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ZEIT DER WIRREN, INNERE KRISEN UND NATIONALE BEFREIUNG

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Dem übermächtigen Tyrannen folgte 1584 sein geistesschwacher Sohn Fedor Ivanovič auf den russischen Zarenthron. Obwohl zu selbstständigem Handeln nicht in der Lage, war er mit Irina Fedorovna Godunova verheiratet worden. Deren Bruder Boris Godunov war es zu verdanken, dass bei Hofe der Mantel der Diskretion über die physischen und psychischen Mängel des Herrschers gebreitet wurde. Nur ab und zu drangen Vermutungen oder Gerüchte nach außen.

Boris Godunov setzte sich als Schwager des Zaren 1587 als offizieller Regent durch und verwaltete damit ein wahrlich nicht leichtes Erbe. Tatsächlich hat Russland Boris Godunov mehr zu verdanken, als ihm die Geschichtsschreibung lange zugestehen wollte. Das zerrüttete Staatswesen vor dem sofortigen Zerfall zu bewahren und es unbeschadet über zwei weitere Jahrzehnte zu bringen, war allein schon eine große Leistung. 1595 gelang es dem Regenten Godunov sogar, den Schweden die Küstenlandschaften am Finnischen Meerbusen wieder abzunehmen, die Ivan IV. an sie verloren hatte. So lag es nahe, dass Boris Godunov nach dem Tod Fedors 1598 ohne ernsthaften Widerstand vom zemskij sobor, der Landesversammlung, die sich aus allen Teilen der Bevölkerung zusammensetzte und in Moskau zusammentrat, zum neuen Zaren gewählt wurde. Trotzdem blieb die Herrschaft Godunovs immer anfechtbar. Der 1552 geborene Godunov entstammte einer nicht besonders begüterten Familie angeblich tatarischer Herkunft. Erst 1582 wurde er in den Rang eines Bojaren erhoben und rückte so in die unmittelbare Nähe des Thrones. Damit blieb er für die alten Bojarengeschlechter ein Emporkömmling, dazu noch mit dem Makel behaftet, in der opričnina Ivans IV. Karriere gemacht zu haben. So versuchten verschiedene Machtprätendenten immer wieder, Boris Godunov zu verdrängen. Allerdings verliefen diese Machtkämpfe eher unauffällig und unblutig. Godunov war bereits mächtig genug, um sich der meisten Intrigen zu erwehren. Im Gegensatz zu Ivan IV. schaltete er seine Gegner aber nicht physisch aus, sondern verbannte sie lediglich. So konnten diese ihre Intrigen über Jahre hinweg im Verborgenen weiterspinnen, und als Godunov am 14. April 1605 unerwartet an einem Blutsturz starb, waren sie wieder zur Stelle, um eine Fortsetzung der Godunov-Dynastie zu verhindern. Schon wenige Wochen später ließen sie Boris Godunovs einzigen Sohn Fedor Borisovič ohne zu zögern töten und gaben damit das Reich immer neuen Wirren und Machtkämpfen preis.


Die Schweden attackieren, der Kreml brennt. Der Entwurf des Bühnenvorhangs von 1938 für Aleksandr Puškins Tragödie »Boris Godunov« zeigt die dunklen Zeiten des Moskauer Reiches nach dem Tod Ivans des Schrecklichen.

Das Reich der Zaren

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