Читать книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Оноре де'Бальзак, Honoré de Balzac, Balzac - Страница 24

14

Оглавление

Es war in der Tat der edle Rich­ter, der bei der Por­tier­frau nach sei­nem Nef­fen frag­te. Als er sei­ne Stim­me er­kann­te, ging An­selm die Trep­pe hin­ab mit ei­ner Ker­ze in der Hand, um ihm zu leuch­ten.

»Ich be­grü­ße Sie, mei­ne Her­ren«, sag­te der Be­am­te. Der be­rühm­te Gau­diss­art ver­neig­te sich tief. Fi­not be­trach­te­te den Rich­ter mit sei­nen be­ne­bel­ten Au­gen und fand ihn ziem­lich zop­fig.

»Lu­xu­ri­ös sieht es hier nicht aus«, sag­te der Rich­ter ernst, wäh­rend er das Zim­mer be­sah; »aber wenn man et­was Gro­ßes wer­den will, mein Kind, muß man es ver­ste­hen, ganz klein an­zu­fan­gen.«

»Was für ein tiefer Geist!« sag­te Gau­diss­art zu Fi­not.

»Man könn­te einen Ar­ti­kel dar­über schrei­ben«, sag­te der Jour­na­list.

»Ach, da sind Sie ja auch, Herr Gau­diss­art«, sag­te der Rich­ter, der den Rei­sen­den er­kann­te. »Was tun Sie denn hier?«

»Ver­ehr­ter Herr, ich be­ab­sich­ti­ge, all mei­ne schwa­chen Kräf­te dem Glück Ihres teu­ren Nef­fen zu wid­men. Wir ha­ben eben den Pro­spekt für sein Öl ge­prüft, und in die­sem Herrn hier se­hen Sie den Ver­fas­ser des Pro­spekts, den wir für eins der schöns­ten Er­zeug­nis­se der Perücken-Li­te­ra­tur hal­ten.« Der Rich­ter be­trach­te­te Fi­not.

»Die­ser Herr,« sag­te Gau­diss­art, »ist Herr An­do­che Fi­not, ei­ner der aus­ge­zeich­nets­ten jun­gen Li­te­ra­ten, der in den Re­gie­rungs­blät­tern die po­li­ti­schen Ar­ti­kel und die Thea­ter­kri­ti­ken schreibt, so­zu­sa­gen ein Mi­nis­ter auf dem Wege zum Schrift­stel­ler.«

Fi­not zog Gau­diss­art am Rock­scho­ße.

»Schön, Kin­der«, sag­te der Rich­ter, der sich nach die­sen Wor­ten den An­blick des Ti­sches, auf dem die Res­te ei­nes un­ter sol­chen Um­stän­den be­greif­li­chen Fes­tes­sens stan­den, er­klä­ren konn­te. – »Jetzt, mein Lie­ber,« sag­te er zu Po­pi­not, »mußt du dich aber um­klei­den, wir wol­len heu­te abend noch zu Herrn Bi­rot­teau ge­hen, dem ich einen Be­such schul­dig bin. Du sollst dort auch eu­ren So­zie­täts­ver­trag, den ich sorg­fäl­tig ge­prüft habe, un­ter­zeich­nen. Da ihr die Her­stel­lung eu­res Öls in der Fa­brik am Fau­bourg du Tem­ple be­treibt, so mei­ne ich, daß er mit dir auch einen Miet­ver­trag ab­schlie­ßen muß; es kann mal ein an­de­rer an sei­ne Stel­le tre­ten, und wenn man sei­ne Sa­chen in ge­hö­ri­ger Ord­nung hat, ver­mei­det man Strei­tig­kei­ten. Die Mau­er hier scheint feucht zu sein, An­selm; du soll­test hin­ter dei­nem Bett Stroh­mat­ten an­brin­gen.«

»Ge­stat­ten Sie mir, zu be­mer­ken, Herr Un­ter­su­chungs­rich­ter,« sag­te Gau­diss­art mit dem Wort­schwall ei­nes vollen­de­ten Hof­manns, »daß wir selbst die Ta­pe­te erst heu­te an­ge­klebt ha­ben, und sie … ist noch nicht … tro­cken.«

»Sehr schön, das nen­ne ich spar­sam sein!« sag­te der Rich­ter.

»Hör mal,« sag­te Gau­diss­art lei­se zu Fi­not, »mein Freund Po­pi­not ist ein tu­gend­haf­ter jun­ger Mann, er geht zu sei­nem On­kel, wol­len wir nicht den Abend bei un­se­ren Ku­si­nen ver­brin­gen …?«

Der Jour­na­list zeig­te auf das lee­re Fut­ter sei­ner Wes­ten­ta­sche. Po­pi­not, der das be­merk­te, steck­te dem Au­tor sei­nes Pro­spekts ein Zwan­zig­fran­ken­stück hin­ein. Der Rich­ter hat­te am Ende der Stra­ße den Wa­gen war­ten las­sen und nahm sei­nen Nef­fen mit zu Bi­rot­teau. Hier spiel­ten Pil­ler­ault, Herr und Frau Ra­gon und Ro­guin ih­ren Bo­ston, wäh­rend Cäsa­ri­ne an ei­nem Fi­chu stick­te, als der Rich­ter Po­pi­not und An­selm er­schie­nen. Ro­guin, der sei­nen Platz ge­gen­über von Frau Ra­gon hat­te, ne­ben der Cäsa­ri­ne saß, be­merk­te, wel­che Freu­de das jun­ge Mäd­chen be­zeig­te, als sie An­selm her­ein­tre­ten sah, und wies sei­nen ers­ten Schrei­ber mit ei­nem Wink auf sie hin, die rot wie ein Gra­nat­ap­fel ge­wor­den war.

