Читать книгу "Play yourself, man!". Die Geschichte des Jazz in Deutschland - Wolfram Knauer - Страница 29

Some of These Days

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Seit den 1920er Jahren unterschied man Musiker in Tingler, also Künstler und Bands, die jedes beliebige Engagement annehmen mussten, und jene, die das nicht nötig hatten, weil sie sich einen Namen gemacht hatten und/oder einfach gut genug waren, sich auszusuchen, wo sie auftraten. Eric Borchard, der bereits mit seinen Aufnahmen von 1924 beeindruckt hatte, sei, wie der Trompeter Fred Clement berichtet, kein Tingler gewesen, »obwohl er viele Engagements annahm, die seinem Können nicht angemessen waren«.93 Nach der Entlassung aus dem Gefängnis, wo er zehn Monate für die fahrlässige Tötung einer Freundin verbracht hatte, stellte Borchard eine neue Band zusammen und spielte im September 1932 »Some of These Days« ein, einen amerikanischen Hit, den die Revuesängerin Sophie Tucker bekannt gemacht hatte. Borchard singt das Thema und das daran anschließende Scatsolo. Es folgt ein Chorus des Saxophonsatzes, dann einer, in dem Blech und Saxophone sich abwechseln, ein Chorus, der ein anscheinend ursprünglich improvisiertes Solo für den gesamten Saxophonsatz ausschreibt – wobei die Melodie zwar Anklänge an typische Armstrong-Soli enthält, allerdings nicht der Armstrong-Aufnahme des Stücks entstammt, so dass es sich gut und gerne um eine künstlerische Annäherung des Arrangeurs an Armstrongs Stil handeln mag –, schließlich ein swingender vollhändiger Ensemblechorus einschließlich dynamisch zurückgesetzter Bridge. Außer der ungewöhnlichen Scateinlage kein Solo, aber von vorn bis hinten ein antreibendes Ensemblearrangement. Andere Titel Borchards aus den Jahren vor seinem Tod 1934 bestätigen den Eindruck, der »Bugle Call Rag« etwa oder »Georgia on My Mind«: Das Ensemble hatte ein entspanntes Zusammenspiel entwickelt; der Rhythmusgruppe gelang ein vorwärts gerichteter Schub; die Arrangements bestanden keinesfalls bloß aus thematischen Wiederholungen, sondern bauten Spannungswechsel ein, machten auch von der besonderen Instrumentierung der Bigband Gebrauch, und Borchards Vokalinterpretationen der Schlager zeigten, dass er die Entwicklung des amerikanischen Jazz durchaus verfolgte, ob durch Schallplatten im Original oder mittelbar beispielsweise durch die britische Rezeption desselben.



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