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Beispiel „Das Haus“

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Im Traum hat sich jemand ein Haus gebaut, und als er hineingeht, findet er darin viele zerlumpte Gestalten vor, verwahrloste Menschen, die alles zerstören, was darin ist. — “Wie geht es, altes Haus?“, sagt jemand schon mal zur Begrüßung.

Die Symbolik des Hauses ist Projektionsfläche für Vor- und Unbewusstes. Häuser sind Zentren akkumulierter Energie. Im Traum erscheint das Haus, gleichgültig, um welche Art von Gebäude es sich handelt, oft als Ausdruck des Menschen in seiner Ganzheit als Körper, Geist und Psyche. Es erscheint als Symbol für die Persönlichkeit des Bewohners oder Träumers, manchmal als feste oder bröckelnde Burg, als Hütte oder Stall — oder wie im obigen Traum, als gefährlicher Ort. In der Stimmung, der Zustimmung, der Ablehnung, der Gleichgültigkeit oder der Verwunderung findet sich ein Betrachter „ein Stück weit“ selbst wieder. In seinem wegbereitenden Traum zur Entwicklung der eigenen tiefenpsychologischen Sicht befindet sich C.G. Jung in einem behaglichen Wohnzimmer, von dem aus er das Haus bis hin zum Keller erkundet. Jung sah den Traum als eine kurze Zusammenfassung seines Lebens und insbesondere seiner geistigen Entwicklung.

Als Symbole für die Ganzheiten von Menschen — vom „Dachstübchen“ über die „bewussten“ Geschosse bis hin zu den unzugänglichen und gefährlichen Kellerräumen und Gewölben — lassen solche Bilder vom Haus, sei es im Traum, sei es in der Realität eines eigenen Hauses, die eigene Lebensrealität unabhängig von fremden Erwartungen aufscheinen.


Sein monströses Totes Haus ur hat der Bildhauer Gregor Schneider im Jahre 2001 als deutschen Beitrag zur Biennale in Venedig gebracht: ein unheimliches, irres, bizarres Haus voller Gerümpel, in dem die Türen, Fenster und Treppen ins Nichts führen. In einem Fernsehbeitrag dazu sagte der Künstler den Satz: „Wände können Zeit einfrieren“.

Das sei der Fall, wo Häuser und Wohnungen zu Privatgefängnissen werden, der Schutzraum zum Albtraum. Der „Tatort Elternhaus“ bleibt meist unerkannt, weil es sich hierbei um den am stärksten tabuisierten Ort handelt.

Albtraumartig sind Häuser allerdings auch in ausufernden Vorstädten, langweiligen Hochhaussiedlungen, lebensgefährlichen Favelas und Townships, öden Investorenbauten. Missstimmung, Depression, Lustlosigkeit, Aggression, Machtlosigkeit sind die Begriffe für das, was hier wirkt und was sich in die Psyche der Bewohner einprägt.

Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt

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