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Shentu Jia (Für seine Berichte bewunderter Schüler), ebenfalls ein Krüppel, studierte mit Zichan, [dem Premierminister] von Zheng, bei Bohun Wuren (Gevatter Dunkel Menschenleer). Zichan sprach zu Shentu Jia: »Wenn ich zuerst hinausgehe, bleibst du hier; wenn du zuerst hinausgehst, bleibe ich hier.«

Am nächsten Tag saßen sie wieder zusammen auf derselben Matte im Raum. Zichan sprach zu Shentu Jia: »Wenn ich zuerst hinausgehe, bleibst du hier; wenn du zuerst hinausgehst, bleibe ich hier. Ich würde jetzt gehen – kannst du bleiben oder nicht? Und wenn du einen Minister triffst und ihm keinen Platz frei machst, heißt das, dass du dich für gleichrangig mit einem Minister hältst?«

Shentu Jia erwiderte: »Gibt es im Haus des Meisters tatsächlich so etwas wie den Rang eines Ministers? Du erfreust dich eines hohen Amtes und lässt die anderen kuschen! Ich habe den Spruch gehört: ›Wenn der Spiegel klar ist, hält sich der Staub nicht darauf. Hält sich der Staub darauf, so ist er nicht klar. Wer lange bei einem Weisen weilt, der wird frei von Fehlern sein.‹ Nun erkennst du die Größe des Meisters an und offenbarst dich dennoch durch solche Reden – ist das nicht auch ein Fehler?«

Zichan erwiderte: »Jemand wie du wetteifert sogar mit König Yao darum, wer besser sei; glaubst du, du hättest genug Anstand in dir, von selbst umzukehren?«

Shentu Jia sprach: »Es sind viele, die ihre Fehler rechtfertigen, um der Strafe zu entfliehen; nur wenige rechtfertigen ihre Fehler nicht und nehmen die Strafe an. Zu erkennen, was sich nicht ändern lässt, und sich mit dem Schicksal anzufreunden – nur wer Anstand hat, vermag das. Spaziert einer vor [dem berühmten Bogenschützen] Hou Yi, wenn er den Bogen spannt, herum, genau an dem Platz, wo man getroffen werden kann, und wird nicht getroffen, dann ist es Schicksal. Leute, deren Füße heil sind, lachen oft über mich, weil ich einen verstümmelten Fuß habe. Früher war ich darüber traurig und zornig, doch seit ich zum Meister gehe, stört mich das nicht mehr, und ich kehre zu mir zurück. Ich weiß nicht, ob mich der Meister mit seiner Güte davon reingewaschen hat. Seit neunzehn Jahren weile ich bei dem verehrten Meister, und nicht einmal hat er mich spüren lassen, dass ich ein Krüppel bin. Nun wandeln wir, du und ich, jenseits des Körperlichen im Innern, und du beurteilst mich anhand meiner äußeren körperlichen Gestalt – ist das nicht auch ein Fehler?«

Zichan stampfte mit dem Fuß auf und erwiderte mit verzogenem Gesicht: »Dazu brauchst du nichts mehr zu sagen!«

Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext

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