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[Der Weise] Yan He (Vollkommener Gesichtsausdruck) wurde zum Lehrer des ältesten Sohnes von Fürst Ling von Wei berufen und fragte [den Beamten] Qu Bo Yu (Freude an heller Jade): »Hier handelt es sich um einen Mann mit der natürlichen Moral eines Mörders. Lasse ich ihn ohne Zügel gewähren, so gefährdet er unseren Staat; lege ich ihm Zügel an, so gefährde ich mich selbst. Er ist verständig genug, um die Fehler der anderen zu erkennen, aber erkennt nicht seine eigenen Fehler. Wie kann ich mit ihm umgehen?«

Qu Bo Yu sprach: »Wahrhaftig, eine gute Frage! Gib auf dich acht, sei vorsichtig und sorge dafür, dass du aufrichtig bleibst! Der Form nach ist nichts besser, als sich ihm anzunähern, dem Herz-Geist nach ist nichts besser, als mit ihm in Einklang zu sein. Und dennoch sind diese beiden Strategien gefährlich. Wenn du dich ihm annäherst, dann widerstehe der Versuchung, dich hineinziehen zu lassen; wenn du Einklang mit ihm suchst, widerstehe der Versuchung, dich zu beweisen. Wenn du dich ihm annäherst und dich hineinziehen lässt, dann wird er dich verwirren und vernichten, wirst du das Gleichgewicht verlieren und stürzen. Wenn du im Herz-Geist Einklang mit ihm suchst und dich beweist, dann wird gesprochen über dich, wirst du berühmt und ziehst Tücke und Neid auf dich. Wenn er sich kindisch verhält, verhalte dich ebenfalls kindisch; wenn er keine Grenzen kennt, verletze ebenfalls Grenzen; wenn er keine Mauern errichtet, so errichte auch keine Mauern. Indem du ihn durchschaust, gelingt es, Fehler zu vermeiden.

Kennst du nicht die Gottesanbeterin? Vergeblich hebt sie die Arme, um die Kutschen auf der Straße anzuhalten, sie versteht nicht, dass es ihr nicht gelingen kann, diese Aufgabe zu meistern – so sehr überschätzt sie ihre Fähigkeiten. Gib auf dich acht, sei vorsichtig! Wenn du ständig prahlst, wie gut du bist, greifst du ihn damit an und begibst dich in Gefahr.

Weißt du nicht, wie der Wildpfleger Tiger füttert? Er wagt es nicht, ihnen lebende Tiere vorzuwerfen wegen der Kampflust, die zum Töten erforderlich ist; er wagt es nicht, ihnen ganze Tiere vorzuwerfen wegen der Kampflust, die zum Zerfleischen erforderlich ist. Indem er beobachtet, wann ihr Hunger gestillt ist, erkennt er die Kampflust in ihrem Herz-Geist. Tiger und Menschen gehören verschiedenen Gattungen an, doch sie sind zutraulich zu ihren Pflegern, wenn diese ihrer Natur folgen, und sie töten jene, die sich ihrer Natur widersetzen.

Ein Pferdeliebhaber fing mit Körben den Kot auf und mit großen Muscheln den Urin. Als sich zufällig eine Mücke oder Bremse auf den Pferderücken setzte, schlug er drauf, das Pferd riss sich jäh vom Zaumzeug los und brach ihm Schädel und Brustbein. Wenn die Fürsorglichkeit zu weit geht, geht die Liebe verloren – ist das kein Grund zur Vorsicht?«

Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext

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