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Beispiel „Das Denkmal“

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Ein „starkes“ Bild eines Denkmals, das Emotionen aufkommen lassen kann und bei vielen Menschen ans Unbewusste rührt, ist das Stelenfeld in Berlin Mitte zum Gedenken an den Holocaust. Das Denkmal für die ermordeten Juden hat eine ungeheure Anziehungskraft entfaltet. Manchen ist es ein Spielplatz, für andere deshalb unerhört. Der Journalist Henryk M. Broder sagte im Juni 2005 in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel (09.06.2005) im Blick auf dieses Berliner Holocaust-Mahnmal, er hasse eine Architektur, die ihm sagt, was er fühlen solle.

Nur ein kleiner Teil der Besucher wird bei diesem Denkmal aber tatsächlich eine große Erschütterung spüren. Manchen erinnert das Monument, wie in dem o.g. Interview ausgesprochen, auch eher an ein Modell von Marzahn (eine in ihren Dimensionen „überwältigende“ Hochhaussiedlung im Osten von Berlin), als an den Holocaust.

Die Gestalt des Stelenfeldes in der Stadt Berlin hat inzwischen Teil am sozialen und kulturellen Charakter der Stadt. Es ist vorstellbar, in diesem Stelenfeld die aufkommenden Gefühle, Körperempfindungen, Assoziationen und Gedanken mit Bedacht wahrzunehmen, mit Interesse zu beachten und zu versuchen, in einen „Dialog“ mit den Stelen und dem Stelenfeld zu kommen. Das Bild eines Feldes von Steinen kann Assoziationen erzeugen, wenn man sie denn zulässt. Dabei besteht zumindest die Möglichkeit, dass sich eine Erfahrungsebene auftut, die den eigenen Bezug zu diesem Teil der städtischen Umwelt anders erfahrbar und die „Suggestion“ lokalisierbar macht. Das Dokumentationszentrum unter dem Stelenfeld, der Raum der Stille am Brandenburger Tor, das Jüdische Museum sind Orte, an denen sich solche Erfahrungsebenen öffnen.


Um ein Denkmal zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung wird allenthalben gestritten: Für Potsdam hatte der Potsdamer Ehrenbürger, Denkmalpfleger und Bauhistoriker Friedrich Mielke einen Entwurf für ein solches Denkmal als Geschenk angeboten. Mielke hatte sich zu DDR-Zeiten um die Bewahrung des bauhistorischen Erbes verdient gemacht, gleichwohl hatte er den Abriss des Stadtschlosses nicht verhindern können. Mielke hat Potsdam nicht als „Disneyland“ gesehen, sondern als potenzielles Musterbeispiel für das Beieinander von Alt und Neu. In diesem Sinne hat er eine sieben Meter hohe doppelläufige Treppenspirale entworfen, deren 42 Stufen die Jahre der deutschen Teilung symbolisieren. Der Entwurf wurde nicht diskutiert, sondern dem 90-jährigen Ehrenbürger der Stadt unterstellt, sich nicht für ein allgemeines Interesse einzusetzen.

Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt

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