Читать книгу Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext - Zhuangzi - Страница 10
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ОглавлениеHuizi (Meister Freundlichkeit) sprach zu Zhuangzi: »Der König von Wei schenkte mir den Samen für einen großen Kürbis; ich säte ihn, und als er herangewachsen war, hatte er ein Fassungsvermögen von fünf Dan (Scheffel); gefüllt mit Wasser, war er nicht fest genug, um ihn hochheben zu können. Ich zerschnitt ihn, um Schöpflöffel aus ihm zu schnitzen, doch sie wurden zu groß und flach, um darin etwas aufzunehmen. Sie hatten nichts als ihre Größe, waren völlig nutzlos, und ich zerschlug sie.«
Zhuangzi sprach: »Ihr seid wirklich nicht gut im Nutzen großer Dinge. Einmal gab es einen Mann in Song, der war geschickt im Mischen einer Salbe gegen spröde Hände. Mit Hilfe dieser Salbe betrieb seine Familie von Generation zu Generation das Geschäft des Seidebleichens. Ein Fremder, der davon hörte, wollte für hundert Goldstücke das Rezept dieser Salbe kaufen. Er rief seine Angehörigen zusammen, beriet sich mit ihnen und sprach: ›Wir betreiben von Generation zu Generation dieses Bleichgeschäft und bekommen nur wenig Geld. Wenn wir jetzt das Rezept verkaufen, gewinnen wir auf einmal hundert Goldstücke. Bieten wir es ihm an.‹ Der Fremde bekam das Rezept und sprach mit dem König von Wu. In jener Zeit gab es Auseinandersetzungen mit [dem Staat] Yue. Der König von Wu ernannte ihn zum General. Im Winter fügte er Yue bei einer Seeschlacht mit Hilfe der Salbe eine schwere Niederlage zu, wofür er von König Wu mit einem Stück Land belehnt wurde. In beiden Fällen schützte die Salbe die Hände vorm Austrocknen; den einen führte sie zu einem Lehen, den anderen diente sie nur dem Bleichen von Stoffen, sie wurde jeweils unterschiedlich angewandt. Jetzt hast du einen großen Kürbis, der fünf Dan fassen kann; wieso überlegst du nicht, daraus ein großes Boot anzufertigen und damit über Flüsse und Seen zu fahren? Stattdessen bist du bekümmert, dass der Kürbis zu groß sei, um etwas in sich aufzunehmen. Wie wirr ist dein Herz-Geist, Meister!«
Manche halten Huizi für einen Schüler des Zhuangzi, andere für einen Vertreter der Sophisten (vgl. Graham, S. 3; Ziporyn, S. xv; Wohlfahrt, S. 22). In jedem Falle war Huizi (ca. 370–310 v. u. Z.) ein Zeitgenosse des historischen Zhuangzi; Ziporyn beschreibt ihn als »Zhuangzi’s best friend, sparring partner, straight man and arch-foil«, Sima Biao beschrieb ihn als Minister im Staat Liang. Verkürzt lässt sich sagen, dass Huizi eine prälogische Methode entwickelt hat, Argumente des volkstümlichen Denkens zu widerlegen, indem er die Willkür der Differenzierungen aufzeigt, denen sie entspringen, eine Methode, die dem »Sokratischen Dialog« nicht unähnlich ist. Die Schlüsse, zu denen Huizi damit gelangte, waren ihrerseits nicht frei von Willkür. Ziporyn geht so weit zu behaupten, dass die Inneren Kapitel eine ironische Replik auf Huizi’s Überlegungen darstellen würden, wobei Zhuangzi die Methode Huizi’s übernommen habe, jedoch nicht den Inhalt seiner Schlussfolgerungen.