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DER SIEG ÜBER DIE TATAREN

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Das 1147 erstmalig urkundlich erwähnte Moskau lag von dichtem schützenden Wald umgeben an einem Schnittpunkt mehrerer wichtiger Verkehrswege zu Wasser und zu Lande, sodass sich Handel und Gewerbe rasch entwickeln konnten. Seinem kontinuierlichen Aufstieg kam zu Gute, dass es weitab von den Einfallsstrecken der Tataren lag, die in regelmäßigen Abständen die von ihnen beherrschten Gebiete der alten Kiever Rus mit Plünderungszügen heimsuchten. Wichtiger aber noch als seine günstige geographische Lage an der damaligen Peripherie der Macht waren das Geschick und die Fähigkeit der Moskauer Fürsten, an einmal erworbener Macht zäh festzuhalten und diese konstant auszubauen. Sie erweiterten ihren Besitz durch geschicktes Heiraten, gezielte Landkäufe und skrupellosen Umgang mit dem tatarischen Souverän. Und sie profitierten von ihren wenigen Nachkommen, die eine Zersplitterung des Fürstentums verhinderten, bis sich die Primogenitur als verbindliche Erbfolge etablieren konnte.


Zar Ivan IV. Grosny, der Schreckliche, auf einem Gemälde des Künstlers Viktor Vasnecov. Sein Reich krempelte er radikal um, sein Volk lehrte er das Fürchten.

Ivans Großvater, Großfürst Ivan III. Vasilevič, hatte drei entscheidende Hürden auf diesem langen Weg genommen. Er hatte in zweiter Ehe Ivans IV. Großmutter Zoe-Sofija, die Nichte des letzten oströmischen Kaisers Konstantinus XI. Palaiologus, geheiratet und damit in gewisser Weise das Erbe des 1453 von den Türken eroberten Byzanz angetreten. Russland übernahm zum einen die Rolle des Hüters der Orthodoxie, was zur Idee von Moskau als dem Dritten Rom führte, zum anderen übernahm es die byzantinische Kaiserwürde, die sich im russischen Titel Zar niederschlug.


Pferdeschlitten auf der zugefrorenen Moskva und berittene Schützen vor der Stadtmauer: Frans Hogenberg schmückte die Moskau-Karte des deutschen Gesandten Sigmund von Herberstein von 1549 mit kunstvollen Zeichnungen und veröffentlichte sie im »Civitates Orbis Terrarum«, dem ersten Städteatlas der Welt.

Allerdings ließ sich Ivan III. noch nicht zum Zaren krönen, und auch seinen Sohn Vasilij II. Ivanovič machte er aus Vorsicht und aus Zurückhaltung gegenüber den anderen gekrönten Häuptern Europas nur zum Großfürsten von Moskau. Allerdings verlangte er zunehmend, von den anderen russischen Fürsten nicht mehr nur als gospodin, Herr, sondern als gosudar’, als Herrscher, angesprochen zu werden. Diese Forderung erhielt noch mehr Gewicht, als Ivan III. die zweite Hürde nahm und das seit Jahrhunderten auf Russland lastende tatarische Joch abschüttelte. 1480 hatte sich die einst so mächtige Goldene Horde derart in verschiedene Chanate zersplittert, dass der verbliebene Rest für das erstarkende Moskauer Großfürstentum kein ernst zu nehmender Gegner mehr war. Es kam nicht einmal mehr zu einer Schlacht, als Chan Ahmed 1480 ein letztes Mal versuchte, seine Herrschaft über die russischen Gebiete zu erneuern. Das russische und das tatarische Heer standen sich wochenlang an den Ufern der Ugra gegenüber. Als diese im Winter zuzufrieren begann, zogen beide Heere kampflos ab. Für Ahmed sollte dies der endgültige Rückzug aus Russland sein. Und schließlich vollendete Ivan III. während seiner Regierungszeit faktisch die Einigung Russlands, indem er 1478 Novgorod, 1485 Tver, 1489 Vjatka und 1503 Rjasan unterwarf. Rund 2,8 Millionen Quadratkilometer – vom Eismeer und der nordischen Tundra bis nach Galizien im Süden und vom Finnischen Meerbusen im Westen bis zum Ural – umfasste nun das Reich, und es war an Ivans Enkel Ivan IV. Vasilevič, der erste gekrönte Zar und Selbstherrscher Russlands zu werden.


Bereits 1476 verweigert Ivan III. den Tataren den Tribut. 1480 endet die Herrschaft der Goldenen Horde über Moskau und seine Fürstentümer endgültig. Nach zweimonatigem »Stehen an der Ugra« zieht das tatarische Heer kampflos ab.

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