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DER BLUTIGE VERFALL DES MOSKAUER REICHES

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Genau diese Menschen dürften Ivan IV. gefehlt haben, als ein knappes Jahr später der Chan der Krimtataren in Russland einfiel und Moskau am 24. Mai 1571 in Brand steckte. Die opričnina-Truppen mochten zwar foltern und morden können, zum militärischen Kampf taugten sie kaum. Innerhalb weniger Stunden war die von Truppen und Flüchtlingen überfüllte Hauptstadt vollständig niedergebrannt. Noch nicht einmal ein Pfahl, an den man sein Pferd hätte binden können, war in der Stadt zu finden, wie ein deutscher Augenzeuge das Chaos beschrieb. In der Folge galt das krankhafte Misstrauen des Herrschers auch den opričniki selbst, und die bewährtesten Liquidatoren wurden nun selbst liquidiert.

So löste sich die opričnina schnell und stillschweigend wieder auf. Aber die Folgen der opričnina-Politik für Russland waren gravierend. Zwar überlebten genügend alte Bojarengeschlechter den Terror, um zu Beginn des 17. Jahrhunderts wieder eine politische Rolle zu spielen, doch das Übergewicht des Dienstadels in der Elite des Reiches war unverkennbar. Es zog eine katastrophale Verschlechterung der Lage der Bauern nach sich. Sie wurden nun von den kleinen Dienstadligen ausgebeutet, weil sie häufig deren einzige Einnahmequelle darstellten. Außerdem war aufgrund der unsicheren Besitzverhältnisse nicht klar, wie lange die Adligen Zugriff auf sie haben würden. Diesem Raubbau an ihrer Arbeitskraft entzogen sich die Bauern häufig durch Flucht. Noch 1550 war im Gesetzbuch das Recht der Bauern verankert worden, zum St. Georgstag im November den Gutsherrn zu wechseln. Diese verbriefte Freizügigkeit schränkte Ivan IV. ab 1582 immer wieder durch Verbotsjahre ein, um dem Dienstadel seine Existenzgrundlage zu erhalten. So verschärfte sich zusehends der Prozess, die Bauern fester an die Scholle zu binden, und endete schließlich in der Leibeigenschaft.


In einem Anfall von Jähzorn erschlägt Ivan IV. 1581 seinen Sohn und designierten Thronfolger Ivan mit einem Eisenstab. Der berühmte Maler Ilja Repin gibt die Tragödie auf seinem Gemälde von 1885 eindrucksvoll wieder.

Seinen persönlichen Tiefpunkt erreichte Ivan IV. wohl, als er 1582 in einem Anfall von Jähzorn seinen Sohn und designierten Thronfolger Ivan mit einem Eisenstab erschlug. Die Reue zerfraß den Zaren, und die Familientragödie leitete zugleich eine politische Katastrophe ein, da nun Ivans dritter Sohn Fedor, geistesschwach und so sein Leben lang auf die Regentschaft von Bojaren angewiesen, Thronfolger wurde. Am 18. März 1584 starb Ivan IV., körperlich und seelisch stark von Krankheit und Verfall gezeichnet, in dem Wissen, dass eben jene Menschen, die er am meisten gehasst und bekämpft hatte, über die Zukunft seines Sohnes und seiner ganzen Dynastie entscheiden würden.

Das Reich der Zaren

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