass es verboten sei (das macht keinen Sinn), die andere Seite, die nicht durch das Tier, den Egoismus bestimmt wird, will man auch Studieren lassen, aber aus Freude, aus einer großen Freudigkeit, Glücksgefühl – kein Studium, ein Fach zu lernen. Das ist die Verführung des Drachen, der sagt: |›Ein bisschen schadet nicht‹| – aber er weiß: Es schadet immer mehr, wenn ich in die Sucht hineinkomme … aber kein Mensch ist verloren, man ist nur nahezu verloren! [85A6 ]
Ein Gefühl in uns, eine Neigung, gewisse Dinge nicht verstehen zu wollen, nicht hören zu wollen, das kann gut oder böse sein . Wenn man wüsste, ich will das Böse nicht, dann käme die Einbildung: Ich bin ein Heiliger. Wenn man wüsste, ich will das Gute nicht, könnte das Gefühl kommen: Ich bin immer schuldig, ein Nichts, ein Gemeiner. Wie weiß man bei der Schwelle was es ist? Das ist das Schöne im Bewussten der Liebe, dass man lieben kann ohne den Lohn zu sehen, ob es sich lohnt zu lieben (im Sinne von `Lohn´), dass ein Gutes darin liegt, aber hier auch ein Böses sein könnte, dass im Menschen beide Seiten immer da sind.
12:5-6 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stab. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron. Und die Frau entfloh in die Wüste,156 wo sie einen Ort hatte, bereitet von Gott, dass sie dort ernährt werden 1260 Tage (3½ Jahre).
Das Kind wird gleich entrückt, so dass es hier nicht erscheinen kann, aus Angst vor dem Drachen (ganz anders als bei den Evangelien). Das ganze Bild sehen wir hier als Offenbarung. Wir sagen, ein Geheimnis, eine Verborgenheit wird offenbart. Die Verborgenheit, in Worten ausgedrückt, will n i c h t sagen, dass es dann erscheinen wird. All das als Offenbarung erscheint nicht und wird nicht erscheinen im Erscheinenden, aber es ist immer da im Verborgenen, das Wort ist da, das Wort ist Gott. Das Wort kennen wir auch und mit dem Wort sind wir mit Gott in Verbindung.
12:7-10 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel und sie siegten nicht und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde gestürzt der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt und er wurde auf die Erde geworfen und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagt Tag und Nacht vor unserem Gott.
Dieser Drache wird zur Erde geworfen. Wir sagen, er hat die Kraft in der Wurzel, im Jenseitigen verloren. Er ist jetzt etwas, das sich hier meldet, aber kraftlos ist. Dieses Erscheinen von dem Knaben, dem Messias, den der Drache nicht fressen kann, erscheint kurze Zeit – sagen wir 33 Jahre – damit der Drache das nicht tun kann.
Es gibt im Judentum eine Parallele, dass am Freitag Nachmittag – der Moment, wo der Mensch `zustande´ kommt157 – die Gefahr ist, dass der Teufel auch hier und dort als göttliches Wesen erscheinen könnte. Der Teufel drängt, er liegt auf der Lauer, wenn der Mensch geboren wird. Er möchte den Menschen gleich fressen, nachfolgen und hier im Erscheinenden sein. Es ist die große Lust des Verderbers, es so zu verderben, dass überhaupt nichts mehr ist, Null.
