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Peter Werding riss die Augen auf.

„Wie war das?“ Er starrte Claudias Großeltern entgeistert an. „Bitte würden Sie das wiederholen?“ Sein Herz raste. Seine Stimme zitterte. Er war so aufgeregt, dass er das Gefühl hatte, unter seiner Kopfhaut würden sich Ameisen befinden.

Ludwig Brauneder schlug die Augen nieder und sagte, was er vorhin schon einmal gesagt hatte: „Claudia hat eine Schwester.“

„Wieso haben Sie sie noch nie erwähnt?“, fragte Peter Werding fassungslos.

„Sie ist ein durch und durch schlechter Mensch“, erklärte Barbara Brauneder mit belegter Stimme.

„Deshalb ist sie für uns seit langem gestorben“, fügte ihr Mann grimmig hinzu. „Männer, Drogen, kriminelle Handlungen ... Liane hat nichts ausgelassen. Wir haben uns Mühe gegeben, sie ebenso wie Claudia zu einem rechtschaffenen Menschen zu erziehen, aber es ist uns nicht gelungen. Sie hat uns belogen und bestohlen. Wir hatten immer wieder die Polizei im Haus. Ich bekam ihretwegen ernsthafte Herzprobleme. Es gab nichts als Ärger und Verdruss mit ihr. Irgendwann verschwand sie auf Nimmerwiedersehen. Wir waren alle froh darüber.“

„Auch Claudia?“, fragte Peter. Ludwig Brauneder nickte mit finsterer Miene. „Auch Claudia, denn Liane hatte sie immerzu gekränkt, gepeinigt und gedemütigt.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Wir atmeten alle erleichtert auf, als sie weg war. Endlich kehrten Ruhe und Frieden in unser Leben ein, und wir sprachen in diesem Haus - als wär’s ein stummes Übereinkommen - nie wieder über dieses missratene Mädchen. Ein Alptraum war von uns gewichen. Wir wollten nicht mehr daran erinnert werden.“

„Claudia hat eine Schwester.“ Peter Werding fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das dichte brünette Haar. Er sah einen Silberstreifen am Horizont.

„Wir wissen nicht, wo sie ist“, sagte Barbara Brauneder.

„Claudia braucht ihr Knochenmark“, sagte Peter.

„Wer weiß, ob sie es verträgt“, entgegnete Ludwig Brauneder.

„Sie verträgt es mit Sicherheit besser als Ihres oder meines“, sagte Peter.

„Wer weiß, ob Liane zu einer Knochenmarkspende bereit ist“, gab Ludwig Brauneder zurück.

„Sie muss“, brauste Peter Werding auf. „Es ist ihre Pflicht, ihrer schwerkranken Schwester zu helfen. Davor darf sie sich nicht drücken.“

„Sie kennen Liane Meeles nicht.“ Es hörte sich an, als würde Ludwig Brauneder von einer Fremden sprechen. „Der sind wir alle egal. Sie existiert für uns nicht mehr - und wir für sie nicht. Sie ist hartherzig, skrupellos und egoistisch.“

„Wir müssen sie suchen“, stieß Peter heiser hervor. „Und wir müssen sie schnellstens finden, denn sie ist Claudias allergrößte Chance - und vielleicht die einzige, die sie noch hat.“

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