»Heu­te soll also durch­aus ein Tag der Ver­trä­ge sein«, sag­te nach den Be­grü­ßun­gen der Par­füm­händ­ler, dem der Rich­ter den Grund sei­nes Be­suchs mit­ge­teilt hat­te.

Cäsar, An­selm und der Rich­ter gin­gen nun in den zwei­ten Stock hin­auf, wo der Par­füm­händ­ler sich pro­vi­so­risch ein Zim­mer ein­ge­rich­tet hat­te, um den Miet- und den So­zie­täts­ver­trag zu be­spre­chen. Der Miet­ver­trag wur­de auf acht­zehn Jah­re ab­ge­schlos­sen, da­mit er gleich lan­ge mit dem in der Rue des Cinq-Dia­mants lief, ein schein­bar un­be­deu­ten­der Um­stand, der aber spä­ter von Wich­tig­keit für Bi­rot­te­aus In­ter­es­sen wer­den soll­te. Als Cäsar und der Rich­ter in das Zwi­schen­ge­schoß zu­rück­ge­kehrt wa­ren, er­kun­dig­te sich der Be­am­te, der über das all­ge­mei­ne Durchein­an­der und die am Sonn­tag ar­bei­ten­den Hand­wer­ker bei ei­nem so from­men Man­ne, wie dem Par­füm­händ­ler, er­staunt war, nach dem Grun­de hier­für, eine Fra­ge, auf die Bi­rot­teau schon war­te­te.

»Ob­wohl Sie kein Ge­sell­schafts­mensch sind, ver­ehr­ter Herr, wer­den Sie es doch nicht übel an­ge­bracht fin­den, wenn wir die Be­frei­ung des Va­ter­lan­des fei­ern. Aber das ist noch nicht al­les. Wenn ich ei­ni­ge Freun­de zu mir bit­te, so ge­schieht das, um mei­ne Auf­nah­me in den Or­den der Ehren­le­gi­on fest­lich zu be­ge­hen.«

»Ah«, sag­te der Rich­ter, der den Or­den nicht er­hal­ten hat­te.

»Vi­el­leicht habe ich mich die­ser Aus­zeich­nung und al­ler­höchs­ten Gna­de wür­dig er­wie­sen als Mit­glied des Ge­richts­hofs … oh; des Han­dels­ge­richts, und als Kämp­fer für die Sa­che der Bour­bo­nen, auf den Stu­fen …«

»Ja­wohl«, sag­te der Rich­ter.

»Vor Saint-Roch, am 13. Ven­dé­mi­aire, wo ich von Na­po­le­on ver­wun­det wur­de.«

»Ich wer­de gern er­schei­nen,« sag­te der Rich­ter, »und mit mei­ner Frau, falls sie nicht lei­dend sein soll­te.«

»Xan­d­rot,« sag­te Ro­guin auf der Tür­schwel­le zu sei­nem Schrei­ber, »schla­ge es dir aus dem Kopf, Cäsa­ri­ne hei­ra­ten zu wol­len; in sechs Wo­chen wirst du se­hen, daß ich dir da­mit einen gu­ten Rat ge­ge­ben habe.«

»Wa­rum?« frag­te Crot­tat.

»Bi­rot­teau, mein Lie­ber, wird für sei­nen Ball hun­dert­tau­send Fran­ken aus­ge­ben, sein Ver­mö­gen legt er, trotz mei­nes Abra­tens, in die­sem Ter­rain­ge­schäft fest. In sechs Wo­chen wer­den die Leu­te nichts mehr zu es­sen ha­ben. Hei­ra­te Fräu­lein Lour­dois, die Toch­ter des Stu­ben­ma­lers, sie be­kommt drei­hun­dert­tau­send Fran­ken mit, ich habe dir das für alle Fäl­le in Re­ser­ve ge­hal­ten! Wenn du mir nur hun­dert­tau­send Fran­ken für mein No­ta­ri­at be­zah­len willst, kannst du es mor­gen ha­ben.«

