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Rockin’ All Over The World

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Neben meiner eher bescheidenen Karriere bei den Lamberti-Nachrichten war ich ein durchaus passabler Discjockey. Es waren die 70er, in denen die Titel meistens noch angesagt wurden und die DJs irgendeinen Mumpitz zwischen den Liedern erzählten. Alle vier Wochen veranstalteten wir von der Pfarrei St. Lamberti eine Jugenddisco. Am frühen Nachmittag durften die Kleinen bis 13 Jahre ran (Da war „Heidi“ von Gitti und Erika der Top-Hit), dann ab 17 Uhr die älteren Jugendlichen.

Eine tolle Idee, die wir einmal pro Monat voller Elan in die Tat umsetzten. Vom Eintritt (50 Pfennig für die Jüngsten, 1,50 DM für die Jugendlichen) kauften wir neue Platten oder bezahlten zusätzlich anfallende Kosten. Es war die Zeit von ABBA, Boney M., Billy Ocean und Barry White. Und es war schon damals – streng gesehen – sexistisch, wenn Hot Chocolate von Auto-Erlebnissen sangen („Heaven’s In The Backseat Of My Cadillac“) , Donna Summer ihr „Love To Love You Baby“ stöhnte oder Meat Loaf vom „Paradise by the Dashboard Light“ schwärmte.

Der absolute Burner war bei uns immer Status Quo. Sobald deren Hits gespielt wurden, bildeten sich Kreise und die Leute tanzten zusammen. Keine Ahnung, ob es ähnliche Erlebnisse auch in Oldenburg oder Traben-Trarbach gab. Hier fuhren alle auf „Rockin’ All Over The World“ ab.

Der Job als DJ förderte meine spätere TV- Laufbahn. Ich lernte dort nämlich, vor Menschen frei zu reden und dabei sogar Spaß zu haben. Aufregung kannte ich schon damals nicht. Nein, ich genoss meinen DJ-Job, holte mir meine Infos über die Charts bei Jochen Pützenbacher, der bei RTL-Radio die Hitsendungen am Samstag und Sonntag moderierte, außerdem von Sendungen aus England auf Mittelwelle in fürchterlicher Qualität.

Mein absolutes Highlight war, dass das Riesen-Gymnasium mich zum Schulfest als Discjockey engagierte. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass das „Riesener“ ein reines Mädchengymnasium war. Und ich durfte dort DJ sein. „Uiuiui“ – dieser lautmalerische Ausdruck könnte meine damalige Gefühlswelt nicht besser beschreiben.

Ich war in meiner Jugend bescheiden, aber wenn es um ein Wagnis ging, auch keck. So zum Beispiel besuchte ich als Reporter ein Konzert der Band Hello, die damals mit „New York Groove“ einen Riesenhit hatte. Kurz vor dem Konzert gab es in der Schalterhalle der Stadtsparkasse ein Backstage-Meeting mit den Bandmitgliedern. Ich stellte Fragen, die man als Lokalreporter so stellt und die eher etwas peinlich waren (zum Beispiel ob sie die Gelegenheit gehabt hatten, etwas von Gladbeck zu sehen). Aber am Ende – und darauf kam es mir vorrangig an – bat ich die Jungs, einen launigen Gruß auf meinen kleinen Philips-Kassettenrekorder zu sprechen: „Have fun with DJ Jörg.“ Das taten sie, und ich war stolz wie Oskar. Ein Jahr später das Gleiche mit WDR-Starmoderator Mal Sondock („Diskothek im WDR“) und mit Chris Norman und Smokie („Living Next Door To Alice“). Bei der nächsten Jugendheimdisco wurden die Grußbotschaften von Smokie & Co. abgespielt und die Gäste staunten nicht schlecht.

Ich war immer ein leidenschaftlicher Basketballspieler. Basketball hatte gegenüber Fußball den Vorteil, dass man in den Wintermonaten nicht fror.

Ich war Kapitän des TV Gladbeck. Kreisliga B, A und Bezirksliga – das war das Höchste der Gefühle. Auch hatte ich einen Schiedsrichterschein, Lizenznummer 4747. Mit meinem Mofa (das durfte man ab 15 Jahren fahren) düste ich nach Gelsenkirchen, Dorsten oder Wulfen. In Wulfen gab es einen Spieler namens Kalle. Der war immer überdreht. Als Spieler bekamen wir uns öfter in die Wolle. Verbal wurde wenig ausgelassen, wenn wir gegeneinander spielten. Als Schiri versuchte ich immer fair zu sein. Nur bei Kalle nicht. Er bekam von mir Fouls zugeschrieben, wenn er sich nur in der Nähe des Gegners aufhielt. Die Frage war nicht, ob er mit fünf Fouls vorzeitig ausscheiden würde, sondern wann. Meine Schiedsrichterei förderte unser Verhältnis nicht gerade, eher im Gegenteil. Wir wurden nie Kumpels, und dann verlor ich Kalle und Wulfen aus den Augen. Wulfen vermisste ich eh nicht: Dort versuchten die Zuschauer oft von der Tribüne in die Halle runterzuspucken.

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