Der große Kampf mit Michael und den Engeln im Himmel, wovon große Mythen erzählen ist ein inspirierter Traum, man hat das Gefühl, es hat das Modell des Ganzen, keine Details, der Traum stimmt. Über die Entstehung des Menschen wird erzählt: Gerade wenn der Mensch nach Mittag am Freitag erscheint, dann drängt sich gleich der Supermensch mit, der möchte die Menschen so machen, dass er eigentlich Gott nicht braucht, ein Gegengott ist. Deshalb beendet Gott den Freitag, den 6. Tag früher, vor der Zeit. Der Sabbat fängt schon am Freitagabend an ( 1 1/5 Stunde früher).158 Im Prinzip spüren wir, es ist bei uns eine Gefahr da, der Teufel ist ganz nah, uns ganz, vollkommen zu besetzen. Das ist die Konsequenz, was Gott gewollt hat: Ein Gegenüber machen. Ein Gegenüber vom Guten, von Gott kann nur böse sein . Der Mensch hat viele böse Möglichkeiten, das wissen wir gut, aber das Letzte wird verhindert. Liebe ist sowieso da. Das Böse ist begrenzt, man lässt den Freitag nicht 24 Stunden sein (sondern 22 4/5 Stunden, 1 1/5 Stunde ist nicht mehr Freitag). Auch bei der Kreuzigung heißt es, man eilt zum Sabbat hin, schnell in die Höhle, der Sabbat drängt, sonst wäre das Fressen des Teufels, des Satans, des Drachen doch gekommen. Das heißt, es wäre doch ein Sieg im Nationalen, im Materiellen gekommen . Im Judentum heißt es: Weil dort die Gefahr der Tempelverwüstung war (und i n u n s diese Gefahr immer droht), dass jetzt eine nationale Kraft kommt , die mit all ihrer Magie siegt – was sein hätte können – hat Gott den Tempel weggenommen. Wenn dieser Tag eine Stunde länger bestehen würde, dann wäre die Welt untergegangen.
So drängt sich der Teufel an der Grenze gleich mit und möchte auch da sein. Das Geheimnis ist, dass er die Chance nicht bekommt, es ist das Entziehen des Satans. Er kann hier den Menschen nur brauchen, den Menschen fressen, bei sich vollenden. Der Mensch wird deshalb besessen. Jesus heilt gerade „mit Auszeichnung“ Besessenheit . Besessenheit bedeutet im Menschen eine Eindeutigkeit, wenn der Teufel im Menschen eine Eindeutigkeit berechnen will.159 Alles Rechnen, Denken – in diesem Sinne denken – ist teuflisch: Der Teufel ist der Engel, der zu viel gedacht hat – das selbständige Denken getrennt vom Glauben, von der Liebe. Man glaubt nicht, dass man durch Glauben denken kann, Vernunft haben kann . |›Es ist doch unvernünftig zu glauben, es gibt dafür keine Beweise‹|. Aber gerade, wenn der Mensch den Durchbruch hat: Ich glaube, obwohl kein Beweis da ist, dann kommt ihm auf einmal, unerwartet sehr viel Weisheit, eine ganze Inspiration ohne Ende. Anfang der Weisheit160 übersetzt man mit `Furcht Gottes´ – das ist falsch übersetzt, es ist aber `die Sicht Gottes´, das Staunen im Glauben, und jetzt kommt die Weisheit. Wer Gott nicht sehen kann, so kommt keine Weisheit, es kommt sehr schnell Spezialistentum herbei, das beschränkt ist und große Verwirrung zeugt.
Der Satan wird auf die Erde gestürzt – und auf der Erde hat er also nicht die Wurzeln. Er ist nicht mehr von `dort her´. Er ist das Zeichen im Menschen, was mit uns j e t z t geschieht, dass der Drache, die Schlange gestürzt wird, dann kann uns eigentlich nichts mehr passieren. Man kann uns alles wegnehmen, den Glauben nicht mehr. Das ist ein Glaube, der so begründet ist (nicht durch Machtbewusstsein, Rechthaberei, Wissen): Alleinstehend, verlassen, verspottet, bespuckt, in Auseinandersetzung mit dir selbst. Ich stehe vor Gott und spüre Gottes Einsamkeit und sage: Ich bin noch da für Dich – Gott sagt: Du bist noch da für mich. Es sind viele Du’s da, aber man steht allein im Leben.
Dieser Drache fällt auf die Erde. Dann sehen wir, diese Frau entrinnt dem Drachen, kommt weg in den Himmel. Der Drache versucht sie zu erreichen, aber es geht nicht. Einmal, wenn er gefangen ist in uns, kann uns nichts mehr geschehen. Wir erfahren jetzt die große Verwirrung161 in der Welt und spüren, wir durchschauen die Verwirrung. Wir sehen, was in Johannes jetzt gezeigt wird [84B5].
Abbildung 8: Michaels Kampf und der Drache (12:7) von Albrecht Dürer, Apokalipsis cum figuris (1496-1498). http://12koerbe.de/apokalypse/apo-0.htm, 2018.01.18