Die Prachtent­fal­tung des Bal­les, den der Par­füm­händ­ler ge­ben woll­te und von der in den eu­ro­päi­schen Zei­tun­gen die Rede war, wur­de, aus An­laß des Lärms, den die Tag und Nacht fort­ge­setz­ten Um­bau­ten ver­ur­sach­ten, in der Han­dels­welt sehr an­ders be­spro­chen. Hier er­zähl­te man sich an ei­ner Stel­le, Cäsar habe drei Häu­ser ge­mie­tet, an ei­ner an­de­ren, er lie­ße sei­ne Sa­lons ver­gol­den, an ei­ner ent­fern­te­ren, bei dem Es­sen wür­den Ge­rich­te auf­ge­tischt wer­den, die ei­gens für die­sen Zweck er­fun­den sei­en; wie­der wo an­ders wur­de der Ehr­geiz des Par­füm­händ­lers bit­ter ge­ta­delt, man spot­te­te über sei­ne po­li­ti­schen Prä­ten­tio­nen, man leug­ne­te so­gar, daß er ver­wun­det wor­den war! Der Ball hat­te mehr als eine Int­ri­ge im zwei­ten Be­zirk zur Fol­ge; die Freun­de hiel­ten sich still, aber die Wün­sche blo­ßer Be­kannt­schaf­ten wuch­sen ins Un­ge­mes­se­ne. Je­des Glück schafft eine Schar Schmeich­ler. Es gab eine Men­ge Men­schen, die sich eine Ein­la­dung mehr als einen Gang kos­ten lie­ßen. Die Bi­rot­te­aus er­schra­ken über die Men­ge von »Freun­den«, die sie gar nicht kann­ten. Be­son­ders setz­te die­ser An­drang Frau Bi­rot­teau in Schre­cken, ihre Stim­mung wur­de beim Her­an­na­hen des Fes­tes von Tag zu Tag trüber. Sie ge­stand Cäsar, daß sie nicht wis­se, wie sie sich be­neh­men sol­le, sie war ent­setzt über die Un­zahl von De­tails, die für ein sol­ches Fest vor­zu­be­rei­ten wa­ren; wo soll­te man das Sil­ber­zeug, das Glas­zeug, die Er­fri­schun­gen, das Ta­fel­ge­schirr, die Be­die­nung her­neh­men? Und wer soll­te das al­les über­wa­chen? Sie bat Bi­rot­teau, er sol­le sich an die Ein­gangs­tür stel­len und nur die wirk­lich Ein­ge­la­de­nen her­ein­las­sen, denn sie hat­te merk­wür­di­ge Din­ge über Leu­te ge­hört, die zu sol­chen Bäl­len der Bour­geoi­sie ge­kom­men wa­ren und sich auf Freun­de be­rie­fen, die sie dann nicht nen­nen konn­ten.

Als zehn Tage vor­her Bra­schon, Grin­dot, Lour­dois und Chaf­faroux, der Bau­un­ter­neh­mer, er­klärt hat­ten, daß die Woh­nung an dem viel­ge­nann­ten Sonn­ta­ge, dem 17. De­zem­ber, fer­tig sein wür­de, fand abends, nach dem Es­sen, in dem be­schei­de­nen klei­nen Sa­lon des Zwi­schen­ge­schos­ses, eine ko­mi­sche Kon­fe­renz zwi­schen Cäsar, sei­ner Frau und sei­ner Toch­ter statt, um die Lis­te der Ein­ge­la­de­nen auf­zu­stel­len und die Ein­la­dun­gen zu schrei­ben, die ih­nen am Mor­gen der Dru­cker auf schö­nem eng­li­schen rosa Kar­ton zu­ge­schickt hat­te, und die in dem vor­ge­schrie­be­nen kin­di­schen Stil die­ser ehr­ba­ren Ge­sell­schaft ab­ge­faßt wa­ren.

»Daß wir nur nie­man­den ver­ges­sen!« sag­te Bi­rot­teau.

»Wenn wir auch je­man­den ver­ges­sen«, sag­te Kon­stan­ze, »er selbst wird sich schon nicht ver­ges­sen. Frau Der­ville, die uns bis­her nie­mals be­sucht hat, ist ges­tern abend vier Mann hoch an­ge­tre­ten.«

»Sie ist sehr hübsch,« sag­te Cäsa­ri­ne, »sie hat mir gut ge­fal­len.«

»Vor ih­rer Hei­rat war sie aber noch we­ni­ger als ich,« sag­te Kon­stan­ze, »sie war Wäs­chenä­he­rin in der Rue Mont­mar­tre und hat Hem­den für dei­nen Va­ter ge­macht.«

»Also fan­gen wir mit der Lis­te an«, sag­te Bi­rot­teau, »und zwar mit den vor­neh­men Leu­ten. Schreib, Cäsa­ri­ne: der Herr Her­zog und die Frau Her­zo­gin von Le­non­court …«

»Mein Gott, Cäsar,« sag­te Kon­stan­ze, »schi­cke doch bloß kei­ne Ein­la­dung Leu­ten, die du nur als Lie­fe­rant kennst. Willst du viel­leicht auch noch die Prin­zes­sin von Bla­mont-Chau­vry, die mit dei­ner se­li­gen Pa­tin, der Mar­qui­se d’Uxel­les, nä­her ver­wandt war als der Her­zog von Le­non­court, ein­la­den? Willst du auch die bei­den Her­ren Van­den­es­se, Herrn von Mar­say, Herrn von Ron­que­r­ol­les, Herrn von Ai­gle­mont, oder dei­ne gan­ze Kund­schaft ein­la­den? Du bist ver­rückt ge­wor­den, dei­ne Grö­ße ist dir zu Kopf ge­stie­gen.«

