Читать книгу Ferien Lesefutter Juni 2019 - 5 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland - Страница 26

18

Оглавление

Vergrößerte Milz, Schmerzen in den Röhrenknochen, Blässe, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, gelegentliches Fieber, Neigung zu den verschiedensten Blutungen ... Dr. Härtling war erschüttert. Danas Sportsfreundin hatte Leukämie! Ihr Körper produzierte die weißen Blutkörperchen im Übermaß! Ihr Blut war von Leukozyten überschwemmt!

Der Klinikchef dachte an seine jüngste Tochter Josee, die diese Krankheit auch gehabt hatte. Sie war wieder gesund geworden. Doch wie viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatte er schon sterben sehen, weil weder eine Strahlentherapie noch eine Behandlung mit Zystostatika, noch eine Knochenmarktransplantation - weil einfach nichts, absolut gar nichts gegriffen und den Krankheitsverlauf gestoppt hatte.

„Großer Gott!“, stöhnte Dr. Härtling, als er sämtliche Befunde vorliegen hatte, die ihm schwarz auf weiß bestätigten, was er eigentlich schon längst wusste.

Bei der Leukämie - Blutkrebs nennt der Volksmund diese heimtückische und gefährliche Krankheit - steigt die Zahl der weißen Blutzellen von normalerweise 6000 bis 8000 auf viele Hunderttausende im Kubikmillimeter Blut an, und dementsprechend wuchert das die weißen Blutkörperchen erzeugende Gewebe, wobei diese uferlose Vermehrung auf Kosten der roten Blutkörperchen geht, denn in dem Maße, wie unaufhaltsam weiße Blutkörperchen produziert und in den Blutstrom geworfen werden, geht die Produktion der roten dramatisch zurück.

Als Dr. Härtling den Großeltern eröffnete, was die gründliche Untersuchung ihrer siebzehnjährigen Enkeltochter ergeben hatte, brach Barbara Brauneder zusammen.

Claudia Meeles, die Betroffene selbst, ertrug die Nachricht mit unglaublicher Fassung. Dr. Härtling hatte den Eindruck, dass sie ihn nicht richtig verstanden hatte.

Begriff sie die Tragweite dessen nicht, was er gesagt hatte? Sie saß so gefasst vor ihm, als würde das alles jemand anderen betreffen. Einen Menschen, den sie nicht kannte, den sie noch nie gesehen hatte. Sicher, ein solches Schicksal ist immer traurig, wen immer es auch trifft, aber warum erzählte der Klinikchef ihr das?

Er erklärte ihr, was man alles tun könne, um ihr zu helfen, sprach von der Strahlentherapie, deren Ziel es sei, möglichst viele Leukämiezellen zu zerstören. Dies ließe sich sowohl durch eine lokale Strahlenanwendung als auch durch eine Ganzkörperbestrahlung erreichen.

Sie nickte zustimmend. Aber hörte sie ihm auch wirklich zu? Dr. Härtling erwähnte die intravenöse Zufuhr von Radionukliden zur Bestrahlung von innen. Und sie nickte wieder. Aber sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Jemand war krank. Bedauerlich. Schrecklich. Doch was hatte sie damit zu tun? Sie hörte von einer Chemotherapie der Leukosen mit Zystostatika und Gorticosteroiden. Medizinisches Kauderwelsch. Weshalb sollte sie sich damit belasten?

Dr. Härtling ließ das Dilemma, das immer das Gleiche war, unerwähnt: Wurde zu schwach behandelt, blieb die Rückbildung der weißen Blutkörperchen aus, wurde zu intensiv therapiert, ging das Knochenmark ein.

Ein grausamer Tod streckte nach diesem jungen, hübschen Mädchen, dessen Leben gerade angefangen hatte, seine knöchernen Klauen aus, doch sie schien nicht die geringste Angst vor ihm zu haben.

Ferien Lesefutter Juni 2019 - 5 Arztromane großer Autoren

Подняться наверх