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Im dunklen Nordmeer lebt ein Fisch, der Kun genannt wird. Kun ist groß, und niemand weiß, wie viele Li (Meilen) er lang ist. Er verwandelt sich in einen Vogel, der Peng genannt wird. Pengs Rücken ist breit, und niemand weiß, wie viele Li er sich erstreckt. Schwingt er sich auf und fliegt durch die Lüfte, sind seine Flügel groß wie Wolken, die den Himmel bedecken. Ist die See bewegt, zieht der Vogel zum Südmeer. Das Südmeer ist der See des Himmels.

In den Fabeln von Qi sind merkwürdige Geschichten aufgezeichnet, in ihnen heißt es: »Wenn Peng zum Südmeer fliegt, schlagen die Wellen dreitausend Li hoch, der Wirbelwind hebt ihn auf eine Höhe von neunzigtausend Li. So fliegt er sechs Monate lang.« [Wolken türmen sich wie] Wildpferde, Staub wirbelt auf, die Lebewesen hauchen einander Atemluft zu – der Himmel wölbt sich blau darüber; ist es seine wirkliche Farbe oder scheint es nur so, weil er so weit und endlos ist? Wer von oben herabblickt, sieht dasselbe – das ist alles.

Ist das Wasser nicht tief genug, kann es ein großes Boot nicht tragen. Schüttet man einen Becher Wasser in eine Kuhle auf dem Boden, kann ein Grashalm oder Senfkorn darauf schwimmen wie ein Boot; versucht man, den Becher darin schwimmen zu lassen, steckt er fest, das Wasser ist zu flach und das Boot zu groß. Ist der Wind nicht stark genug, kann er große Flügel nicht tragen. Daher: Erst wenn Peng neunzigtausend Li emporfliegt und den Wind unter sich hat, dann reitet er auf dem Wind, trägt den blauen Himmel auf seinem Rücken, und nichts steht ihm im Weg, und dann erst fasst er den Süden ins Auge.

Eine Zikade und ein Täubchen lachen darüber und sagen: »Wenn wir uns aufraffen zu fliegen, dann landen wir auf den Zweigen einer Ulme oder eines Sandelholzbaums; manchmal, wenn wir sie nicht erreichen, purzeln wir auf die Erde, und das war’s. Wozu neunzigtausend Li in die Höhe aufsteigen und nach Süden ziehen?«

Wer ins üppige Grün hinausgeht, findet seine drei Mahlzeiten; wenn er zurückkehrt, ist der Bauch gefüllt wie zuvor. Wer hundert Li hinausgeht, stampft in der Nacht zuvor Körner, um sich zu verpflegen. Wer tausend Li hinauszieht, sammelt drei Monate zuvor Getreide als Verpflegung.

Was wissen diese beiden Wichte schon! Wenig Wissen reicht an großes Wissen nicht heran; wenige Jahre reichen nicht an viele Jahre heran. Woher weiß ich, dass es so ist? Ein Pilz [der morgens sprießt und abends welkt] weiß nichts vom Wechsel zwischen Tag und Nacht. Eine Zikade [die nur im Sommer lebt] weiß nichts von Frühling und Herbst. Beide leben zu kurz.

Im Süden von Chu lebte ein Geist der Unterwelt, für den fünfhundert Jahre ein Frühling und fünfhundert Jahre ein Herbst waren. In der Urzeit gab es einen großen Götterbaum, für den achttausend Jahre ein Frühling waren und achttausend Jahre ein Herbst. Aber heutzutage rühmt man [den achthundertjährigen] Urahn Peng Zu schon als langlebig. Alle Welt eifert ihm nach – ist das nicht traurig?

Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext

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