»Schön, aber doch den Gra­fen von Fon­taine mit Fa­mi­lie! Ach, der kam da­mals un­ter dem Na­men ›Grand-Jac­ques‹ mit dem ›Gar­s‹, das war der Mar­quis von Mon­tau­ran, und Herrn von Bil­lar­diè­re, der ›Le Nan­tais‹ ge­nannt wur­de, in die Ro­sen­kö­ni­gin, vor der großen Af­fä­re des 13. Ven­dé­mi­aire. Was war das für ein Hän­de­drücken! Mut, mein teu­rer Bi­rot­teau! Ge­hen Sie, eben­so wie wir, in den Tod für die gute Sa­che! Wir sind doch alte Ver­schwö­rer-Ka­me­ra­den.«

»Also schreib ihn auf«, sag­te Kon­stan­ze. »Wenn Herr von Bil­lar­diè­re und sein Sohn kom­men, müs­sen sie ja je­man­den fin­den, mit dem sie sich un­ter­hal­ten kön­nen.«

»Schreib, Cäsa­ri­ne,« sag­te Bi­rot­teau, »Pri­mo, den Herrn Sei­ne­prä­fek­ten; mag er nun kom­men wol­len oder nicht, aber er steht an der Spit­ze der Stadt­ver­wal­tung: Ehre, wem Ehre ge­bührt. – Herrn von Bil­lar­diè­re nebst Sohn, den Bür­ger­meis­ter. Die Zahl der Per­so­nen set­ze ans Ende. – Mei­nen Kol­le­gen Gra­nat, den Bei­ge­ord­ne­ten und Frau. Sie ist sehr häß­lich, aber das hilft nichts, man kann sie nicht weg­las­sen! – Herrn Cu­rel, den Ju­we­lier, Obers­ten der Na­tio­nal­gar­de, mit Frau und bei­den Töch­tern. Das wä­ren die Be­hör­den. Nun zu den Haupt­per­so­nen! Den Herrn Gra­fen und die Frau Grä­fin von Fon­taine und ihre Toch­ter, Fräu­lein Emi­lie von Fon­taine.«

»Eine un­ver­schäm­te Per­son, die mich im­mer aus dem La­den her­aus­ho­len läßt und mit mir an ih­rer Wagen­tür re­det, ganz gleich, was für Wet­ter ist«, sag­te Frau Bi­rot­teau. »Wenn sie kommt, dann tut sie es bloß, um sich über uns zu mo­kie­ren.«

»Dann wird sie wahr­schein­lich kom­men«, sag­te Cäsar, der durch­aus Leu­te aus der vor­neh­men Ge­sell­schaft ha­ben woll­te. – »Den Herrn Gra­fen und die Frau Grä­fin von Grand­ville, mei­nen Haus­herrn, der feins­te Kopf am kö­nig­li­chen Hof, sagt Der­ville. Ach rich­tig, Herr von Bil­lar­diè­re hat ja ver­an­laßt, daß ich mor­gen als Rit­ter in die Ehren­le­gi­on von dem Gra­fen von Lacépè­de per­sön­lich auf­ge­nom­men wer­de. Es ge­hört sich, daß ich dem Groß­kanz­ler eine Ein­la­dung zum Ball und zum Di­ner schi­cke. – Herrn Vau­que­lin. – Schreib: zum Ball und zum Di­ner, Cäsa­ri­ne. Und nicht zu ver­ges­sen: alle Chif­fre­vil­les und Pro­tez. – Herrn und Frau Po­pi­not, Rich­ter am Sei­ne­tri­bu­nal. – Herrn und Frau Thi­ri­on, Tür­hü­ter des kö­nig­li­chen Ka­bi­netts, die Freun­de von Ra­g­ons, und ihre Toch­ter, die, wie man sagt, den Sohn des Herrn Ca­mu­sot aus ers­ter Ehe hei­ra­ten wird.«

»Cäsar, ver­giß den klei­nen Horace Bian­chon nicht, den Nef­fen des Herrn Po­pi­not und An­selms Vet­ter«, sag­te Kon­stan­ze.

»Na­tür­lich! Cäsa­ri­ne hat ja auch schon eine Vier hin­ter die Po­pi­nots ge­setzt. – Herrn und Frau Ra­bour­din, einen der Bu­reau­chefs des Herrn von Bil­lar­diè­re. – Herrn Co­chin, von der­sel­ben Be­hör­de, mit Frau und Sohn, die Kom­man­di­täre der Ma­ti­fats, und, da wir bei ih­nen sind, gleich Herrn, Frau und Fräu­lein Ma­ti­fat.«

»Die Ma­ti­fats ha­ben sich«, sag­te Cäsa­ri­ne, »für Herrn und Frau Col­le­ville und Herrn und Frau Thuil­lier, ihre Freun­de, ver­wen­det.«

