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2.12

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Qu Quezi (Meister Ängstliche Elster) fragte Chang Wuzi (Meister Hochgewachsener Ölbaum): »Ich habe von Konfuzius gehört, ein Weiser gebe sich nicht mit Geschäften ab, strebe nicht nach Gewinn, meide Schmerz nicht, finde keine Freude daran, irgendetwas zu erkunden, folge nicht dem Dao; wenn er nichts sagt, sage er dennoch etwas, wenn er etwas sagt, sage er dennoch nichts; und er wandle jenseits vom Staub und Schmutz der äußeren Welt. Konfuzius betrachtete diese Worte als achtlos hingeworfene Rede, ich aber glaube, dass damit das geheimnisvolle Wirken des Dao gemeint ist. Was hältst du davon?«

Chang Wuzi sprach: »Wenn der Gelbe Kaiser (Huangdi) dies gehört hätte, wäre er verwirrt; wie sollte es dann Konfuzius verstehen? Nun, auch du bist etwas vorschnell in deinem Urteil, siehst ein Ei und fragst nach dem Hahn, dessen Krähen die Nacht beendet; siehst eine Schleuder und fragst nach der gebratenen Eule.

Ich werde versuchen, dir etwas Widersinniges zu sagen, damit du etwas Widersinniges hören kannst. Wie wäre das? Lehn dich seitlich an Sonne und Mond, klemm den Kosmos unter den Arm, schließe die Lippen und stifte Chaos, damit die Untertanen einander achten.

Die meisten Menschen mühen sich mit Arbeit ab; der Weise ist töricht und gibt sich der Einfalt hin, im Laufe zahlloser Jahre wird er eins mit der Einfachheit. Die zahllosen Lebewesen erschöpfen sich darin, so zu sein, wie sie sind, und sich auf diese Weise gegenseitig zu ergänzen.

Woher weiß ich, dass die Freude am Leben keine Täuschung ist? Woher weiß ich, dass die Furcht vor dem Tod nicht einem jungen Wandergesellen gleicht, der nicht heimkehren will?

Die schöne Li war die Tochter eines Grenzwächters von Ai. Als [der Fürst von] Jin sie zur Frau nahm, netzten die Tränen ihr Gewand; als sie im Palast des Fürsten eintraf, mit ihm das Bett teilte und Fleisch von den mit Heu gemästeten Tieren aß, da bereute sie, dass sie geweint hatte.

Woher weiß ich, ob ein Toter seine frühere Sehnsucht nach dem Leben nicht bereut?

Wer im Traum Wein trinkt, jammert und schluchzt am Morgen; wer im Traum jammert und schluchzt, geht am Morgen ackern und jagen. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Während des Traums kann er versuchen zu deuten, was er träumt; erst nach dem Aufwachen weiß er, dass es ein Traum war.

Das große Erwachen kommt dann, wenn wir erkennnen, dass es ein großer Traum ist; aber ein Narr ist, wer sich selbst für wach hält und klammheimlich zu wissen glaubt, wie es sich verhält: wer Herr sei und wer Hirte, wie dumm!

Konfuzius und du – ihr träumt beide; ich behaupte, dass du träumst, und träume selbst dabei.

Meine Worte mögen wie gehobene Widersprüchlichkeit klingen. In zehntausend Generationen wird ein großer Weiser erscheinen und es zu erklären wissen, wie Morgen- und Abenddämmerung zugleich wird er erscheinen.

Angenommen, wir beide tauschen Argumente aus, du schlägst mich, und ich gebe mich geschlagen – hast du dann wirklich recht und habe ich dann wirklich unrecht? Wenn ich dich schlage, und du gibst dich geschlagen – habe ich dann wirklich recht und hast du dann wirklich unrecht? Hat tatsächlich der eine recht, der andere unrecht? Haben wir beide recht oder liegen wir beide falsch? Wenn weder du noch ich, wir beide es nicht wissen können, wie dunkel und unklar bleibt es dann erst für andere Menschen. Wen sollen wir also entscheiden lassen, wer recht hat? Jemanden, der mit dir übereinstimmt? Wenn er mit dir übereinstimmt, wie kann er dann entscheiden? Jemanden, der mit mir übereinstimmt? Wenn er mit mir übereinstimmt, wie kann er dann entscheiden? Jemanden, der von uns beiden abweicht? Wenn er von uns beiden abweicht, wie kann er dann entscheiden? Jemanden, der mit uns beiden übereinstimmt? Wenn er mit uns beiden übereinstimmt, wie kann er dann entscheiden?

Wenn also weder du noch ich noch irgendein anderer es wissen kann, auf wen sollen wir dann warten? Wer auf unterschiedliche Stimmen wartet, der wartet gleichsam auf nichts.

Natürliche Unterschiede auszugleichen, gestützt auf die allmähliche Entwicklung – das bedeutet, seine Lebensjahre bis zum Ende auszuschöpfen. Was heißt, natürliche Unterschiede auszugleichen? Es heißt: Wer recht hat, hat unrecht; was so ist, ist nicht so. Wenn derjenige, der recht hat, wirklich recht hätte, würde sich seine richtige Meinung so sehr von der unrichtigen unterscheiden, dass er keine weiteren Argumente anführen müsste; wenn das, was so ist, wirklich so wäre, würde es sich so sehr von dem unterscheiden, was nicht so ist, dass keine weiteren Argumente angeführt werden müssten.

Vergiss die Jahre, die dir zum Leben bleiben, vergiss die Rechtschaffenheit, brich auf ins Grenzenlose und wohne im Grenzenlosen.«

黃帝 (Huángdì) war ein legendärer Kaiser aus der chinesischen Urzeit und Urahn der Chinesen, die sich als Nachfahren der Kaiser 黃 und 炎 (Yán) betrachten.

Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext

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