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Beispiel „Die Kirche im Dorf und die Moschee in der Stadt“

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Ein Bild, welches das christliche Abendland bestimmt wie kaum ein anderes ist Die Kirche im Dorf. Christliche Kirchen besitzen im christlichen Abendland einen eindeutigen Symbol- und mythologischen Wert, indem sie auf die christlichen Religionen und ihre Geschichten bezogen sind.

Die Kirche Notre Dame im französischen Seebad Royan an der Mündung der Gironde wurde nach der fast völligen Zerstörung der Stadt durch die Alliierten im Januar 1945 als ein Symbol dafür geschaffen, dass die Stadt wieder auferstanden, dass sie nicht gebrochen ist. Es sollte die höchste Kirche werden, die möglich ist. Sie wurde ein Koloss, der schon aus weiter Ferne sichtbar ist und an ein Schiff, ein Symbol für die Lebensreise und Zuflucht des Menschen, wie es schon die Arche Noah war, erinnert.

Heute steht die Umwandlung von Kirchen, die nicht mehr gebraucht werden, an. Die Glaubensgemeinschaften sind oft finanziell nicht mehr in der Lage, diese Gebäude zu unterhalten. In der thüringischen Stadt Mühlhausen werden seit Langem mehrere der 14 Kirchen nicht mehr als Gotteshäuser, sondern als Bibliothek, Atelier, Theater, Museum, Jugendherberge oder Raum für Tagungen genutzt.

Es stellt sich im örtlichen Zusammenhang manchmal die Frage, ob die Kirche abgerissen, oder ob sie in eine Sparkasse, ein Restaurant, einen Supermarkt oder gar in eine Moschee umgewandelt werden soll. Die Konversion von Kirchengebäuden ist ein Zeichen für den Verlust zentraler Symbole und damit selbst ein Symbol, dessen man sich bewusst sein sollte, um die Tragweite für die europäische Kultur zu erkennen. Die Konversion der Sakralbauten ist unabänderlich, wenn sie nicht mehr gebraucht und unterhalten werden können. Das Ergebnis einer Konversion ist entscheidend dafür, ob ein mythischer Ort, ein Ort der Bindung und Identität vermittelt, erhalten bleibt oder verloren geht.


Zweifelsohne steht die Alternative der Umwandlung einer Kirche in eine Moschee dem Symbolwert der christlichen Kirche entgegen. Mit dem Verkauf von Kirchen an muslimische Gemeinschaften zieht Christus aus und Mohammed zieht ein (s. Verkauf von Kirchengebäuden der Neuapostolischen Kirche in Berlin Neukölln und Tempelhof im Herbst 2007). Es ist nur zu verständlich, dass die muslimischen Religionsvereinigungen die hässlichen Hinterhöfe verlassen wollen. Eine Gemeinschaft oder Gemeinde will sich von einer bestimmten Größe an sichtbar machen, sofern sie sich nicht als Geheimgemeinschaft versteht. Eine vernünftige und auch symbolisch tragbare Antwort darauf ist es wohl, Flächennutzungspläne und Bebauungspläne auszuweisen, die den Bau von Moscheen dort möglich und verständlich machen, wo die Mitglieder dieser Religionsgemeinschaften wohnen und wo sie mit diesem Symbol ihr Dasein repräsentieren.


Für ihre Kirchenhäuser müssen Kirchen, Kommunen und Bewohner, denen die christlichen Wurzeln etwas bedeuten, Ideen entwickeln. Nur so lassen sich über die Zeiträume hinweg die Bezogenheit und die Geschichten anhand der sie repräsentierenden Symbole bewahren.

Ein Beispiel für die Kraft eines solchen Symbols, im Hinblick auf eine Stadt oder das ganze Land, ist die wieder erstandene Dresdner Frauenkirche. Sie ist zu einem Symbol eines mit sich selbst einigermaßen zurande gekommenen Deutschlands geworden, zu einem Symbol für die Versöhnung der Deutschen miteinander und mit den Alliierten, die den Aufbau durch Spenden unterstützt haben. Hier manifestiert sich auch der Zusammenhang von Symbol und Identität. Durch das Symbol konnte die Sehnsucht vieler Menschen, sich selbst in einem äußeren Objekt wiederzufinden, gestillt werden

Symbolische Dimension des Wohnens in der Stadt

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