»Wir wol­len se­hen«, sag­te Cäsar. »Dann un­ser Han­dels­agent, Herr Ju­les Des­ma­rets und Frau.«

»Die wird die Schöns­te auf dem Bal­le sein!« sag­te Cäsa­ri­ne, »die ge­fällt mir sehr, mehr als alle an­de­ren.«

»Der­ville und Frau.«

»Schreib doch Herrn und Frau Co­que­lin auf, die Nach­fol­ger des On­kels Pil­ler­ault«, sag­te Kon­stan­ze. »Sie rech­nen so be­stimmt dar­auf, daß sich die arme klei­ne Frau bei mei­ner Schnei­de­rin schon ein pracht­vol­les Ball­kleid hat ma­chen las­sen: einen Rock von weißem Sa­tin und dar­über ein Tüll­kleid mit ei­nem Be­satz von ge­stick­ten Blu­men. Es hat nicht viel ge­fehlt, so hät­te sie sich eine gold­durch­wirk­te Robe be­stellt, als ob sie bei Hofe er­schei­nen soll­te. Las­sen wir die fort, so ma­chen wir uns zwei er­bit­ter­te Fein­de.«

»Schreib sie auf, Cäsa­ri­ne; wir müs­sen dem Han­dels­stan­de Ehre er­wei­sen, wir ge­hö­ren ja selbst dazu. – Dann Herrn und Frau Ro­guin.«

»Mama, Frau Ro­guin wird ihr Dia­dem an­le­gen, und alle ihre Bril­lan­ten und ihr Spit­zen­kleid.«

»Herrn und Frau Le­bas«, sag­te Cäsar. »Dann den Herrn Prä­si­den­ten des Han­dels­ge­richts mit Frau und zwei Töch­tern. Ich habe ihn bei den Spit­zen über­se­hen. – Herrn und Frau Lour­dois mit Toch­ter. – Herrn Ban­kier Cla­paron, die Her­ren Grin­dot, Mo­li­neux, Pil­ler­ault mit sei­nem Haus­ei­gen­tü­mer, Herrn und Frau Ca­mu­sot, die rei­chen Sei­den­händ­ler, mit al­len Kin­dern, dem vom Po­ly­tech­ni­kum und dem An­walt … Er soll an­läß­lich sei­ner Hei­rat mit Fräu­lein Thi­ri­on zum Rich­ter er­nannt wer­den.«

»Aber in der Pro­vinz«, sag­te Cäsa­ri­ne.

»Herrn Car­dot, Ca­mu­sots Schwie­ger­va­ter, und alle Kin­der Car­dots. Rich­tig! Auch die Guil­lau­mes, Rue du Co­lom­bier, die Schwie­ger­el­tern von Le­bas, zwei alte Leut, Wand­de­ko­ra­ti­on; dann Alex­an­der Crot­tat – Cöles­tin …«

»Papa, ver­giß Herrn An­do­che Fi­not und Herrn Gau­diss­art nicht, die bei­den jun­gen Leu­te, die Herrn An­selm von großem Nut­zen sind.«

»Gau­diss­art? Der hat ja in Un­ter­su­chungs­haft ge­ses­sen. Aber das scha­det nichts, er geht nächs­ter Tage weg und reist für un­ser Öl, schreib ihn auf! Aber was soll uns der An­do­che Fi­not?«

»Herr An­selm sagt, er wird ein großer Mann wer­den, er ist so geist­voll wie Vol­taire.«

»Ein Schrift­stel­ler? Das sind lau­ter Atheis­ten.«

»Wir wol­len ihn doch auf­schrei­ben, Papa; wir ha­ben so schon nicht Über­fluß an Tän­zern. Au­ßer­dem ist doch der schö­ne Pro­spekt für euer Öl von ihm.«

»Er glaubt an mein Öl?« sag­te Cäsar. »Schreib ihn auf, lie­bes Kind.«

»Ich habe auch mei­ne Günst­lin­ge«, sag­te Cäsa­ri­ne.

»Dann schreib Herrn Mitral auf, mei­nen Ge­richts­voll­zie­her, und Herrn Hau­dry, un­sern Arzt; nur der Form hal­ber, kom­men wird er nicht.«

»Er wird schon kom­men, um sei­ne Par­tie zu spie­len«, sag­te Cäsa­ri­ne.

»Höre, Cäsar, ich hof­fe, du lädtst den Herrn Abbé Loraux zum Di­ner ein!«

»Ich habe schon an ihn ge­schrie­ben«, sag­te Cäsar.

»Ach, wir dür­fen auch nicht Le­bas’ Schwä­ge­rin, Frau Au­gus­ti­ne von Som­mer­vieux, ver­ges­sen«, sag­te Cäsa­ri­ne. »Die arme klei­ne Frau lei­det so, daß der Kum­mer sie noch um­brin­gen wird, hat uns Le­bas er­zählt.«

»Das kommt da­bei her­aus, wenn man einen Künst­ler hei­ra­tet«, rief Cäsar aus. »Sieh mal, dei­ne Mut­ter schläft ein«, sag­te er lei­se zu sei­ner Toch­ter. »Gute Nacht, Frau Bi­rot­teau.«

»Wie steht es denn mit dem Klei­de für die Mama?« sag­te Cäsar zu Cäsa­ri­ne.

