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DIE ERSTE RUSSISCHE ZARENKRÖNUNG

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Unter dem Geläut der Glocken versammelten sich im Hof des Kremls die Würdenträger des Reiches sowie die Angehörigen des Herrscherhauses und übergaben die Krönungsinsignien – die Monomach-Kappe, das Barmen und das Kreuz des Metropoliten Petr – an den Beichtvater Ivans, der sie von einem Ehrengeleit umgeben in die Uspenskij-Kathedrale brachte.

Die Monomach-Kappe war eine mit feinstem Goldfiligran und kostbaren Edelsteinen sowie Perlen besetzte Kappe, gesäumt von Zobelfell. Auf ihrer Spitze thronte ein Kreuz. Der Sage nach war sie ein Geschenk des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos (gest. 1055) an seinen Enkel, den Kiever Großfürsten Vladimir Monomach, gewesen. Sie galt somit als Beweis für den rechtmäßigen Anspruch der russischen Zaren auf das byzantinische Erbe. Tatsächlich handelte es sich eher um eine mittelasiatische, eventuell tatarische Arbeit aus dem 14. Jahrhundert. Dieser Umstand tat der Legendenbildung um die Krone keinen Abbruch. Die Verwendung eines Herrschaftssymbols aus dem tatarischen Kulturraum zeigt aber, wie stark das Bewusstsein des aufstrebenden Moskauer Großfürstentums von den Tataren beeinflusst war. Schließlich hatte erst deren Niedergang Moskaus Aufstieg möglich gemacht.

Das Barmen war ein Schultergeschmeide entsprechend dem Schulterschmuck der byzantinischen Kaiser. Auch das Kreuz stammte aus Byzanz und umschloss angeblich ein Stück Holz vom Kreuz Christi. Metropolit Makarij nahm die Krönungsinsignien in der Kathedrale in Empfang und platzierte sie auf dem Altar hinter der Ikonenwand. Dann betrat unter Huldigungsrufen Ivan IV. mit seinem nach Rängen geordneten Gefolge die Kirche. In ihrer Mitte war ein zwölfstufiges Podest mit zwei Thronen aufgebaut, einem für den Großfürsten und einem für den Metropoliten. Nach gemeinsamem Gebet bestiegen Ivan IV. und Makarij das Podest, und der Großfürst berief sich auf sein Recht, zum Zar gekrönt zu werden. Dann empfing der designierte Zar vom Metropoliten die Insignien der Macht. Zunächst legte Makarij ihm das Barmen und das Kreuz um, dann setzte er ihm die Kappe des Monomach auf das Haupt.


Dem berühmten sowjetischen Regisseur Sergej Eisenstein ist es Mitte der 1940er Jahre gelungen, einen anderen Ivan zu zeigen: Verschüchtert schaut der 16-jährige Zar auf seine Untertanen. Sein Thron ist ihm zu groß, seiner neuen Rolle fühlt er sich nicht gewachsen.


Die Krone der russischen Herrscher – heute ausgestellt im Moskauer Kreml – war eine Pelzmütze, geschmückt mit Gold und Edelsteinen. Unter Ivan IV. bekam sie den Namen »Monomach-Kappe«. Vladimir Monomach war Kiever Großfürst und ein Enkel des byzantinischen Kaisers Konstantin IX.

Anschließend belehrte der Metropolit in einer Rede den jungen Zaren über seine Pflichten und Rechte als von Gott gekrönter Zar und Selbstherrscher. Direkt an ihn gewandt sprach Makarij: »Und wiederum sage ich dir, Gott liebender Zar: Hüte mit Gott und schütze wachsam, was deine zarische Macht und Kraft regiert, bedeckt von den Rechten des Höchsten und geschützt von der Gnade des Heiligen Geistes, vor allen sichtbaren und unsichtbaren Feinden; denn der Herr spricht durch den Propheten: ›Ich habe dich mit meiner Rechten zum Zaren erhoben, ich habe dich an der Hand genommen und dich gestärkt; deshalb hört, ihr Zaren, versteht wohl, ihr Fürsten, dass euch von Gott gegeben war die Herrschaft und vom Höchsten die Kraft‹; denn Gott der Herr hat euch an seiner Statt erwählt auf Erden, er hat euch auf seinen Thron erhoben und darauf gesetzt …«

Diese Begründung des Zarenamtes war aufs Engste mit den Prinzipien des byzantinischen Kaisertums verbunden, dessen Wappentier, der Doppeladler, bereits Ivan III. übernommen hatte. Aber es gab auch wesentliche Unterschiede. Vor allem nutzte Makarij die Gelegenheit, auf die Pflicht des Zaren hinzuweisen, sich den Geboten der Kirche unterzuordnen, die Kirche zu schützen und für sie zu sorgen.

Das Reich der Zaren

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