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1 Von der Emanzipation des Verstehens in der psychiatrischen Pflege Sabine Weißflog 1.1 Einleitung

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»Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie denken!« Dieser Spruch wird Heinz Erhardt (1909–1979), einem deutschen Kabarettisten, in den Mund gelegt. Wenn ich dies beherzige, fallen mir genug Situationen ein, in denen ich mich im Nachhinein bei so manchem Irrtum ertappt habe. Diese Selbsterkenntnis bezieht sich natürlich auch auf Begegnungen, Beobachtungen und Annahmen. Ob ich also mit meinen Gedanken das getroffen habe, was mein Gegenüber meinte, konnte ich nicht wissen, denn ich hatte ja nicht gefragt.

Nun trifft diese Reflexion natürlich auch für das jeweilige Gegenüber zu: sowohl als Person als auch im Hinblick auf die Annahmen und Erwartungen aus und in institutionalisierten Settings. In meinem Berufsleben als Fachperson in der psychiatrischen Pflege stand ich vor Aufgaben, die aus meiner Sicht mit widersprüchlichen und zum Teil paradoxen Erwartungen gepaart waren. Psychiatrisch-pflegerisches Handeln sollte fördern/unterstützen und/oder sanktionieren sowie führen und/oder wachsen lassen. Diese Widersprüchlichkeit gilt auch für die moralisch aufgeladenen Imperative um die Nähe- und/oder Distanz-Diskurse, die wie eine magische Formel von Generation zu Generation Pflegender weitergetragen wurden. Ich traf meine Entscheidungen zumeist also rational und den gegebenen Glaubenssätzen folgend, das glaubte ich jedenfalls.

Dass Entscheidungen und Verstehen von Erlebtem nicht immer im erlebten Moment situationsgerecht stattfinden können, soll an einem Beispiel veranschaulicht werden.

Verstehen in der Psychiatrischen Pflege

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