Читать книгу Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext - Zhuangzi - Страница 41
5.3
ОглавлениеIn Lu gab es einen Krüppel namens Shushan (Gevatter Berg), der Zehenlose; er lief auf den Fersen, um Konfuzius zu treffen. Konfuzius sprach: »Du warst unvorsichtig, hast [die Gesetze] gebrochen und damit Unheil heraufbeschworen. Jetzt kommst du dennoch zu mir – was willst du?«
Zehenlos sprach: »Ich war noch unerfahren und ging leichtfertig mit meinem Körper um, so verlor ich den Fuß. Jetzt komme ich zu dir und habe etwas, das wertvoller ist als der Fuß, und ich möchte, dass es unversehrt bleibt. Es gibt nichts, was der Himmel nicht bedeckt und die Erde nicht trägt; ich erblicke in dir, Meister, Himmel und Erde; woher sollte ich wissen, dass du, Meister, mich so behandelst?«
Konfuzius sprach: »Was bin ich für ein Schwachkopf. Warum kommst du nicht herein, Verehrtester? Ich würde dir gern erzählen, was ich gelernt habe.«
Doch Zehenlos lief davon. Konfuzius sprach: »Er sei euch, Schülern, ein Ansporn! Obwohl Zehenlos ein Krüppel ist, lernt er aus dem, was ihm widerfahren ist, damit er dahin zurückkehrt, das von ihm zuvor bewirkte Unheil wiedergutzumachen. Um wie viel mehr gehört sich das für Menschen, deren Wirkkräfte unversehrt sind!«
Zehenlos erzählte davon Lao Dan: »Ist Konfuzius ein vollkommener Mensch oder ist er es nicht? Wie sehr hat er sich damit abgemüht zu lernen, dich nachzuahmen? Strebt er auf sonderbare, trügerische Weise nach Ruhm, ohne zu wissen, dass der vollkommene Mensch darin nur Fußfesseln und Handschellen erblickt?«
Lao Dan sprach: »Warum gewährst du ihm nicht die Einsicht, dass Tod und Leben auf einem Maßband zu finden sind, dass Mögliches und Unmögliches aufgereiht sind an einem Faden – könnte ihn dies nicht von Handschellen und Fußfesseln befreien?«
Zehenlos erwiderte: »Eine Strafe des Himmels, wie kann man sich davon befreien?«
Die Anekdoten um Lao Dan und Konfuzius wurden von Zhuangzi vermutlich erfunden, um die Gestalt des Laozi über den Begründer der kanonischen chinesischen Philosophie und Staatslehre zu stellen.