»Es wird al­les recht­zei­tig fer­tig sein. Mama denkt, sie hat nur das Crê­pe-de-Chi­ne-Kleid, das glei­che wie mei­nes; die Schnei­de­rin hat ver­si­chert, daß das neue nicht an­pro­biert zu wer­den braucht.«

»Also wie­viel Per­so­nen ha­ben wir?« frag­te Cäsar laut, da er sei­ne Frau die Au­gen wie­der öff­nen sah.

»Mit den Kom­mis hun­dert­neun«, sag­te Cäsa­ri­ne.

»Wie sol­len wir denn die­se gan­ze Ge­sell­schaft un­ter­brin­gen?« sag­te Frau Bi­rot­teau. »Ach,« setz­te sie aus tiefs­tem Her­zen auf­seuf­zend hin­zu, »nach die­sem Sonn­tag wird’s doch auch mal Mon­tag wer­den.«

Bei Leu­ten, die von ei­ner so­zia­len Stu­fe in die nächst hö­he­re auf­rücken, voll­zieht sich nichts in ein­fa­cher Wei­se. We­der Frau Bi­rot­teau, noch Cäsar, noch sonst je­mand durf­te un­ter ir­gend­ei­nem Vor­wan­de das ers­te Stock­werk be­tre­ten. Cäsar hat­te sei­nem Haus­die­ner Ra­guet einen neu­en An­zug für den Ball­tag ver­spro­chen, wenn er scharf Wa­che hiel­te und sei­nen Auf­trag strikt aus­führ­te. Bi­rot­teau woll­te, wie der Kai­ser Na­po­le­on in Com­pièg­ne, als das Schloß an­läß­lich sei­ner Ver­mäh­lung mit Ma­rie Loui­se von Ös­ter­reich re­stau­riert wur­de, nichts ein­zeln Fer­tig­ge­stell­tes se­hen, er woll­te von dem Gan­zen »über­rascht« wer­den. So tra­fen die bei­den al­ten Geg­ner un­be­wußt noch ein­mal zu­sam­men, aber nicht auf ei­nem Schlacht­fel­de, son­dern auf dem Fel­de bour­geoi­ser Ei­tel­keit. Herr Grin­dot soll­te also Cäsar dann bei der Hand neh­men und ihm die Woh­nung zei­gen, wie ein Füh­rer die Neu­gie­ri­gen in ei­ner Ga­le­rie her­um­führt. Je­des Mit­glied der Fa­mi­lie hat­te sich üb­ri­gens sei­ne »Über­ra­schung« aus­ge­dacht. Cäsa­ri­ne, das gute Kind, hat­te ih­ren gan­zen klei­nen Spar­schatz, hun­dert Louis­dors, aus­ge­ge­ben, um ih­rem Va­ter Bü­cher zu schen­ken. Herr Grin­dot hat­te ihr ei­nes Mor­gens an­ver­traut, daß er im Zim­mer ih­res Va­ters eine zwei­tei­li­ge Biblio­thek, die ein klei­nes Ka­bi­nett bil­de­te, an­ge­bracht habe, eine Archi­tek­ten-Über­ra­schung. Cäsa­ri­ne hat­te dar­auf­hin alle ihre Mäd­chen-Er­spar­nis­se zu ei­nem Buch­händ­ler ge­tra­gen und schenk­te ih­rem Va­ter: Bos­su­et, Ra­ci­ne, Vol­taire, Jean-Jac­ques Rous­seau, Mon­tes­quieu, Mo­liè­re, Buf­fon, Fé­ne­lon, De­lil­le, Ber­nar­din de Saint-Pier­re, La Fon­taine, Cor­neil­le, Pas­cal, La Har­pe, kurz, die üb­li­che Biblio­thek, die man über­all fin­det, und die ihr Va­ter doch nie­mals le­sen wür­de. Sie muß­te aber eine schau­der­haf­te Buch­bin­der­rech­nung er­ge­ben. Der be­rühm­te un­pünkt­li­che Buch­bin­der Thou­ve­nin hat­te ver­spro­chen, die Bän­de am 15. mit­tags ab­zu­lie­fern. Cäsa­ri­ne hat­te ihre Not dem On­kel Pil­ler­ault ge­klagt, und die­ser hat­te die Sa­che auf sich ge­nom­men. Cäsars Über­ra­schung für sei­ne Frau war ein Kleid aus kirsch­ro­tem Sam­met mit Spit­zen gar­niert, wo­von er eben mit sei­ner Toch­ter, die ein­ge­weiht war, ge­spro­chen hat­te. Frau Bi­rot­te­aus Über­ra­schung für den neu­en Or­dens­rit­ter be­stand in ei­nem Paar gol­de­ner Schuh­schnal­len und ei­ner Bu­sen­na­del mit ei­nem Bril­lan­ten. Dann stand noch der gan­zen Fa­mi­lie die Über­ra­schung mit der neu­en Woh­nung be­vor, wor­auf nach vier­zehn Ta­gen die große Über­ra­schung der zu be­zah­len­den Rech­nun­gen fol­gen soll­te.

