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Emil, die Lokomotive

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Mein Leichtathletikhighlight: Stabhochsprung. Komischerweise hatte ich, der ich beim Turnen über keinen Kasten springen konnte, keine Angst, den Stab in den Einstichkasten zu rammen, um dann durch die Luft zu fliegen. Ich war in der Prüfung sogar besser als aktive Leichtathleten. Dafür war ich im Kugelstoßen mies. Ich benötigte in einer anderen Disziplin eine Ausgleichsleistung und musste besser als die Norm sein. Ich entschied mich für den 1500-Meter-Lauf. Also knapp viermal um den Sportplatz herum.

Es gab zwei Laufgruppen. Ich startete in Laufgruppe eins. Und es reichte nicht. Ein paar Sekunden fehlten. Ich war durchgefallen. Aber jetzt folgt das absolute Highlight meines Studiums. Ich bat meinen Kursleiter, mir noch eine Chance zu geben, erbettelte mir die Teilnahme in der zweiten Laufgruppe. „Das wird nicht funktionieren“, meinte er, da ich ja gerade erst vom ersten Lauf ins Ziel gekommen war.

Ein paar Minuten später Startschuss zum zweiten Lauf. Ich legte alle Lauftaktiken und Erkenntnisse beiseite und ging die 1500 Meter wie ein Sprinter an. Sauerstoffschuld hin oder her. Ich lief wie um mein Leben, bis die Kräfte nachließen. Aber ich riss mich zusammen. Bis 200 Meter vor dem Ziel lag ich in der Zeit. Letzte Kurve, letzte Gerade. Ich kroch auf dem Zahnfleisch. Die Kommilitonen feuerten mich an. Zielgerade, die letzten Meter. Und dann erging es mir, wie einst einer Schweizer Läuferin bei Olympia: Ich wankte eher ins Ziel, als dass ich lief.

„Du hast es geschafft!“, rief mir der Kursleiter entgegen. Nun, ich glaube nicht, dass ich es geschafft hatte, ich glaube, er wollte allein meine Willenskraft belohnen.

Wie auch immer, danach bekam ich einen neuen Namen: Emil. Nach Emil Zatopek, der Lokomotive aus Prag, der einst mit einem höchst unorthodoxen Laufstil Olympiasieger geworden war. Markenzeichen: hängende Zunge und wackelnder Kopf.

Emil, Dalli, Dahli, Schorsch, mein Klassenlehrer nannte mich Blue Boy (in Anlehnung an eine Figur aus dem Western High Chaparral), Jörgi, Jorginho – ich bekam eine Unmenge von Spitznamen. Während des Studentenskikurses in Verbier/Schweiz kam ein weiterer hinzu: Moonraker! Ich hatte mir als Skianfänger einen spacigen Anzug à la James Bond gekauft. Skikünste und Aussehen drifteten weit auseinander.

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