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Skandal um einen Scheißhaufen

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Es war die Zeit kurz vor dem Abitur, als es zu einem kleinen Eklat kam. Ich hatte davon Wind bekommen, dass man die Schuldirektion etwas ärgern wollte. Einige Mitschüler besorgten stinkenden Mist, transportierten diesen in aller Herrgottsfrüh vors Portal der Schule und luden ihn heimlich dort ab. Puuuuh! Es stank fürchterlich.

Ich war zwar nicht an der Aktion beteiligt, stand aber als WAZ-Reporter morgens um 4 Uhr auf und fotografierte die Scheiße. Sorry für das Wort.

Drei Stunden später trudelten die ersten Lehrer ein. Im Nu war der Direktor informiert. Zwar hatten sich die Abiturienten nur einen Scherz erlaubt (vermutlich ohne größere Hintergedanken: wegfegen, abspritzen und gut ist, sollte man glauben), aber sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Die Schuldirektion empfand den Scheißhaufen als imageschädigende Schmach. Und jetzt komme ich ins Spiel, ich hatte selbstverständlich Fotos geschossen von dem Scheißhaufen. Die Telefondrähte glühten. Schulleitung – WAZ-Chefredakteurin; WAZ-Chefredakteurin – Dahlmann; Dahlmann – Schulleitung. Forderung der Schulverantwortlichen: Keine Veröffentlichung des Fotos! Frau Weihrauch sah das anders. Journalistische Freiheit!

Mir war es egal, ich hatte mein Abi in der Tasche. Aber da war noch meine Schwester Petra, die kurz nach ihrem Studium als Referendarin im kommenden Schuljahr am Ratsgymnasium arbeiten sollte. Und mein ehemaliger Erdkunde- und Religionslehrer, Schultheiß, inzwischen stellvertretender Direktor, machte mir unmissverständlich klar: „Wenn das Foto veröffentlicht wird, kann deine Schwester die Stelle am Gymnasium vergessen.“ Wow! Das war eine neue Form der Pädagogik.

Ich erzählte der Gladbecker Redaktionschefin von dem unverhohlenen Erpressungsversuch. Da hatte die Schule aber die Rechnung ohne die harte Heidi gemacht. „Jetzt erst recht!“, sagte sie. Und wenn meine Schwester deswegen später Ärger bekäme, würde sie höchstpersönlich noch einen draufsetzen.

Das stinkende Foto erschien am Folgetag. Der Journalismus hatte gesiegt. Kompliment an die WAZ, dass sie nicht eingeknickt war. Um es mit den Worten von Oliver Kahn zu sagen: „Eier, wir brauchen Eier!“ Ich hoffe, bei Sky liest man diese Zeilen. So geht „Eier haben“.

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