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1.2 Subjektivierung der psychiatrischen Pflege

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Spätestens seit den kritischen Diskursen gesellschaftlicher Verhältnisse in den Werken von Michel Foucault wissen wir, dass die diskursiv entstandene Wahrheit festhält, wie etwas zu wissen ist und nicht, wie die Dinge sind. Sie ist das Ergebnis der Trennung des Wahren vom Falschen – mithilfe der Diskurskontrolle und sanktionierter Abweichungen und getragen von Machtmechanismen (Foucault 1976). Ich erinnere mich an Menschen, die zur stationären Behandlung in die psychiatrische Klinik kamen und sich mit den Worten: »Ich bin Borderline« vorstellten oder die während der Behandlung äußerten: »Ich bin agitiert.« Sie haben eine Individualität angenommen, »[…] die ihnen das Gesetz einer Wahrheit auferlegt, die sie in sich selbst und die anderen in ihnen zu erkennen haben. Diese Machtform verwandelt die Individuen in Subjekte.« (Foucault [1982] 2005, S. 275) Nicht das Subjekt ist dann der Ausgangspunkt der schöpferischen Tätigkeit, sondern die Art und Weise, wie wir uns selbst verstehen, ist eine schöpferische Tätigkeit und der Effekt diskursiver Strukturen (Foucault 2010). Die Selbstständigkeit – autonom und reflexiv – ist an das vernünftige Denken des Subjekts gebunden und die Wahrheit ist nichts anderes als die Artikulation von Macht. Vernunft und Macht sind eng miteinander verbunden. Das Subjekt ist das Ergebnis des Zusammenspiels, weil im Subjekt das Zusammenwirken stattfindet.

»[…] die Macht [ist], wie überall, niemals das, was jemand besitzt, sie ist auch niemals das, was von jemanden ausgeht. Die Macht gehört weder einem Jemand noch übrigens einer Gruppe, es gibt Macht nur, weil es Streuungen, Relais, Geflechte, wechselseitige Stützen, Unterschiede des Potenzials, Abstände usw. gibt.«

(Foucault 2005, S. 17)

Foucaults Machtanalytik geht nicht von einer ökonomischen Herrschaft aus, sondern von einer gesellschaftlichen Maxime. U. a. analysierte er Techniken, die das Handeln des Individuums regulieren (Weißflog 2014). Weil Pflegefachpersonen staatliche, individuelle und kollektive Anforderungen zu erfüllen haben, arbeiten sie zwischen den anatomisch-politischen und bio-politischen Bereichen der Macht und des Lebens. Sie besetzen eine strategische Position, tragen zur Regulation des Sozialen bei und stehen so im Zentrum der Bio-Macht (Weißflog 2014).

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