Cäsar hat­te abends reif­lich über­legt, wel­che Ein­la­dun­gen er per­sön­lich über­brin­gen und wel­che er mit Ra­guet zu­schi­cken soll­te. Nun nahm er einen Wa­gen und setz­te sei­ne Frau mit hin­ein, die sich mit ei­nem Fe­der­hut und dem neu­en Kasch­mir­schal, den sie sich seit fünf­zehn Jah­ren ge­wünscht hat­te, ver­un­stal­tet hat­te. Das fest­lich ge­klei­de­te Ehe­paar er­le­dig­te zwei­und­zwan­zig Be­su­che an ei­nem Vor­mit­tag.

Cäsar hat­te sei­ner Frau die Schwie­rig­kei­ten er­spart, die in ei­nem bür­ger­li­chen Haus­halt die Her­stel­lung der Spei­sen, die für das glän­zen­de Fest er­for­der­lich wa­ren, be­rei­tet hät­te. Er hat­te einen ge­schick­ten Ver­trag mit dem be­rühm­ten Che­vet ab­ge­schlos­sen, der pracht­vol­les Sil­ber­zeug stell­te, das ihm an Leih­geld so viel wie ein Rit­ter­gut ein­brach­te; er lie­fer­te auch das Di­ner, die Wei­ne und die Die­ner­schaft, die von ei­nem vor­nehm aus­se­hen­den Haus­hof­meis­ter di­ri­giert wur­de und sämt­lich für ihr Tun und Trei­ben ver­ant­wort­lich war. Che­vet ver­lang­te, daß ihm die Kü­che und das Spei­se­zim­mer des Zwi­schen­stocks als Haupt­quar­tier zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­den; er be­durf­te die­ser Räu­me, wenn er um sechs Uhr ein Di­ner für zwan­zig Per­so­nen und um ein Uhr mor­gens ein präch­ti­ges kal­tes Bü­fett ser­vie­ren soll­te. In dem Café de Foy hat­te Bi­rot­teau das Frucht­eis be­stellt, das in hüb­schen Tas­sen mit ver­gol­de­ten Löf­feln auf sil­ber­nen Plat­ten ge­reicht wer­den soll­te. Tan­ra­de, eine an­de­re Berühmt­heit, lie­fer­te die Er­fri­schun­gen.

»Sei nur ru­hig,« sag­te Cäsar zu sei­ner Frau, als er sie am Abend vor­her et­was auf­ge­regt fand, »Che­vet, Tan­ra­de und das Café de Foy wer­den im Zwi­schen­ge­schoß sein, Vir­gi­nie be­wacht den zwei­ten Stock, der La­den wird sorg­fäl­tig ver­schlos­sen wer­den. Wir brau­chen uns nur im ers­ten Stock aus­zu­brei­ten.«

Am 16. um zwei Uhr er­schi­en Herr von Bil­lar­diè­re, um Cäsar in die Kanz­lei zu be­glei­ten, wo er mit ei­nem Dut­zend an­de­rer Rit­ter von dem Herrn Gra­fen von Lacépè­de emp­fan­gen wer­den soll­te. Der Bür­ger­meis­ter traf den Par­füm­händ­ler mit Trä­nen in den Au­gen an, Kon­stan­ze hat­te ihn eben mit den gol­de­nen Schnal­len und dem Bril­lan­ten über­rascht.

»Es ist köst­lich, wenn ei­nem so viel Lie­be ent­ge­gen­ge­bracht wird«, sag­te er, als er vor den ver­sam­mel­ten Kom­mis, Cäsa­ri­ne und Kon­stan­ze in den Wa­gen stieg. Alle be­wun­der­ten Cäsar in sei­ner schwarz­sei­de­nen Hose, sei­de­nen St­rümp­fen und dem neu­en korn­blu­men­blau­en Frack, auf dem bald das Band, das nach Mo­li­neux’ Auss­pruch in Blut ge­taucht war, pran­gen soll­te. Als Cäsar zum Es­sen zu­rück­kehr­te, war er bleich vor Freu­de, be­sah sein Kreuz in al­len Spie­geln, denn in der ers­ten Trun­ken­heit be­gnüg­te er sich nicht mit dem Ban­de und zeig­te sei­nen Stolz ohne jede falsche Be­schei­den­heit.

»Lie­be Frau,« sag­te er, »der Herr Groß­kanz­ler ist ein ent­zücken­der Mensch; auf ein Wort von Bil­lar­diè­re hat er mei­ne Ein­la­dung an­ge­nom­men. Er kommt mit Herrn Vau­que­lin. Herr von Lacépè­de ist ein be­deu­ten­der Mann, ja, eben­so be­deu­tend wie Herr Vau­que­lin; er hat vier­zig Bän­de ge­schrie­ben! Und dazu ist die­ser Schrift­stel­ler Pair von Frank­reich. Wir dür­fen nicht ver­ges­sen, daß man ihn mit ›Eu­re Herr­lich­keit‹ oder mit ›Herr Graf‹ an­re­det.«

»Aber so iß doch end­lich«, sag­te sei­ne Frau. »Dein Va­ter be­nimmt sich schlim­mer als ein Kind«, sag­te Kon­stan­ze zu Cäsa­ri­ne.

»Wie hübsch sich das an dei­nem Knopf­loch aus­nimmt«, sag­te Cäsa­ri­ne. »Man wird vor dir prä­sen­tie­ren, wir müs­sen zu­sam­men aus­ge­hen.«

»Jede Schild­wa­che muß vor mir prä­sen­tie­ren.«

In die­sem Au­gen­blick kam Grin­dot mit Bra­schon her­un­ter. Nach dem Es­sen soll­te dem Ehe­paar und Cäsa­ri­ne der Ge­nuß des ers­ten Blicks auf die neu­en Räu­me zu­teil wer­den; der ers­te Ge­hil­fe Bra­schons schlug noch die letz­ten Ha­ken ein und drei Män­ner zün­de­ten die Lich­ter an.

»Wir brau­chen hun­dertzwan­zig Lich­te«, sag­te Bra­schon.

»Das kos­tet bei Tru­don zwei­hun­dert Fran­ken«, sag­te Kon­stan­ze, de­ren Kla­ge auf einen Blick des Rit­ters Bi­rot­teau ver­stumm­te.

»Ihr Fest wird groß­ar­tig wer­den, Herr Rit­ter«, sag­te Bra­schon.

Bi­rot­teau sag­te bei sich: »Schon sind die Schmeich­ler da. Der Abbé Loraux hat mich mit Recht da­vor ge­warnt, in ihre Sch­lin­gen zu fal­len, und mir ge­ra­ten, be­schei­den zu blei­ben. Ich wer­de nicht ver­ges­sen, wo ich her­stam­me.«

Cäsar ver­stand nicht, was der rei­che Ta­pe­zie­rer aus der Rue Saint-An­to­i­ne mit sei­nen Wor­ten bezweck­te. Bra­schon mach­te zehn ver­geb­li­che Ver­su­che, mit Frau, Toch­ter, Schwie­ger­mut­ter und Tan­te ein­ge­la­den zu wer­den. So wur­de er Bi­rot­te­aus Feind. Auf der Schwel­le re­de­te er ihn im­mer noch mit »Herr Rit­ter« an.

Jetzt be­gann die Ge­ne­ral­pro­be. Cäsar, sei­ne Frau und Cäsa­ri­ne ver­lie­ßen den La­den und be­tra­ten das Haus durch die Haus­tür. Die­se war groß­ar­tig er­neu­ert wor­den, mit zwei in glei­che qua­dra­ti­sche Fel­der ge­teil­ten Türflü­geln, in de­ren Mit­te eine ar­chi­tek­to­ni­sche Ver­zie­rung aus ge­stri­che­nem Guß­ei­sen an­ge­bracht war. Sol­che Tü­ren, die in Pa­ris in­zwi­schen so all­ge­mein ver­brei­tet sind, wa­ren da­mals eine sel­te­ne Neu­heit. Am Ende des Ves­ti­büls be­fand sich die Trep­pe, die aus zwei ge­ra­den Stie­gen be­stand, zwi­schen de­nen sich der So­ckel be­fand, der Bi­rot­teau so be­un­ru­higt hat­te, und der eine Art Loge bil­de­te, in der eine alte Por­tier­frau un­ter­ge­bracht wer­den konn­te. Das Ves­ti­bül mit ei­nem Fuß­bo­den von wei­ßen und schwar­zen Mar­mor­plat­ten und mit mar­mor­ar­tig ge­mal­ten Wän­den wur­de von ei­ner an­ti­ken vier­flam­mi­gen Lam­pe er­leuch­tet. Der Archi­tekt hat­te hier Ge­die­gen­heit mit Ein­fach­heit ver­ei­nigt. Ein schma­ler ro­ter Tep­pich­läu­fer ließ das Weiß der Trep­pen­stu­fen aus mit Bims­stein ge­glät­te­tem Sand­stein noch mehr her­vor­tre­ten. Auf dem ers­ten Trep­pen­ab­satz be­fand sich der Ein­gang zum Zwi­schen­ge­schoß. Die Ein­gangs­tür zur Woh­nung war ähn­lich wie die Haus­tür, aber in Holz­schnit­ze­rei ge­stal­tet.

»Wie rei­zend!« sag­te Cäsa­ri­ne. »Und da­bei gibt es nichts, was sich auf­dräng­te.«

»Ge­wiß, mein Fräu­lein; die reiz­vol­le Wir­kung be­ruht auf dem rich­ti­gen Ver­hält­nis zwi­schen Säu­len­ba­sis, Deck­plat­te, Ge­sims und Or­na­ment; au­ßer­dem habe ich nichts mit Gold über­zie­hen las­sen, die Far­ben sind ge­dämpft, nir­gends se­hen Sie schrei­en­de Töne.«

»Das ist ja eine gan­ze Wis­sen­schaft«, sag­te Cäsa­ri­ne.

Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Подняться наверх